Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 60

60
TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIE
bausysteme, die von einer Person verlegt
werden können. Den alten Wasserturm
versorgen nun 1.000 Photovoltaikmodule
sowie eine solarthermische Anlage, die
mit rund 32.000 kWh pro Jahr die Hälfte
des Gesamtwärmebedarfs abdeckt. Das
Heizen und Kühlen der Räumlichkeiten
übernimmt ergänzend eine hocheffizi­
ente modulierende Wasser-Wasser-Wär­
mepumpe, die im Jahr 37.000 kWh an
Wärme sowie 13.200 kWh an Kälte liefert
– Letzteres aufgrund der passiven Arbeit
der Wärmepumpe nahezu kostenfrei.
4. NUTZEN VON SOLARTHERMIE
Solarther­
mie ist im Wohnhausneubau inzwischen
Standard, jedoch nur im kleinteiligen
Segment der Ein- und Zweifamilienhäu­
ser. Bei größeren Immobilien tut sich die
Technologie schwer. Dabei ist sie effizi­
ent und kann im Sommer die komplette
Warmwasserbereitung übernehmen sowie
große Teile bis zur kompletten Abdeckung
der Heizlast in der Übergangszeit. Wichtig
ist dafür die richtigeAuslegung. Diese sollte
aus wirtschaftlichen Gründen nie mehr als
50 Prozent der zu erwartenden Jahresheiz­
last betragen. Das wiederum macht die
Investition übersichtlich. Dennoch sin­
ken seit Jahren die Förderantragszahlen
für Solarthermie. Ein Grund ist sicherlich
das Problem der Wärmespeicherung: Eine
saisonale Speicherung ist nicht möglich.
Selbst die besten Warmwasserspeicher ar­
beiten nach 48 Stunden mit Verlusten. In
Immobilien, die einen hohen Warmwas­
serbedarf haben, sind sie jedoch durchaus
geeignet, wie das folgende Beispiel zeigt.
Die Sportler der Berliner Hans-Ro­
senthal-Sportanlage, unter anderem die
des Fußballvereins Tennis Borussia Ber­
lin, duschen seit 2011 mit solar erhitztem
Warmwasser. Das schaffen knapp 70 Qua­
dratmeter Kollektorfläche in 15 einzelnen
Vakuum-Solarthermie-Kollektoren. Um
ein Maximum an Sonnenstrahlen zu ern­
ten, wurden die Kollektoren mit einem
Aufstellwinkel von 30 Grad nach Süd­
west aufgeständert. 60 bis 65 Prozent der
Solarleistung werden so direkt in Wärme
umgewandelt. Der jährliche Solarertrag
der Anlage liegt bei rund 31.000 kWh.
Die Spitzenleistung beträgt etwa 40 kW,
die Solltemperatur ist auf 75 Grad Celsius
ausgelegt. Zur Speicherung dienen 3.000
Liter Pufferspeicher. Die Anlage kann
auch die Heizung unterstützen, wenn ein
Überschuss an solarer Wärme besteht.
5. HOLZ MIT STABILEN KOSTEN
Auch die
Einbindung von Biomasse ist eine Mög­
lichkeit, den steigenden Kosten aus dem
Weg zu gehen. Denn die Preise für Holz
oder Holzprodukte wie Pellets sind seit
Jahren stabil oder steigen unterdurch­
schnittlich. Zudem kann man mit einer
Biomasseheizung sowohl die gesetzlichen
Forderungen der Energieeinsparverord­
nung (EnEV) als auch des Erneuerbare-
Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG)
bei Neubauten spielend erfüllen und da­
für im Gegenzug die aufwändigen und
mitunter sich nur langfristig rechnenden
Dämmmaßnahmen reduzieren. Und ei­
nen Vorteil hat eine Biomasseheizung: Ist
das alte Heizsystem aus Rohrleitungen
und Radiatoren noch gut in Schuss, kann
es weiterhin betrieben werden.
Seit Mai 2016 wird ein neues, recht
hippes Wohnhaus auf einer Bahnbrache
in Berlin-Schönefeld mit Pellets beheizt.
Für neun Wohnungen und vier Gewer­
beeinheiten in einer Remise und auf
insgesamt 1.350 Quadratmetern genügt
ein 48-kW-Pelletkessel. Die Wahl fiel auf
Pellets, weil keine Wohnraumbelüftung
mit Wärmerückgewinnung seitens der
Bauherren gewünscht war, aber der KfW-
70-Standard erreicht werdenmusste. Den
Verbräuchen nach zu urteilen bewegt sich
das Haus sogar amKfW-40-Standard.
«
Frank Urbansky, Leipzig
4. Solarthermie für Warmduscher:
Die Solarthermieanlage reicht für das Warmwasser
dieser Sportanlage aus. Zwischengespeichert wird
es in sehr großen Pufferspeichern (rechts).
Fotos: Urbansky
1...,50,51,52,53,54,55,56,57,58,59 61,62,63,64,65,66,67,68,69,70,...76
Powered by FlippingBook