personalmagazin 5/2015 - page 72

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RECHT
_RESTRUKTURIERUNG
personalmagazin 05/15
S
anierungen sind meist mit Per-
sonalabbau verbunden, der auch
Bestandteil von Standortent-
wicklungsvereinbarungen sein
kann. Wegen der mit betriebsbedingten
Kündigungen verbundenen Risiken soll-
ten zunächst weniger eingriffsintensive
Personalabbaumaßnahmen geprüft wer-
den, beispielsweise Einstellungsstopps,
Freiwilligenprogramme oder Vorruhe-
standsmodelle.
Ein Einstellungsstopp eignet sich nur
vorübergehend, denn er kann die Alters-
Von
Patrick Mückl
und
Max Scholz
und Qualifikationsstruktur der Beleg-
schaft negativ beeinflussen.
Ein Freiwilligenprogramm, in dessen
Rahmen Aufhebungsverträge (in der
Regel gegen Abfindungen) angeboten
werden, vermeidet kündigungsrecht-
liche Risiken, kann jedoch allenfalls
langfristig Einsparungseffekte erzielen.
Verhindert werden muss auch, dass die
„falschen“ Mitarbeiter das Angebot nut-
zen, und es so mehr schadet als nützt.
Sinnvoll kombiniert werden können
Aufhebungsverträge mit einer Outplace-
ment-Beratung. Dabei muss indes oft
Überzeugungsarbeit geleistet werden,
weil Mitarbeiter meist eine Abfindung
favorisieren.
Bei Vorruhestandsmodellen muss auf
den Auslauf der Förderung (§ 16 Alters-
teilzeitG) geachtet werden. Zudem müs-
sen gegebenenfalls hohe Rückstellungen
gebildet werden, die zwar nicht die Li-
quidität, aber den Unternehmenserfolg
oder einen im Nachgang zur Sanierung
beabsichtigten Verkaufsprozess beein-
trächtigen.
Betriebsbedingte Kündigungen erlau-
ben demgegenüber grundsätzlich eine
schnelle Realisierung von Personalabbau
und Kostensenkung. Werden die zu be-
achtenden komplexen rechtlichen Vor-
gaben indes nicht mit operativen und
personalpolitischen Bedürfnissen in Ein-
klang gebracht, führt dies infolge hoher
Kosten (für Abfindungen und Prozesse)
nicht selten zum Scheitern der Sanierung.
Der Betriebsfrieden und das öffentliche
Ansehen können dadurch nachhaltig
beschädigt werden. In diesem Kontext
kommt der Personalabteilung eine zentra-
le Rolle als „Vermittler“ und Berater von
Fachabteilungen und Sanierungsteam zu.
Überalterung als typischer Effekt
Warnen muss die Personalabteilung vor
allem vor einem negativen Effekt von
(nicht optimierten, wiederholten) Per-
sonalabbauprozessen: Ist die Sanierung
mit einem Personalabbau verbunden, ist
Gestalten statt Abholzen
ANLEITUNG.
Wer rechtliche, vor allem aber auch strukturbezogene Gestaltungsmög-
lichkeiten beim Personalabbau richtig nutzt, kann negative Effekte vermeiden.
Blindwütiger Kahlschlag macht den Wieder­
aufbau schwierig. Besser ist es, Sanierungen
von Anfang an nachhaltig zu planen.
© YOTRAK / THINKSTOCKPHOTOS.DE
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