Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 65

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2-01.2018
Investitionsvolumens. Kaufleute brau-
chen Wissen über Energieversorgungs-
systeme, müssen Mieterstrom kaufmän-
nisch bewerten und mit Betriebssyste-
men für Gebäude umgehen. Regelungen
zu Abstandsflächen können Sie dagegen
aus einer Datenbank ziehen. Heute ist es
wichtig, seriöse von unseriösen Quellen
unterscheiden zu können.
Es wird mehr Spezialwissen vermittelt?
Wir sollten gerade in der Grundausbil-
dung nicht zu früh in die Spezialisie-
rungen einsteigen. Wir brauchen eine ver-
nünftige breit angelegte Ausbildungsbasis.
Sonst wird die Kommunikation zwischen
denAbteilungen leiden, ein ganzheitliches
Verständnis von Immobilienwirtschaft
verloren gehen. Das gilt für die Aus-
bildung genauso wie für das Bachelor-
Studium. Für Spezialisierungen sind die
Weiterbildung und das eine oder andere
Masterprogramm viel besser geeignet.
Wie bleibt das EBZ wettbewerbsfähig?
Wichtig ist der intensive Dialog mit der
Branche. Wir organisieren Praktikertref-
fen, diskutieren über Weiterbildungsbe-
darfe gerne mit jungen Teamleitern; beim
EBZ Future Lab tauschen sich Vorstände,
Geschäftsführer und Personalverantwort-
liche über Branchentrends aus.
Sie haben einen eigenen Research ...
Ja, wir analysieren Entwicklungen in an-
deren Branchen und adaptieren sie auf
die Immobilienwirtschaft. Wir analysie-
ren, wie neue Technologien die Prozesse
und Marktsituationen die Unternehmen
verändern können. Was aber auch wichtig
ist, ist der internationale Erfahrungsaus-
tausch. Wir haben begonnen, uns ein eu-
ropäisches Netzwerk aufzubauen. Wichtig
ist auch der Austauschmit Bildungsanbie-
tern und Hochschulen anderer Branchen.
Welche anderen Branchen sind das?
Es gibt viele. Die Industrie hat mit den
Fraunhofer-Gesellschaften ein richtungs-
weisendes kooperatives Datenportal
entwickelt. Wir können von Mittelständ-
lern lernen, wie sie sich in globalisierten
Märkten bewegen. Wie strukturieren sie
Personalarbeit? Wie bekommen sie etwa
Ingenieure in einen verstecktenWinkel im
Bergischen Land? Wir wollen wissen, wie
Niederländer, Franzosen, Engländer das
Thema berufliche Bildung angehen. Des-
halb sind wir Mitglied in der European
Federation for Living.
Wie ist die Immobilienwirtschaft im
Vergleich zu den anderen aufgestellt?
Luft nach oben ist immer. Heute verfügt
die Branche über vielfältige Entwicklungs-
möglichkeiten. Sie ist deutlich attraktiver
geworden. Wir haben eine Bildungspyra-
mide entwickelt, die den Aufstieg von der
Grundausbildung bis zu den Masterstu-
diengängen ermöglicht. Gleichzeitig ha-
ben andere Branchen, etwa Banken und
Versicherungen, an Attraktivität verloren.
Was würden Sie sich von der Immobili-
enwirtschaft wünschen?
Dass die Ausbildungsbereitschaft der Un-
ternehmenwächst und dass sie sich stärker
in der Personalentwicklung engagieren.
Gerade in der Gewerbeimmobilienwelt
ist viel Luft nach oben. In der Not werden
dann Sachbearbeiterstellen mit zu teuren
Hochschulabsolventen besetzt. Eine hohe
Fluktuation ist vorprogrammiert.
Sieht es bei der Personalentwicklung so
düster aus?
Unsere aktuelle Studie zeigt, dass das
durchschnittliche Budget der Unterneh-
men innerhalb der letzten zehn Jahre nur
wenig angestiegen ist. InTeilbranchen stag-
niert es sogar. Trotzdem hat sich einiges
getan. In den großenUnternehmen gibt es
heute eine professionellere Personalarbeit
und eine zeitgemäße Personalentwick-
lung. Kleine und mittelgroße Unterneh-
men werden unter Druck geraten. Beim
Thema Rekrutierung von Mitarbeitern
sind Kooperationsmodelle gefragt.
Was bringt das?
Wenn Unternehmen zu klein sind, um
etwa ein eigenes Employer Branding auf-
zubauen, sollten sie sich zusammenschlie-
ßen. Sie können auch mit uns kooperie-
ren, wir haben auch dazu ein spezielles
Beratungsangebot aufgebaut.
Foto: EBZ
ZUR PERSON
Klaus Leuchtmann
ist Vorstandsvorsitzender des
Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft EBZ in Bochum.
«
Dirk Labusch, Freiburg
„Ich würde mir wün-
schen, dass die Ausbil-
dungsbereitschaft der
Unternehmen wächst
und sie sich stärker im
Bereich der Personalent-
wicklung engagieren.“
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