Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 137

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9.2017
Leidenschaft für die Aufgabe und das Un­
ternehmen.Wir, meinmännlicher Kollege
und ich, ändern das durch unsere Art der
Zusammenarbeit und arbeiten stark durch
simples ‚Miteinanderreden ohne uns tot­
zureden‘. Wir sind offen und versuchen,
vertrauensvoll zu agieren. Wir schaffen
eine Unternehmenskultur, in der man mit
großemErfolg gemeinsamWege geht.“ Es
zähle der Erfolg, weniger der Weg dahin,
so Wegerich. Jedes neue Projekt sei ein
Weg mit neuen Herausforderungen und
neuem „Sichbeweisen“: „In unserer Welt
kommt der Erfolg sehr selten durch eine
Person alleine. Und das bedeutet, es geht
umgute und gemischte Teams, es geht um
unterschiedliche Fähigkeiten, es geht um
Ergänzung und gegenseitiges Anfeuern.“
Freiheit und/oder Unterstützung moti­
viere viele Frauen, Männer würden eher
auch durch Statussymbole motiviert. Ein
gerechtes System, das beide Seiten berück­
sichtigt, sei wichtig, sagteWegerich. Denn
es sei nichts dauerhaft demotivierender,
als für die gleiche Arbeit unterschiedlich
bezahlt zu werden.
Für Claudia Steinfort, Verkaufsleiterin
Bestandsimmobilien bei Corpus Sireo in
Köln, war von Anfang an klar, dass sie nur
mit einem funktionierenden Team erfolg­
reich sein kann. Ein gutes Betriebsklima,
fairer, respektvoller Umgang miteinander
und eine gute Kommunikation seien wei­
tere Erfolgskriterien. Probleme nimmt sie
ernst, lobt ihre Mitarbeiter, motiviert sie,
Erfolge werden gemeinsamgefeiert. Stein­
fort empfiehlt: „Frauen sollen sich etwas
(zu-)trauen und sagen, was sie wollen.“
Ihre Devise: Fragen kostet nichts! „Denn
wenn der Chef nicht weiß, was ‚frau‘ will,
kann er auch nicht reagieren und sie un­
terstützen.“
NACHWUCHSMANGEL: FRAUEN ALS LÖSUNG?
Undwie sieht esmit demNachwuchsman­
gel aus? Sind Frauen hierfür die Lösung?
Tanja Schmidt, Senior Consultant bei
der Colliers International Deutschland
GmbH, meint: „Unternehmen, die gute
Fach- und Führungskräfte ausbilden,
behalten und gewinnen wollen, müssen,
insbesondere vor dem Hintergrund der
gesellschaftlichen und demographischen
Entwicklungen, attraktive Rahmenbedin­
gungen schaffen. Selbstbestimmung, be­
rufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Ver­
einbarkeit von Beruf und Familie durch
flexible Arbeitszeiten, Home Office und
ein lohnenswerter Wiedereinstieg nach
der Elternzeit sind wichtig – für Frauen
wie auch für Männer. Veraltete Unterneh­
menswerte mit strengen Hierarchien und
wenig Weitblick für das Modell ‚Karriere
mit Familie‘ werden scheitern und auch
über das Modell ‚Gehalt ist alles‘ nicht die
Nachwuchskräfte ansprechen. Unterneh­
men sollten nicht nur auf dem Arbeits­
markt, sondern im eigenen Unterneh­
men frühzeitig Mitarbeiter mit Fach- und
Führungsambitionen erkennen und ihnen
proaktiv flexible und individuelle Karri­
eremodelle aufzeigen, wie beispielsweise
duale Weiterbildungen oder Studiengän­
ge und die gleichzeitige Vereinbarkeit von
Beruf und Familie.“
Aber wie gelingt die Förderung von
weiblichen Nachwuchskräften? Arbeit­
geber müssten, so Tanja Schmidt, ihren
Nachwuchskräften authentisch und mit
nachhaltigen Unternehmenswerten – wie
einer gelebten Work-Life-Balance, hoher
Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
– gegenübertreten. Ziel sollte sein, in­
tern gute Mitarbeiter auszubilden. Durch
Praktika, duale Studien- und Weiterbil­
dungsangebote mit flexiblen Arbeits- und
VergütungsmodellenwürdenNachwuchs­
kräfte gut ausgebildet und langfristig ans
Unternehmen gebunden. Flexible Ar­
beits- und Vergütungsmodelle seien für
weibliche Nachwuchskräfte interessant.
Denn der Spagat vonKarriere und Familie
sei für viele möglich, sagte Schmidt, aber
es hapere in den Unternehmen noch an
Erfahrung und Umsetzung.
SUMMARY
»
Mit floskelhaften Ausreden
begründen viele Unternehmen der Immobilienbranche nach wie vor, warum es bei ihnen nicht möglich
ist, Frauen in Führungspositionen zu bringen.
»
Beim Thema Führungsstil
geht es weniger um weibliche oder männliche Attribute, sondern eher
um gute und weniger gute Personalführung oder um moderne und unmoderne Positionen. Insgesamt wird der Führungsstil von Frauen aber meist als
empathischer wahrgenommen.
»
Die Förderung von Frauen
spielt auch eine große Rolle beim Fachkräftemangel.
«
Bettina Timmler, Köln
„Ein gerechtes System
ist wichtig. Nichts ist
dauerhaft demotivieren-
der, als für die gleiche
Arbeit unterschiedlich
bezahlt zu werden.“
Sybille Wegerich,
Vorstandsmitglied
Bauverein AG, Darmstadt
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