DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2016 - page 49

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9|2016
Neue Chancen für Wohnungswirtschaft und Energieversorger?
Energiewende 2.0 – Geschäftsmodell „vernetzte Autarkie“
Mit einem Mietshaus im herkömmlichen Sinne hat ein energieautarkes Mehrfamilienhaus nur wenig
gemein: Photovoltaikmodule und Solarthermiekollektoren teilen sich Dachflächen und Balkonbrüstungen.
Jeder Parkplatz kann darüber hinaus mit einer Elektro-Tankstelle versehen werden. Langzeitspeicher
für Wärme und Strom halten die Energie für die Bewohner vor, so dass diese Häuser bis zu 60 bis 80 %
energieautark sind.
Innovative Lösungen vernetzen dieses neuartige
energieautarke Gebäude – nicht um Energie zu
beziehen, sondern um die Energiespeicher des
Gebäudes den regionalen Versorgungsunterneh-
men zur Lagerung von Energieüberschüssen zur
Verfügung zu stellen. Das entlastet u. a. die öf-
fentlichen Netze.
So spektakulär wie das Äußere der Gebäude sind
auch die „inneren“ Werte dieses von Prof. Timo
Leukefeld, Professor für Solarthermie an der TU
Bergakademie Freiberg, entwickelten Gebäu-
detyps: Sie bieten zum einen Wohnungs- und
Energieversorgungsunternehmen interessante
Geschäftsmodelle. Zum anderen ermöglichen sie
Vermietungsmodelle, die Bewohnern eines ener-
gieautarken Mehrfamilienhauses langfristig sta-
bile und damit kalkulierbare Pauschalmieten zur
Verfügung stellen –mit Energieflatrate, die neben
Wärme und Strom auch E-Mobilität umfasst.
Dreh- und Angelpunkt: Solarthermie
Dreh- und Angelpunkt für die Energieautarkie ist
das Bau- und Heizkonzept eines sog. „Sonnen-
haus autark“. Dieser Standard ist erfüllt, wenn
ein Haus mehr als 50 % solare Deckung für Wär-
me und Strom erzielt. Aufbauend auf diesen
Corina Prutti
Das Komm.Büro
München
Nachbargebäude
Bestand ohne Solar
Solarkollektoren erzeugen
Wärme (Solarthermie)
Solarkmodule erzeugen
Strom (Photovoltaik)
Südansicht
Das energieautarke Mehrfamilienhaus gibt seinen
solaren Energieüberschuss an Wärme und Strom von
Frühjahr bis Herbst an die Nachbargebäude ab
Restenergie Strom öffent-
liches Netz, Bezug und
Einspeisung möglich
Akku (Stromspeicher)
vernetzt mit EVU
Langzeitwärmespeicher
(Wasser) vernetzt mit EVU
Restenergie Wärme (Erdgas,
Holzpellet, Wärmepumpe oder
Nah- bzw. Fernwärme)
Elektroauto: Das Haus
wird zur Tankstelle
Gebäudeschnitt
DAS PRINZIP DER VERNETZTEN ENERGIEAUTARKIE
Quelle: Prof. Leukefeld
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