DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT6/2017 - page 69

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innerhalb der Mieterschaft festgebissen hatten.
Ein Auszubildender aus demselben Herkunftsland,
der seine Ausbildung bei demKundenbetreuer ab-
solvierte, konnte dann relativ schnell einen Draht
zur Verständigung finden. Das hat sich herumge-
sprochen, diese Auszubildenden sind begehrt und
werden bei kulturellen oder sprachlichen Proble-
men gern an andere Abteilungen ausgeliehen“,
berichtet Kube.
Da die GESOBAU nur eine geringe Mitarbeiter-
fluktuation hat, spielen die Auszubildenden eine
wichtige Rolle bei der Personalentwicklungsstra-
tegie. Von derzeit 36 Azubis haben fünf einen
Migrationshintergrund. „Wir hätten gern mehr
Mitarbeiter mit unterschiedlicher Herkunft, aber
das multikulturelle Berlin spiegelt sich leider nicht
in unserer qualifizierten Bewerberschaft wider“,
bedauert Kube.
Kann Vielfalt aber auch anstrengend sein, etwa
wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandersto-
ßen? „In der Anfangszeit führt das schon gele-
gentlich zu Reibereien“, so Kube. Da müsse man
sich dann zusammenraufen, Gespräche führen,
ggf. einen Mentor einschalten. „Das kostet Zeit
und Energie, aber es zahlt sich aus, das haben bei
uns alle festgestellt. Deshalb ziehen wir hier alle
am selben Strang.“
Vielfalt bedeutet aber nicht nurMultikulti. „Bei uns
interessiert sich niemand dafür, ob einMitarbeiter
homo- oder heterosexuell, behindert oder nicht-
behindert, Mann oder Frau, jünger oder älter ist.
Ausgrenzung und Diskriminierung gibt es bei der
GESOBAU nicht“, sagt Kube. „Die Unternehmens-
führung lebt das vor und kommuniziert das inBeleg-
schaftsversammlungen, im Mitarbeiterportal und
über unsere Mieterzeitung.“ Auch in diesem Jahr
bietet dieGESOBAUwieder zehngeflüchtetenMen-
schenPraktika und andere Integrationsmaßnahmen
bis zur Ausbildung an. Die Flüchtlinge durchlaufen
verschiedeneAbteilungenundwerden – verbindlich
durch Unternehmensziele festgeschrieben – von
Mitarbeitern betreut und unterstützt.
„Wir haben definierte unternehmerische Ziele und
je breiter und vielfältiger wir aufgestellt sind, des-
to mehr Chancen haben wir, unsere Kundschaft zu
verstehen und zu erreichen“, betont Kube. „Mit
geklonter Gleichförmigkeit hätten wir es viel
schwerer. Vielfalt bringt Kreativität, frische Ideen
und macht Spaß, deshalb sind Projektgruppen bei
uns grundsätzlich bunt gemischt.“Nicht zuletzt hat
Kube auch dieDemografie imBlick: „Angesichts der
alternden Gesellschaft brauchen wir guten Nach-
wuchs im Zuge des altersbedingten Ausscheidens
vieler Mitarbeiter in den kommenden Jahren.“
Bauverein tischt international auf
Die Darmstädter Bauverein AG, Mitglied der
„Charta“ seit 2014, hat den 4. Deutschen Diversity
Tag zumAnlass genommen, das Thema kulinarisch
umzusetzen – mit einem Diversity-Buffet. Im Juli
vergangenen Jahres tischtenMitarbeiter zumers-
tenMal eine bunte selbstgemachte Speisenvielfalt
aus Deutschland und der Welt auf, vom türkischen
Bulgursalat Kisir über russische Blini Kabuli, ma-
rokkanische Cigara-Börek bis hin zumOdenwälder
Kochkäse. „Eine tolle Idee einer Mitarbeiterin“,
erklärt Christina Haerle-Petit, Bereichsleiterin
Organisation und Recht. Gegessen wurde zusam-
men mit der gesamten Belegschaft. „Das hat viel
Spaß gemacht, die Gerichte waren in ihrer Vielfalt
beeindruckend, so dass wir nicht nur ein kleines
Kochbuchmit den Rezepten herausgegeben, son-
dern auch Fortsetzungen geplant haben.“
Bei der Bauverein AG wohnen Mieter aus mehr als
50 Herkunftsländern, damit sei Vielfalt ohnehin
die Regel, so Haerle-Petit. Da sei es hilfreich, dass
rund 25 der 200Mitarbeiter ausländischeWurzeln
haben. Am Empfang liege eine Liste mit Mitarbei-
tern und deren Fremdsprachenkenntnissen aus, sie
werde viel und gern genutzt. Bestimmte Leitfäden,
die das Zusammenleben vereinfachen sollen, z. B.
zur Müllentsorgung, gibt die Bauverein AG in
Projektgruppen sind bei der GESOBAU grundsätzlich bunt gemischt – denn das Unternehmen hat erkannt,
dass Vielfalt nicht nur eine Chance ist, sondern sich für das Unternehmen auch rechnet
Quelle: GESOBAU
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