Region Report Hamburg - page 10

aufgestellt?
Eine starke und diversi-
fizierte Wirtschaftsstruktur sowie ein
lebendiges Start-up-Ökosystem bilden
eine ausgezeichnete Basis, um Ideen er-
folgreich umzusetzen. Hamburg ist laut
dem KfW-Gründungsmonitor 2015 das
Bundeslandmit der zweithöchsten Grün-
dungsaktivität in Deutschland. Viele
Gründungen aus Hamburg sind längst
zu international agierenden Unterneh-
men geworden, darunter InnoGames,
Bigpoint, Facelift, Goodgame Studios,
Jimdo, MyTaxi oder Xing. Start-ups wie
Dreamlines, Kreditech, Protonet, Stuffle
oder Sonormed schreiben diese Erfolgs-
geschichte nunmehr fort. Nicht ohne
triftigen Grund haben sich mit Google,
Facebook, Twitter, Hootsuite und Yelp
führende Internetgiganten bei der Aus-
wahl ihres Hauptsitzes in Deutschland
für Hamburg entschieden.
Großbritannien hat sich für den Aus-
tritt aus der EU entschieden. Welche
Auswirkungen ergeben sich daraus für
den Wirtschaftsstandort Hamburg?
Das
Vereinigte Königreich ist für Hamburg
nicht erst seit dem 23. Juni ein wich-
tiger Quellmarkt für Investitionen. Da
Investitionen vielfach Handels- und Ge-
schäftsbeziehungen folgen, haben wir ein
starkes wirtschaftliches Interesse an einer
weitreichenden Aufrechterhaltung freier
Handelsbeziehungen zu Großbritannien.
Das Vereinigte Königreich ist Hamburgs
viertwichtigster Handelspartner. Ham-
burg bedauert den Austritt der Briten.
Durch den Brexit ergeben sich aber auch
Chancen. Die liegen nicht nur in Groß-
britannien. Bislang waren das Vereinigte
Königreich und natürlich auch Irland für
nordamerikanische und asiatische Unter-
nehmen, die nach Europa expandieren
wollten, die präferierten Standorte für
den ersten Schritt. Diese werden sich jetzt
vermehrt direkt Standorte im Euroraum
suchen. Besonders bei Reedereien, Han-
dels- und Schiffs-Finanzierungen und di-
gitalen Start-ups liegen Chancen für eine
Ansiedlung in Hamburg. Auch für chi-
nesische Unternehmen ist Hamburg eine
attraktive Alternative zu London.
In Hamburg tretenWohn- und Gewerbe-
flächen zunehmend in Nutzungskonkur-
renz. Bedarf es als Äquivalent zu dem
Bündnis für Wohnen eines Bündnisses
für Gewerbeflächen zwischen der Stadt
und den privaten Marktakteuren?
Als
Foto: Hamburg Marketing GmbH
Stadtstaat muss Hamburgmit den vorhan-
denen Flächen auskommen. Da muss völ-
lig neu gedacht werden. Wir akquirieren
schon jetzt immer mehr private Flächen
für unsere Kunden und entwickeln in
Neuland 23 erstmals ein eigenes Gewer-
begebiet. Der Senat bereitet darüber hi-
naus weitere Schritte vor, damit die Stadt
über die HWF derWirtschaft ausreichend
Flächen zur Verfügung stellen kann. Und
wir experimentieren inzwischen auch mit
gestapeltem Gewerbe. Das geht ganz gut
innerhalb der bestehenden Strukturen. Da
wird ein Bündnis für Gewerbe praktisch
und faktisch schon gelebt.
Die HWF hat imvergangenen Jahr insge-
samt 106 Unternehmen neu in Hamburg
angesiedelt oder bei einer Betriebser-
weiterung unterstützt. Welche Faktoren
gaben für die Unternehmen den Aus-
schlag, sich für den Standort Hamburg
zu entscheiden oder diesen auszubau-
en?
Die Gründe für eine Unternehmens
ansiedlung liegen zumeist in den indivi-
duellen Geschäftsmöglichkeiten. Dazu
gehört aber auch immer stärker, dass es für
die Wirtschaft in Hamburg einfacher ist,
entsprechende Fachkräfte zu generieren.
Die hohe Lebensqualität in Hamburg ist
einMagnet für Fachkräfte, und die Firmen
stellen sich darauf ein.
Eine lebendige Gründerszene prägt
die wirtschaftliche Entwicklung und
Innovationsfähigkeit einer Region.
Wie ist Hamburg in diesem Bereich
«
Gabriele Bobka
ZUR PERSON
Dr. Rolf Strittmatter
hat
Volkswirtschaftslehre studiert und in Geogra-
fie an der Universität Freiburg promoviert. In
Hamburg ist er seit Januar 2015 Geschäftsführer
der Hamburger Wirtschaftsförderung (HWF) und
zugleich Geschäftsführer der Hamburg Marke-
ting GmbH. Zuvor war er für die Wirtschaftsför-
derungen in Brandenburg und die Landkreise
Lörrach und Waldshut verantwortlich. Zudem
war er als Professor an der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg in Mannheim tätig.
„Hamburg hat ein leben-
diges Start-up-Ökosystem“
Die Stadt Hamburg punktet mit starker Wirtschaftskraft,
wachsender Bevölkerung und hoher Lebensqualität.
Für Unternehmen bieten diese „weichen Standortfaktoren“
entscheidende Pluspunkte im War for Talents.
Rolf Strittmatter
zu den Zielen der Wirtschaftsförderung.
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