Die Wohnungswirtschaft 5/2019 - page 43

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fest, Weihnachtsbasar, ein Volkslauf durch den
Stadtteil und ein Nachbarschaftstreff, der nahezu
täglich zu Veranstaltungen einlädt, stärken den
Zusammenhalt. „Das und ein guter Service ge-
hören für uns genauso wie Modernisierungs- und
Instandhaltungsmaßnahmen dazu, damit wir als
Vermieter attraktiv bleiben“, erzählt Lutz Weber,
Vorstandsvorsitzender des Bauvereins. Als ein
weiteres Beispiel nennt er die Kindertagesstätte
im Quartier, die die Genossenschaft vor über 20
Jahren mit auf den Weg gebracht hat.
Wenn der Dübel aus der Wand fällt …
Apropos Nachwuchs. Durch die Anpassungen
von Grundrissen durch Zusammenlegungen von
Wohnungen in den historischen Häusern ist es der
Genossenschaft gelungen, immer mehr junge Fa-
milien in den Stadtteil zu „locken“. In einstmals
zwei Wohnungen sind so seit drei Jahren Wibke
Quast und Marten Gäde mit ihrer Tochter Leent-
je zuhause. „Für unsere Tochter und die anderen
Kinder ist das hier mitten in der Stadt optimal“,
erzählt Wibke Quast. Nach Leentjes Geburt sei es
ihr Wunsch gewesen, eine Wohnung mit Garten
zu finden. „Wir haben uns sofort in das Haus und
dieseWohnung verliebt.“ Die Deckenhöhe und die
Fenster – das habe Charme. Schmunzeln müsse
sie immer, wenn es darum gehe, einen Dübel in
die Wand zu bekommen. „Wenn der dann manch-
mal einfach wieder herausfällt oder einmal
Die weiße Außenfassade und die grünen Fenster sind charakteristisch für die 55 Gründerzeithäuser
im Arbeitervillenstil, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden
Siebethsburg verdankt als Stadt-
teil von Wilhelmshaven seinen
Namen einer mittelalterlichen
Burg, von der heute nur noch
das Gelände mit dem 5 m hohen
Burghügel und die Wassergräben
erhalten sind.
Ab 1904 entstand nach Plänen
der Hannoveraner Architekten
Hakenholz und Brandes eine
Siedlung von einheitlich gestal-
teten 2- und 3-geschossigen
Häusern für die Werftarbeiter
der Kaiserlichen Werft. Kenn-
zeichen dieser Gründerzeit-
häuser im Arbeitervillenstil sind
verputzte, weiß getünchte und mit Stuckelementen verzierrte Außenfassaden sowie grüne
Fensterrahmen.
Zweiter großer Bauabschnitt war in den 1930er Jahren Neu-Siebethsburg. Architekt und
Baumeister war mit Fritz Höger einer der führenden Vertreter des norddeutschen Back-
steinexpressionismus, der u.a. auch das berühmte Chile-Haus in Hamburg realisierte. Er
baute von 1936 bis 1939 etwa 250 Klinkerhäuser mit etwa 1.600 Wohnungen.
Den Namen Gartenstadt erhielt die Siedlung, weil dort bis heute ein großer Anteil an
Gartenflächen zu finden ist. Zu den Wohnungen, die der Bauverein Rüstringen vermietet,
gehören bis heute etwa 1.500 Hausgärten. Auf 1 m
2
Wohnfläche kommen 1,5 m
2
Grün-
fläche. Insgesamt sind in der Gartenstadt etwa 25 km Hecken und bis heute zahlreiche
Gartenlauben zu finden.
DIE GARTENSTADT SIEBETHSBURG
Eine Impression von den Bauarbeiten in den 1930er Jahren,
als Wohnungen für 1.600 Menschen gebaut wurden
Quelle: Stadtarchiv Wilhelmshaven
Quelle: Bauverein Rüstringen
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