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Balkone sind nicht nur bei Mietern beliebt, sie tra-
gen auch dazu bei, denWert vonWohnimmobilien
zu steigern. Eine verbesserte Wohnqualität und
kürzere Leerstandszeiten spielen dabei ebenso
eine Rolle wie die Schaffung zusätzlicher Miet-
fläche und daraus resultierende Änderungen der
Miethöhe und die Umlagefähigkeit von Moder-
nisierungskosten, zu denen auch die Baukosten
für Balkone zählen. Mit dem Anbau von Balkonen
lässt sich somit – sofern baulich umsetzbar – die
Vermietbarkeit undWirtschaftlichkeit vonWohn-
raum grundsätzlich optimieren.
Modernisieren mit Balkon
Eine Analyse der Balkontypen der erfassten Ge-
bäude zeigt, dass im Osten Deutschlands (Neue
Bundesländer ohne Berlin) Stahlbalkone mit
Brüstung in Leichtbauweise mehr als doppelt
so häufig vorkommen als im Rest der Republik.
Bei diesem Balkontyp handelt es sich oftmals um
nachträgliche Balkonanbauten. Die Vermutung
liegt nahe, dass diese zumTeil in Kombinationmit
der Anbringung einer Fassadenwärmedämmung
erfolgt sind, also alte Balkone zunächst abgebaut
wurden, um Wärmebrücken zu vermeiden, und
dann neue Stahlbalkone vor die gedämmte Fas-
sade gestellt wurden. Dieses Vorgehenwäre nicht
nur energetisch sinnvoll, sondern vor allem auch
wirtschaftlich. Diese Vermutung wird tatsächlich
durch die Untersuchung der Korrelation zwischen
diesemBalkontyp und demZustand der Fassaden-
wärmedämmung bestätigt:
• 80%der Gebäude, deren gesamte Balkone vom
Typ Stahlbalkon sind, verfügen über eine Fas-
sade mit ausreichender2 Wärmedämmung.
• Aufgeschlüsselt nach Baualtersklassen bleibt
dieser Zusammenhang bestehen. Nur Gebäude,
die vor 1949 erbaut wurden, weichen ab, da
hier die Anzahl ausreichend gedämmter Fas-
saden – sicherlich aufgrund der Anforderungen
des Denkmalschutzes – insgesamt eher gering
ausfällt. (Objekte ab 1995 sind indes ohnehin
fast alle ausreichend gedämmt.)
Holzbalkone kommen hingegen bei Mehrfamilien-
und Hochhäusern praktisch gar nicht vor. Erst in
der jüngsten analysierten Baualtersklasse (1995
bis 2011) zeichnet sich eine Änderung ab – wobei
es bei einem Anteil von 3% verfrüht wäre, von
einer Trendwende zu sprechen. Dennoch scheint
das Ergebnis die in den letzten Jahren geführte De-
batte zum nachhaltigen Bauen widerzuspiegeln.
Schließlich ist Holz als nachwachsender Rohstoff
und CO2-Speicher ein Baustoff, dessen Be- und
Verarbeitung im Vergleich zu anderen Baustof-
fen wenig Energie verbraucht und der auch noch
biologisch abbaubar ist.
Natürlich stellen Balkone nur eines der vielfälti-
genWertschöpfungspotenziale dar, die sich durch
zukunftsorientierte Investitionen heben lassen.
Ein Vergleich mit anderen Unternehmen hilft,
nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Hierzu
liefert der Instandhaltungsspiegel die passende
Kennzahl: Er beziffert den Instandhaltungsstau
von Wohngebäuden in Deutschland für einzelne
Gebäudetypen und Baualtersklassen.
Quelle: CalCon Deutschland AG
1
Als Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Bau-
physik (IBP) verfügt CalCon über eine beträchtliche
Datenbasis: In den letzten 15 Jahren wurden mehr
als 140 Mio. m2 BGF mit Hilfe eines objektiven und
gleichbleibenden Verfahrens erfasst.
2
Als ausreichende Wärmedämmung wird für Altbauten
in der epiqr®-Analyse eine Dämmstoffdicke von
mindestens 8 cm angenommen.