DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2018 - page 63

breite Palette des Hochbaus, von Büroimmobilien
über Pflegeheime, Schulen und Kindergärten bis
zu Krankenhäusern.
Das Unternehmen versteht unter seriell in der
Tat eine Wiederholung möglichst gleichbleiben-
der Typen. Darin ist auch die Wirtschaftlichkeit
des Systems begründet. Schaut man sich unsere
Produktion mit ihren getakteten und prozess-
gesteuerten Abläufen an, dann versteht man die
hohe Qualität, die wir bei gleichbleibenden, sich
wiederholenden Typen herstellen können. Durch
seine zertifizierten Abläufe und stetigen Kontrol-
len steht der Modulbau daher für Qualität.
Und zudembringt der Baustoff Stahl per se schon
Vorteilemit sich: Er lässt sichmit viel weniger To-
leranzen verarbeiten als andere Baustoffe. Unsere
Ausführungspläne sind in Millimetern vermaßt.
Der (Alb-)Traum eines jeden Architekten!
Auf herkömmlichen Baustellen ist die Qualität hin-
gegen oft dramatisch niedrig. Diese Schäden im
Bauwesen kosten auch die Wohnungswirtschaft
enormviel Geld. Baumängel, die beseitigt werden
müssen – das reduziert sich im Stahlmodulbau.
Koschany:
Das Wichtigste ist jetzt, zeitnah gute
Referenzobjekte zu realisieren, die zeigen: So sieht
gelungenes modulares Bauen aus. Denn Vorurtei-
le spielen teilweise sogar bis in die Finanzierung
hinein: Wenn ein Bauherr modular bauenwill, das
Gebäude aber über Banken finanziert werden soll,
fragen diese manchmal allen Ernstes: „Ist dieses
Gebäude denn so beständig wie ein normales?
Ist es so viel wert wie ein konventionelles Bau-
werk?“ Da ist also noch viel Überzeugungsarbeit
zu leisten, aber das Interesse und die Neugier der
Wohnungswirtschaft sind groß.
Was müsste von Seiten der Politik, z.B. bei
den Landesbauordnungen, passieren, damit
die Vorteile der modularen Bauweise greifen
könnten?
Lauer:
Laut Ausschreibung sollte beim GdW-
Wettbewerb ja ein Referenzgebäude nach sozialen
Wohnungsbau-Förderkriterien geplant werden,
das dann möglichst bundesweit einsetzbar wäre.
Aber das ist unmöglich.
Wir haben in Deutschland eine föderalistische
Struktur. Jedes Bundesland hat seine eigene
Bauordnung und Fördergesetze. Es ist schier un-
möglich, ein bundesweit einheitliches Referenz-
gebäude zu erstellen. Via Musterbauordnung
könnte man theoretisch – weg von den 16 unter-
schiedlichen Landesbauordnungen – eine einheit-
liche Regelung hinbekommen.
Eine weitereMöglichkeit wäre, eine Typengeneh-
migung für ein serielles Wohnhaus zu erstellen,
das dann natürlich bezüglich der Optik und der
städtebaulichen Einordnung individuell anpassbar
seinmüsste. Die Genehmigungsverfahrenwürden
dadurch sehr beschleunigt.
Koschany:
Wir müssen aber auch die Bauverwal-
tungen vor Ort in den Städten, Kommunen und
Gemeinden für die Idee des seriell-modularen
Bauens gewinnen.
Gelingt uns das zusammenmit den Herstellern und
mit den Bauherren an Beispielen mit guten Woh-
nungsbauprojekten, dann bin ich zuversichtlich,
dass der seriell-modulareWohnungsbauwichtige
und bereichernde Akzente in Deutschland setzen
wird.
Herr Koschany, Herr Lauer, vielenDank für das
Interview.
Das Gespräch führte Iris Darstein-Ebner,
Architekturjournalistin, Stuttgart.
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