NEUBAU UND SANIERUNG
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dern bereits seit 19 Jahren in der Poorterstraat
wohnen. „Zuerst waren wir etwas erschrocken,
als wir hörten, dass wir umziehen müssen, aber
nachdemwir die Pläne für unsere Wohnung gese-
hen hatten, warenwir schnell überzeugt“, erklärt
Edwin Hamelink, der mit seiner Familie nach nur
fünf Monaten Bauzeit in ein komplett erneuertes
Haus ziehen konnte.
Dacherneuerung schafft
zusätzlichen Wohnraum
Die Reihenhäuser wurden nicht nur energetisch
saniert, sondern verfügen nun über mehr Wohn-
fläche als vor der Sanierung. Möglich machte
dies die Erweiterung des alten Satteldachs und
die Einbeziehung des ursprünglich ungenutzten
Flachdachbereichs auf der Gartenseite des Rei-
henhauses. „Früher gab es einen kleinen, dunklen
Dachboden, der über eine Zugtreppe erreichbar
war. Jetzt befindet sich dort eine fest installierte
Treppe, die zu einem richtigen Wohnraum führt“,
sagt Edwin Hamelink begeistert. Hierfür wurde
die straßenseitige Dachfläche oberhalb des alten
Dachfirstes um1,5m verlängert und auf der Gar-
tenseite unter einer flacheren Neigung zurück-
geknickt. Ein sich anschließendes neues Fassa-
densegment bildet den Abschluss dieses neuen
Dachsegments.
Für die Erneuerung des Daches auf der Straßen-
seite legten die ausführenden Dachhandwerker
zunächst die vorhandene Konstruktion bis auf
die Dachpfetten frei und brachten eine neue
Dämmung ein. Anschließend erhielt der untere
Dachbereich über demAbstellraum und dem Ein-
gangsbereich eine in horizontalen Bahnen verlau-
fende Bedachung aus Zinkmit einer umlaufenden,
deutlich hervorgehobenen Kastenrinne. Der mitt-
lere Teil des Daches bis zum alten First wurde mit
Photovoltaik-Elementen „gedeckt“, wobei darauf
geachtet wurde, dass bei dieser Dachfläche keine
Trennung mehr zwischen den angrenzenden Rei-
henhäusern erkennbar ist. In Verbindung mit der
komplett erneuerten Fassade sehen die rund 40
Jahre alten Gebäude dadurch auch von außen wie
Neubauten aus.
Tageslicht und natürliche Lüftung
Durch vier automatische Dachfenster auf der Stra-
ßenseite gelangt viel Tageslicht in den neu entstan-
denen Raum unter demDach. Auf der Gartenseite
sorgt eine neu entstandene Dachterrasse nicht
nur für zusätzliche Helligkeit, sondern erweitert
zudem die Nutzfläche. Eine Systemlösung aus
vier Dachfenstern und vier senkrechten Fenster-
elementen, von denen eines eine Türfunktion hat,
bietet hier den Zugang zur Dachterrasse.
„Das Haus ist viel heller geworden“, freut sichMar-
ga Hamelink. „Das Tageslicht, das durch die Dach-
fenster einfällt, erreicht über die Treppenöffnung
das Mittelgeschoss und sogar das Erdgeschoss der
Wohnung.“ Aufgrund der zahlreichen Ober-
Die Sanierung der fast 40
Jahre alten Mietwohnun-
gen in Reihenhausbauweise
ist das erste Projekt in
den Niederlanden, bei
dem Wohnungen nach den
Active-House-Prinzipien
saniert wurden
Active Houses oder AktivPlus-Gebäude erfüllen die zukünftigen Anforderun-
gen an nachhaltige Gebäude. Ein Fokus liegt dabei auf Gesundheit und dem
Wohlbefinden der Menschen, die in ihnen wohnen und arbeiten. Active Houses
wurden mit dem Anspruch konzipiert, ihren Energiebedarf in größtmöglichem
Umfang durch erneuerbare Energien decken zu können, um so CO2-Neutralität
zu erreichen.
Auf internationaler Ebene bietet die Active House Alliance
e Plattform, um dieses Gebäudekonzept – unter Berücksichtigung der
Kriterien Energie, Umwelt und Innenraumklima – im Markt zu etablieren. Ziel
ist es, einen international gültigen Konsens zu schaffen, an welchen Leitlinien
sich zukünftiges Bauen und Renovieren orientieren sollte.
In Deutschland treibt der AktivPlus-Verein
ine
gemeinnützige Initiative von Planern und Wissenschaftlern – die Entwicklung
eines zukunftsfähigen Standards für Gebäude und Quartiere für die Bau- und
Immobilienwirtschaft voran. Dieser soll sich dadurch auszeichnen, dass
AktivPlus-Gebäude Energiebedarf, Energieerzeugung sowie Wohnkomfort und
Interaktion mit dem Nutzer optimieren und dadurch Infrastruktur und Umwelt
entlasten. Als offenes Kompetenznetzwerk fördert der Verein den Erfahrungs-
austausch seiner Mitglieder und die Diskussion mit den politischen Akteuren
sowie die Wissensvermittlung.
EIN ZUKUNFTSWEISENDER GEBÄUDESTANDARD