MARKT UND MANAGEMENT
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7|2017
HMC-Marktreport: Strategie in der Informationstechnik
IT ist primär ein Strategiefaktor, keine Kostenstelle
Von der IT eines Wohnungsunternehmens wird viel erwartet. Sie soll die Abläufe des Tagesgeschäfts
effizient gestalten (ERP-System), fundierte Informationen über die Geschäftslage für die
Führungsebene bereitstellen (MIS), für eine gute Darstellung des Unternehmens gegenüber der
Kundschaft sorgen (Internetauftritt, CRM-Portal) u. v. m. Wie müssen sich Unternehmen angesichts
der Digitalisierung strategisch positionieren?
Die Bedeutung der IT-Abteilung für den Unter-
nehmenserfolg erhöht sich laufend im Zuge der
fortschreitenden Digitalisierung. Deshalb ist die
IT-Abteilung entsprechend zu positionieren und
strategisch auszurichten.
Die gewachsene IT-Landschaft
Der Regelfall ist, dass die IT-Landschaften der
Anwenderunternehmen nach und nach gewach-
sen sind. Neue IT-Systeme und -Module wurden
fallweise beschafft und installiert, je nachdem, ob
neue gesetzlich bedingte oder betriebswirtschaft-
lich sinnvoll erscheinende Aufgabenstellungen
dies nötig machten.
Die neuen Systemewurden dabei von den betroffe-
nen Fachabteilungen oft allein nach den fachlichen
Anforderungen des jeweiligen Arbeitsgebietes
ausgesucht. Die IT-Abteilung des Unternehmens
hatte in vielen Unternehmen nur nachgeordnetes
Mitspracherecht. Sie sollte die Systeme ja nur be-
treuen und am Laufen halten.
Auf diese Weise sind in den Anwenderunterneh-
men oft inhomogene IT-Landschaften entstanden.
Sie sind datentechnisch schwer zu koordinieren
und es ist wahrscheinlich, dass die einzelnen Kom-
ponenten der IT-Landschaft eines Unternehmens
insgesamt betrachtet Funktionsredundanzen
aufweisen. D. h., dass Module zur Bearbeitung
des gleichen Aufgabengebietes in mehreren
Softwareprodukten des gleichen Unternehmens
vorhanden sind. Richtig unwirtschaftlich wird es,
wenn Datenbestände des gleichen Funktionsge-
bietes in unterschiedlichen Softwareprodukten
gepflegt werden, beispielweise ein paar techni-
sche Stammdaten im ERP-System und weitere
(oder auch ähnliche) technische Stammdaten
in einem spezialisierten technisch-orientierten
System. In einer solchen Konstellation sind inkon-
sistente Datenbestände die Regel.
Die Basis schaffen
Die Anspruchshaltung der Unternehmen gegen-
über ihrer ITwird in Zukunft immer höherwertiger
werden. Das Stichwort „Digitalisierung“ hat die
Runde gemacht und weckt hohe Erwartungen an
effizienzsteigernde neue IT-Systematiken und
durchgestylte Workflows.
Vor diesem Hintergrund muss die eingangs be-
schriebene Situation der fallweise wachsenden
IT-Landschaften als nicht mehr geeignete Aus-
gangsbasis bewertet werden. Die Unternehmen
der Wohnungswirtschaft, die im betriebswirt-
schaftlichen Bereich längst daran gewöhnt sind,
sich mit 5-jährigen Wirtschafts- und Finanzplä-
nen auf die Zukunft vorzubereiten, sollten diese
Verhaltensweise auch auf ihre IT übertragen und
mittelfristige IT-Strategieplanung betreiben.
Außerdem gilt es – sofern noch nicht geschehen
– im Hinblick auf die zukünftigen Herausforde-
rungen der Digitalisierung erst einmal eine ge-
sunde Basis für die IT imeigenen Unternehmen zu
schaffen. Besondere Beachtung dabei verdienen
die folgenden Einflussfaktoren:
Positionierung der IT im Unternehmen
Wer in seinem Unternehmen aufeinander abge-
stimmte IT-Systeme und durchgängige Daten-
strukturen wünscht, muss seine IT-Abteilung so
positionieren, dass sie dies auch leisten kann. Wer
alle IT-Systeme eines Unternehmens koordinieren
soll, muss in der Lage sein, bei Beschaffung und
Pflege nennenswerten Einfluss auf alle Systeme
zu nehmen.
Eine IT-Leitung, die traditionell und hierarchisch
noch unter der Leitung des Rechnungswesens
oder des Immobilienmanagements angesiedelt
ist und bei wesentlichen strategischen Entschei-
dungen des Unternehmens nicht hinzugezogen
wird, hat keine Chance, diese Erwartungen zu
erfüllen. Sie wird immer Entscheidungen nach-
laufen müssen, die IT-technische Auswirkungen
haben und die ohne sie getroffen wurden. In
manchen Branchen (z. B. Automobilindustrie)
ist seit einigen Jahren zunehmend sogar die An-
siedlung der IT auf Geschäftsleitungsebene zu
beobachten. Standardfall in der Wohnungswirt-
schaft sollte die Positionierung der IT-Leitung
Ingo König
SVI – Sachverständigenbüro für
die IT der Immobilienwirtschaft
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ab dem 25. Mai 2018 wird in der gesamten
EU die DS-GVO (Datenschutz-Grundver-
ordnung) gelten (siehe DW 5/2017, S. 62).
Doch die Unternehmen der deutschen
Wohnungswirtschaft befassen sich eher
selten mit dieser Thematik, obwohl sie per-
sonenbezogene Daten in hohem Umfang
führen. Die Strafen für Verstöße gegen das
dann geltende Recht werden gegenüber
dem aktuellen Niveau stark ansteigen. Wer
sich noch nicht mit den Auswirkungen der
DS-GVO beschäftigt hat, ist gut beraten,
dies umgehend in die Wege zu leiten. Am
Tag des Inkrafttretens der DS-GVO sollte
jedes Unternehmen der Wohnungswirt-
schaft darauf vorbereitet sein.
DER TIPP AM RANDE: DS-GVO