Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 11

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-8.2017
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eit 2001 stuft das Bundesinnenministerium Deutschland
als eines der Zielländer des internationalen Terrorismus
ein. Konnten Anschlagsversuche wie der Sauerlandgrup-
pe im September 2007 oder der Düsseldorfer Zelle im
April 2011 noch verhindert werden, zeigte sich mit dem
Anschlag am Frankfurter Flughafen im März 2011, dass auch
Deutschland als Symbol von Freiheit und Demokratie einer
neuen Bedrohung gegenübersteht. In den vergangenen beiden
Jahren häuft sich die Zahl der Anschläge, die Brutalität der Täter
und ihre Methoden. Die Politik reagiert mit einer Verschärfung
der Gesetze, und Polizei, Verfassungsschutz und Bundeswehr
erweitern ihre Zusammenarbeit. Die Bevölkerung ist betroffen,
verunsichert, setzt dem Terror meist aber ein „Wir lassen uns
nicht einschüchtern“ entgegen. Sicherheit ist auch für die Immo-
bilienwirtschaft zu einer großenHerausforderung geworden. Die
Branche steht dabei im Spannungsfeld zwischen Freiheits- und
Schutzbedürfnis.
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist nach Anga-
ben des Bundesinnenministeriums im Jahr 2016 um 6,6 Prozent
auf rund 41.550 Straftaten gestiegen und hat damit einen neuen
Höchststand erreicht. Einen erheblichen Anteil an der Zunahme
hatten Straftaten aus dem Bereich der politisch motivierten Aus-
länderkriminalität (plus 66,5 Prozent). In diesem Bereich sind
auch die Gewalttaten um 73 Prozent auf knapp 600 Fälle gestie-
gen. Der Anschlag auf denWeihnachtsmarkt amBreitscheidplatz
in Berlin, aber auch das Attentat in Ansbach und der Amoklauf
in München haben gezeigt, dass Terroristen und Straftäter für
Anschläge vor allem hochfrequentierte öffentlich zugängliche
Anlagen auswählen, um größtmöglichen Schaden anzurichten.
Zudem setzen sie nicht mehr nur auf Bomben, sondern, wie auch
die jüngsten Anschläge in Großbritannien verdeutlichen, auch
auf Äxte, Messer und Lastwagen.
NEUE GESETZE FÜR MEHR SICHERHEIT
Die Politik versucht mit zahl-
reichen Gesetzen die innere Sicherheit zu erhöhen. So darf die
Bundespolizei seitMai 2017 Bodycams tragen, imStraßenverkehr
können automatische Kennzeichen-Lesesysteme zum Einsatz
kommen und das Bundesdatenschutzgesetz wird im Hinblick
auf die Videoüberwachung angepasst. Der Schutz von Leben,
Gesundheit oder Freiheit von Menschen soll bei Videoüberwa-
chungsmaßnahmen durch private Betreiber in öffentlich zugäng-
lichen Räumen als „besonders wichtiges Interesse“ gelten. Die
Sicherheit: Die große
Herausforderung
SUMMARY
»
Aktuell gibt es noch
kaum verstärkte Sicherheitsaktivitäten
.
»
Vermieter, Investoren und Projektentwickler von Shoppingcentern widmen
ihre Aufmerksamkeit vielleicht stärker dem
Schutz der Erdgeschosszonen
beispielsweise durch LKW-Poller.
»
Das Pendel zwischen Sicherheitsbedürfnis
und attraktiver Shopping-Atmosphäre schlägt zu Letzterer aus.
»
Interessant wird
die Wiederentdeckung des Concierge
auch in Wohnimmobilien.
Sicherheit ist eines der Top-Themen unserer Tage. In vielen Ländern werden
Shopping-Center, Büro- und Wohnimmobilien sichtbar stark bewacht. In
Deutschland geht man – noch – einen anderen Weg. Sicherheitsvorkehrungen
werden eher im Stillen getroffen. Wird das so bleiben?
»
Foto: sumroeng chinnapan/shutterstock.com
TERRORISMUS & CO.
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