Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 14

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MARKT & POLITIK
I
TITELTHEMA
kennen kann: Der Concierge-Dienst bietet mehr als Sicherheit –
er ist auch die gute Seele gleich vorn im Foyer“, so Kowalewski
(siehe dazu auch Seite 16).
HOTELS SETZEN AUF VIDEOÜBERWACHUNG UND BERECHTIGUNGS­
SYSTEME
Im Gegensatz zu Israel oder auch einigen Luxus-Hotels
in Ägypten, in denen Eingangs- und Gepäckkontrollen vor je-
dem Eintritt in die Lobby stehen, setzen Hotels hierzulande auf
diskretere Sicherheitsmaßnahmen. „Die Diskussion um Terror-
gefahren ändert bisher nichts am Anforderungskatalog für die
Projektentwicklung von Hotels. Allerdings gibt es bauliche Vor-
kehrungen aus Gründen der generellen Sicherheitsdiskussion, auf
die verstärkt Wert gelegt wird. Beispielsweise wird die Ausstat-
tung mit Kameras verbessert. Vorder- und Hintereingänge sowie
einige andere kritische Bereiche wie etwa die Tiefgarage werden
bereits seit einiger Zeit bei Hotels standardmäßig überwacht.
Zudem sollen durchdachte Schließkarten- und Berechti-
gungs-Systeme gewährleisten, dass kein ungebetener Gast den
Weg von der Lobby in die Etagen mit den Zimmern findet“, sagt
Chris-Norman Sauer, Head of Hotel Development der GBI AG.
Das sei notwendig, weil sich durch den Trend zu Open-Lobby-
Konzepten immer häufiger auchNicht-Hotel-Gäste imEmpfangs-
bereich aufhielten. Diese öffentlichen Bereiche und die Zimmer-
Etagen voneinander zu trennen, ohne dass die Schlaf-Gäste die
Maßnahmen als hinderlich empfänden, sei einwichtiger Baustein
jedes Hotel-Konzepts. „Eine besondere Herausforderung ist diese
Trennung, falls sich der Lobby-Bereich gar nicht im Erdgeschoss
befindet. Das ist ja inzwischen bei einigen Projekten der Fall. Zu-
dem bauen – vor allem die internationalen Ketten – häufig einen
,Panic Button‘ im Empfangsbereich ein, damit in einem Ernstfall
die Rezeptionsmitarbeiter Sicherheitskräfte alarmieren können.
Auch wenn das nicht vorrangig auf Terror-Attacken zielt, ist das
natürlich auch in diesem Zusammenhang einsetzbar“, so Sauer.
SHOPPING-CENTER SOLLEN ATTRAKTIVE EINKAUFSDESTINATIONEN
BLEIBEN
Nach demAmoklauf vonMünchen im Juli 2016 und der
Evakuierung des Einkaufszentrums „Limbecker Platz“ in Essen
gerieten auch Einkaufszentren ins mediale Interesse.
„Das Thema Sicherheit hat in den vergangenen Jahren an
Relevanz gewonnen. Es gibt eine höhere Gefährdung, aber auch
mehr Wissen und eine neue Art der Informationsverbreitung.
Wir verfügen über sorgfältig ausgearbeitete Notfallpläne und
kooperieren eng mit allen zuständigen Behörden, um die Pläne
zu verfeinern. Wir sind an jedem unserer Standorte nicht nur
in engem Kontakt mit der Polizei und den Notfallkräften, son-
dern testen in unseren Centern mindestens zwei Mal pro Jahr
alle Abläufe und Pläne mit Hilfe von Simulationen und anhand
verschiedener Szenarien. Dies umfasst jeden Centertyp, jeden
Standort und jeden Zeitpunkt. Wir setzen in Zusammenarbeit
mit den Behörden neueste und anerkannteste Maßnahmen ein,
um ein sicheres Umfeld für unsere Kunden, Besucher, Mie-
»
Die Anschläge von Brüssel warfen
auch in Deutschland Fragen zur
Sicherheit im Luftverkehr und an
Flughäfen auf. Seit den Terror-
anschlägen 2001 wurden die
Kontrollen von Passagieren und
Gepäck zwar deutlich verschärft,
richteten sich aber meist auf den
Schutz des Flugbetriebs. Vor den
Sicherheitsschleusen fanden keine
Sicherheitskontrollen statt. In den
ägyptischen Flughäfen von Luxor
und Kairo finden dagegen bereits
beim Betreten des Flughafens
Kontrollen von Personen und Ge-
päck statt, die dann innerhalb der
Terminals wiederholt werden.
„Die deutschen Sicherheitsbehör-
den haben in dieser schwierigen
Situation angemessen reagiert.
Aktionistische Maßnahmen,
wie wir sie in Brüssel gesehen
haben, standen in Deutschland
nie zur Debatte“, resümiert Ralph
Beisel, Hauptgeschäftsführer des
Flughafenverbandes ADV, im Rück-
blick auf den Anschlag auf dem
Brüsseler Flughafen im März 2016.
Schnell habe sich hierzulande die
Einsicht durchgesetzt, dass zusätz-
lich eingerichtete Kontrollen der
Reisenden vor den Terminals nicht
mehr Sicherheit, sondern nur neue
sicherheitskritische Zonen schaffen
würden. „Die Sicherheitssysteme
in Deutschland funktionieren. Der
rechtzeitig vereitelte mutmaßliche
Anschlag am Flughafen Berlin
Schönefeld im Oktober 2016
hat dies eindrucksvoll gezeigt.
Deutsche Flughäfen sollen keine
Festungen werden.
Dem Reisenden sollen auch
künftig durch einen effizienten und
kundenorientierten Betriebsablauf
pünktliche Abfertigungsprozesse
und eine hohe Servicequalität
geboten werden“, so Beisel.
Mit dem Fluggastdatengesetz
(FlugDaG), das eine verpflichtende
Übermittlung von Fluggastdaten
durch Luftfahrtunternehmen für
Flüge vorsieht, die von einem
Mitgliedstaat der Europäischen
Union aus in einen Drittstaat oder
von einem Drittstaat aus in einen
Mitgliedstaat der Europäischen
Union starten, will die EU gemein-
sam künftig umfassender gegen
den internationalen Terrorismus
vorgehen.
Die Sicherheitssysteme deutscher
Flughäfen funktionieren
SPEZIELLE IMMOBILIEN
Zusätzliche Kontrollen vor den
Terminals schaffen angeblich
nicht mehr Sicherheit.
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