3
-8.2017
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Zukunft macht Angst. Aber ich will, dass mein Unternehmen sie er-
lebt. Doch hat nicht nur dasjenige, das offen ist für Neues, Chancen auf
ein erfülltes Futurum? Ich öffne mich also, vernetze mich, gebe preis,
beobachte. Dabei packt mich Furcht davor, dass ich zu viel erzähle.
Offenheit ist ziemlich schwierig.
Auf einer Pressekonferenz sprach Ex-Techem-Chef Schäfer von der
neuen Chance für die Immobilienwirtschaft, Geld mit der Ablesung
von Daten zu verdienen (Seite 44). Im Mittelpunkt steht eine Mess-
dienstlösung, die offen ist für alle ERP-Systeme. Offenheit ist hier Ver-
kaufsargument. Auf offene Schnittstellen wartet eine ganze Branche.
Aber wer offen ist, ist besonders angreifbar. Offene Architektur, die
offene Gesellschaft, das Bundeskanzleramt – ziemlich offen daliegend
– welch großer Schatz. In immer mehr Hotels gibt es offene Foyers.
Und Shopping-Center sollen einladen, nicht abschrecken.
Offenheit ist als Wert unendlich wichtig. Offenen Menschen gehört die
Zukunft. Doch Offenheit als Gut zu bewahren, ist subtil. Sie verlangt
Kreativität. Der Wachmann vor einem Gebäude verschließt es quasi.
Wie sieht sie aus, die Firewall, die uns schützt? Ist sie unsichtbar? Ver-
steckte Kamera? Ich will sehen, wenn ich gefilmt werde. Aber die Ka-
mera stört mich. Terroristische Anschläge, Amokläufe, fanden bisher
nicht in großem Stil in deutschen Immobilien statt. Es ist zurzeit viel
von versteckten Sicherheitsmodellen die Rede, die es Centern erlau-
ben, offen zu wirken. Ein Glückwunsch an die Realisierer derselben.
Zumindest also unsere Immobilien wirken noch offen. Als Gesellschaft
jedoch machen wir die Schotten – so scheint es – langsam dicht.
Ihr
„Die offene Gesellschaft
ist eine Herausforderung.
Wir tolerieren, dass Si-
cherheitsmodelle Offen-
heit nur garantieren kön-
nen, wenn sie versteckt
sind. Das ist subtil.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
(Keine) Angst vor Offenheit