DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT6/2017 - page 68

MARKT UND MANAGEMENT
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6|2017
Diversity
Vielfalt bringt Kreativität, frische Ideen und macht Spaß
Mit dem Beitritt zur „Charta der Vielfalt“ verpflichten sich Unternehmen zu mehr Offenheit und
Vielfalt in Unternehmen – die sozial orientierte Wohnungswirtschaft hat vor vielen anderen Branchen die
Vorteile von „Diversity“ erkannt. Drei Beispiele zeigen, dass Integration hier kein Fremdwort ist.
Das Thema ist Chefsache. Bundeskanzlerin An-
gela Merkel übernahm die Schirmherrschaft für
die Initiative zu mehr Toleranz und Offenheit – zu
„Diversity“ – in der Wirtschaft. Vier Firmen initi-
ierten 2006 die Charta der Vielfalt: DaimlerChrys-
ler, die Deutsche Bank, die Deutsche BP und die
Deutsche Telekom. Die Charta, ein Projekt nach
französischemVorbild, ist Herzensangelegenheit
der Bundesregierung, prestigeträchtiges Projekt
und Teil des Nationalen Integrationsplans.
Auf demBerliner Kongress „Diversity als Chance“
sagte Angela Merkel ein Jahr nach der Gründung,
dass Toleranz die Seele unseres Kontinents sei. Für
Unternehmen sollte es eine Frage der Ehre sein,
der Charta beizutreten.
Das Ziel klingt in der Tat lohnend: AlleMitarbeiter
sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von
Geschlecht, Rasse, Nationalität, ethnischer Her-
kunft, Religion oder Weltanschauung, Behinde-
rung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.
Mehr als 2.500 Unternehmen und öffentliche Ein-
richtungen haben die „Charta“ inzwischen unter-
zeichnet, vomKleinstunternehmen bis zu großen
Dax-Konzernen. Auch imMittelstand hat die Idee
gezündet. Mehr als 8,9Mio. Menschen arbeiten in
Firmen, die sich zu der Idee bekannt haben.
Dabei ist die Botschaft neben den humanen Ideen
auch recht konkret, sie heißt: Vielfalt rechnet sich.
Dennoch ist man in den Chefetagen deutscher
Konzerne noch gern unter sich. Seiteneinstei-
ger, Frauen, Ausländer und Minderheiten bleiben
Ausnahmen, so eine Untersuchung der Personal-
beratung Egon Zehnder. Angesichts von Globali-
sierung und demografischemWandel sei das keine
nachhaltige Strategie, klagt der Personalberater:
„Managementtalent wird im 21. Jahrhundert zur
eigentlich knappen Ressource.“
32 Unternehmen der Grundstücks- und Woh-
nungswesen haben die Charta unterzeichnet.
„Das mag auf den ersten Blick nicht nach viel
aussehen, aber wer genauer hinsieht weiß, dass
sich die nachhaltig handelnde Wohnungswirt-
schaft schon seit langem mit dem Thema Diver-
sity auseinandersetzt, auch unabhängig von der
Initiative“, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko.
„Unternehmen bieten interkulturelle Schulungen
für ihreMitarbeiter an oder haben DiversityMana-
ger engagiert. Vielfach hat das Thema Eingang in
die Unternehmensleitbilder gefunden.“ Der GdW
engagiert sich auf unterschiedlichsten Ebenen für
das Thema Vielfalt, etwa um die Belange behin-
derter Menschen, mit demPreis soziale Stadt, dem
Integrationspreis.
GESOBAU macht sich für Frauen stark
In allen Personalanzeigen der Berliner GESOBAU
AG, die die Charta 2007 unterzeichnete, wird
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Wert-
schätzung von Vielfalt zur Unternehmenskultur
gehört und dass man sich auch für Frauen stark
mache. Die Gründe sind ganz konkret: „Unsere
Mieterschaft ist über die Jahre in jeder Hinsicht
bunter und gemischter geworden“, sagt Thorsten
Kube, Personalleiter der GESOBAU. „Da ist es be-
triebswirtschaftlich sinnvoll, wenn wir das auch
in unserer Belegschaft widerspiegeln.“ Vieles sei
durch die Sprache getrieben. „Immer mehr un-
serer Mieter sprechen nicht gut deutsch, da sind
Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen sehr
hilfreich.“
Aber es geht auch um kulturelle Unterschiede:
„Wir hatten Fälle, wo sich unsere Kundenbetreuer
schon monate- oder jahrelang an einem Problem
Sabine Richter
freie Journalistin
Hamburg
Die Mieter von Wohnungsunternehmen werden immer internationaler. ImWeltquartier in Hamburg-Wilhelmsburg
(hier das Weltquartierfest) leben z. B. Menschen aus über 30 Nationen. Die Branche muss sich darauf einstellen
Quelle: SAGA
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