DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT6/2017 - page 11

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großen Gelände 4.000Menschen leben. Herzstück
ist ein Parkmit altemBaumbestand, der das Quar-
tier in Nord und Süd teilt. Noch ist er eingezäunt
und ringsum herrscht Baustellenchaos.
Soziale Aspekte
Nicht nur die bauliche, auch die soziale Infra-
struktur wächst. Knapp die Hälfte der künftigen
Bewohner ist bereits eingezogen und nun damit
beschäftigt, aus der Baustelle ein lebendiges Vier-
tel mit guten Nachbarschaften zu machen. Wel-
chen Stellenwert nachbarschaftliches Miteinander
genießt, zeigt eine Umfrage, die den Neubürger-
Haushalten eine hohe Bereitschaft für eine Kul-
tur des Leihens und Teilens bescheinigt. 88% der
264 befragten Haushalte können sich demnach
vorstellen, zusammen mit Nachbarn Geräte zur
gemeinschaftlichen Nutzung anzuschaffen. Fast
genauso hoch ist der Anteil derer, die Werkzeug
oder Gartengeräte an Nachbarn ausleihen oder
sich von diesen leihen würden. Auch Nachbar-
schaftshilfen in Form von Nachhilfe, Babysitten
oder Reparaturen stehen im Domagkpark hoch
im Kurs.
Quartiersgenossenschaft für ein Miteinander
Die Identifikation der Bewohner mit ihrer Nach-
barschaft ist demnach bereits jetzt schon hoch.
Umden nachbarschaftlichen Zusammenhalt noch
weiter zu fördern, gibt es eine Quartiersgenos-
senschaft, deren Aufgabe es ist, die Bewohner
miteinander in Kontakt zu bringen. Deshalb gibt
es imDomagkpark selbst in denMietshäusern der
stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewo-
fag Räume zur gemeinschaftlichen Nutzung – ein
Angebot, das bislang fast nur in Genossenschafts-
häusern üblich war: „Gemeinschaftsräume sind
wichtig, damit Gleichgesinnte zusammenkom-
men können“, konstatiert Maria Knorre, die für
die Quartiersgenossenschaft arbeitet. Aber auch
die planerische Gestaltung des Viertels erleichte-
re die nachbarschaftliche Kontaktaufnahme: „Es
gibt viele Innenhöfe, in denen die Bewohner der
verschiedenen Häuser aufeinandertreffen“, sagt
Knorre, die mit ihrem Mann seit April 2016 im
Domagkpark wohnt.
Auch das Ehepaar Knorre pflegt die nachbarschaft-
liche Kultur des Teilens. Die beiden verleihen ihr
Auto oft an die Nachbarn im Haus. „Privates Car-
sharing“, nennt Maria Knorre das. Damit sind sie
nicht die Einzigen: Laut Umfrage wäre fast ein
Viertel der Autobesitzer im Domagkpark bereit,
ihren Pkw leihweise den Nachbarn zu überlassen.
Vorbild für nachhaltige Mobilität
Die hohe Bereitschaft zumAutoteilen kommt den
Intentionen des Bauherren-Konsortiums entge-
gen, denn der Domagkpark soll Vorbildprojekt für
nachhaltigeMobilität werden. Carsharing ist dafür
einwichtiger Baustein. Wer ein Auto braucht, kann
es in der Mobilitätszentrale des Viertels buchen,
die seit knapp einem Jahr in Betrieb ist. Dort ste-
hen derzeit sieben Pkwbereit. Außerdemzwei Pe-
delecs, ein Elektro-Lastenrad und zwei E-Roller.
Die Auslastung der Mobilitätszentrale sei gut, sagt
Olaf Rau vom Münchner Carsharing-Anbieter
Das Bauherren-Konsortium, das aus Baugruppen, Genossenschaften und städti-
schen Gesellschaften besteht, fördert den nachbarschaftlichen Zusammenhalt
Kultur des Leihens und Teilens: Die Mehrheit der befragten Haushalte können sich
vorstellen, mit Nachbarn Geräte zur gemeinschaftlichen Nutzung anzuschaffen
Allmählich schälen sich die Konturen des
neuen Stadtviertels heraus
Derzeit sind auf dem Gelände 1.600 Wohnungen im Bau,
die Hälfte davon öffentlich gefördert
Fotos: Wogeno eG
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