Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 18

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MARKT & POLITIK
I
VERBANDSINFORMATIONEN
I
m Jahr 2015 veröffentlichte der Berufsverband RICS den Bericht „Our changing world:
let‘s be ready“. Darin werden die sechs wesentlichen Trends erörtert, die die Immobili-
enwirtschaft in den kommenden Jahren entscheidend prägenwerden. Bei einemdieser
Trends geht es um den „Kampf um die besten Nachwuchskräfte“ – und um das Thema
Personal Agility. Diesen Begriff hielt ich zunächst für einen weiteren kurz
lebigen Hype.
Nachdem ich jedoch mehr darüber gelesen und mich eingehend mit dem Konzept be-
schäftigt hatte, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass die persönliche Flexibilität
auch langfristig relevant bleiben wird – insbesondere für die Rekrutierung von jungem
Fachpersonal in der Immobilienwirtschaft.
WARUM MÜSSEN WIR FLEXIBEL SEIN?
Aus folgenden Gründen halte ich die persönliche
Flexibilität für eine der wertvollsten Kernkompetenzen eines Immobilienexperten. Die
Welt verändert sich immer schneller, sodass wir uns fortwährend an neue Situationen
undGegebenheiten anpassenmüssen. Doch entscheidend ist nicht nur die Geschwindig-
keit der Veränderung, sondern auch die steigende Komplexität der Welt um uns herum.
Durch die zunehmende Digitalisierung und die rasant wachsende Nutzung von Social
Media stehen uns immer mehr Informationen zur Verfügung.
Aber das ist noch nicht alles: Laut aktuellen Forschungsergebnissen werden 35 Pro-
zent der Kompetenzen, die wir heutzutage als wesentlich erachten, spätestens in fünf
Jahren irrelevant sein. Die Flexibilität der Fähigkeiten und Kompetenzen ist deshalb
ein entscheidender Faktor, um sich auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft durchsetzen zu
können.
WIE DEFINIERT MAN FLEXIBILITÄT?
Persönliche Flexibilität beruht auf drei wesentlichen
Faktoren: Fähigkeiten, Verhalten und Motivation.
Fähigkeiten:
Fähigkeiten sind vergleichsweise leicht zu erlernen, da es hier insbeson-
dere auf Aus- und Weiterbildung ankommt. Beispiele sind das Erlernen einer neuen
Sprache oder die Fähigkeit, ein Meeting oder ein ganzes Projekt zu leiten. In der Ver-
gangenheit waren diese Kriterien entscheidend für die Auswahl und Einstellung von
Bewerbern.
Verhalten:
Der zweite wesentliche Faktor ist
das Verhalten. Verhaltensweisen lassen sich
nur schwer verändern, da sie von individuellen
Persönlichkeitsmerkmalen abhängig sind. Dazu
zählenunter anderemDurchhaltevermögen, An-
passungsfähigkeit, Lernkompetenz, emotionale
Stabilität, Gewissenhaftigkeit, Kreativität und
Umgangmit anderen.Wissenschaftliche Studien
zeigen, dass sich persönliche Verhaltensweisen
mit der Pubertät herausbilden und ab dem 30.
Lebensjahr fest verankert sind. Daher lassen sie
sich kaum beeinflussen, können aber sehr gut
gemessen werden. Ein übliches Instrument ist
der unter Psychologen beliebte „Big Five Test“,
der Fachkräfte in den Kategorien Extrovertiert-
heit, Umgang mit anderen, Gewissenhaftigkeit,
emotionale Stabilität und Kreativität bewertet.
Personal Agility:
Nicht nur ein Hype!
RICS
Wie kann die Immobili-
enbranche sicherstellen, dass
auch in Zukunft motivierte
Mitarbeiter in ausreichender
Anzahl zur Verfügung ste-
hen? Welche Erwartungen
stellt der Markt an sie? Oder
anders gefragt: Welche Fä-
higkeiten und Kompetenzen
benötigt der erfolgreiche Im-
mobilienexperte der Zukunft?
Ein wichtiger Aspekt ist das
Thema Personal Agility, also
die persönliche Flexibilität.
„Zu den Anforderungen
hinsichtlich Fähigkeiten
und Kompetenzen,
die in Zukunft maß-
geblich sein werden,
gehört zweifelsohne
das Thema der persön-
lichen Flexibilität.“
Maarten Vermeulen FRICS,
RICS Regional Managing Director,
Europe, Russia & CIS
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