Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 16

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MARKT & POLITIK
I
KOMMUNIKATION
Die andere Seite der medialen Medaille
ist strahlender: Nutzwert-Features über
den Erwerb der eigenen Wohnimmobilie
reflektiert mit Tipps für den Eigenheim­
erwerb. So sagten in einer repräsentativen
Umfrage 59 Prozent der 18- bis 29-Jäh-
rigen, zu den „wichtigsten Dingen im Le-
ben“ gehöre eine „attraktive Wohnung“.
Das Medienbild der Immobilienwirt-
schaft spiegelt durchaus das Begehren für
ihre Produkte wider, häufiger jedoch die
kritischenAspekte der Branche. Das Span-
nungsverhältnis von hohenGeldbeträgen,
um die es bei Immobilienprojekten geht,
und dem Grundbedürfnis nach einer an-
gemessenenWohnung für alle Bürger lässt
sich speziell in Deutschland, das sich am
Idealtypus der „nivellierten Mittelstands-
gesellschaft“ (Helmut Schelsky) orientiert,
nur begrenzt auflösen.
Die Branche könnte allerdings mehr
dazu beitragen, dass in der medialen De-
batte häufiger über die erfreulichen Ent-
wicklungen der Immobilienwirtschaft
gesprochen wird. Zu den positiven The-
men mit Potenzial für ein eigenes Agen-
da Setting gehören zum Beispiel: „Green
Buildings“, moderne Stadtplanung und
Corporate Social Responsibility (CSR).
Die 2017 beginnende Verpflichtung
für kapitalmarktorientierte Unterneh-
men über 500 Mitarbeiter, einen Bericht
zur „nichtfinanziellen“ Entwicklung und
Verantwortung zu veröffentlichen, bietet
hierfür einen idealenAnknüpfungspunkt.
Sie wird den Stellenwert der CSR auch in
der Immobilienwirtschaft erhöhen, nicht
zuletzt aufgrund der persönlichen Haf-
tung von Aufsichtsräten für die veröffent-
lichten Angaben. In diesem Rahmen er-
halten auch die umfassenden Aktivitäten
der Initiative Corporate Governance der
deutschen Immobilienwirtschaft (ICG)
eine zusätzliche Aufmerksamkeit.
Die ICG entwickelt bereits seit 15
Jahren Standards für nachhaltige werte­
orientierte Unternehmensführung für die
D
ie Wahl von Donald Trump zumUS-
Präsidenten hat auch der deutschen
Öffentlichkeit neue Einblicke in die
Immobilienwirtschaft vermittelt. Die
Rede von „guten Deals“ ist der Bevölke-
rung inzwischen vertraut. Viele Deutsche
fühlen sich dadurch in ihrer skeptischen
Sicht auf die Immobilienbranche bestätigt.
Die Diskussion um Trump verdeut-
licht die zentralen Faktoren für das eher
kritische Image der deutschen Immobi-
lienwirtschaft: falsche Themen, falsche
Geschichten und falsche Personen bestim-
men dieWahrnehmung der Branche. Hier
sollen erste Ansätze zur Verbesserung des
Images aufgezeigt werden:
FALSCHE THEMEN
Nimmt man die poli-
tische Diskussion zum Maßstab, ergibt
sich ein bedrohliches Themenspektrum
für die Immobilienwirtschaft: Wohnungs-
not in Großstädten, „Preisexplosion“ bei
Eigentumswohnungen, Umgehung der
Mietpreisbremse, Bauskandale wie am
Berliner Flughafen, spekulativer Leer­
stand, „Gentrifizierung“ etc.
Ist die Immobilienwirtschaft
wie Donald Trump?
Werden die richtigen The-
men behandelt, Geschichten
erzählt, Personen in den
Vordergrund gestellt? Über-
legungen zum Image einer
komplexen Branche.
Foto: AR Pictures/shutterstock.com
Der neue Berliner Flughafen:
Statt über Green Buildings
oder Nachhaltigkeits-Standards
wird in der Öffentlichkeit
zu viel über das gesprochen,
was nicht klappt …
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