NEUBAU UND SANIERUNG
28
5|2015
Altenwohnen: nein danke!
Wohnwünsche von Senioren jenseits
von Hausnotruf und Haltegriffen
Das Bild von Senioren mit Kittelschürze und grauem Dutt, mit Hut und Stock, hat ausgedient.
Heute findet man Senioren in Fitnesscentern, bei Sportevents, auf Rockkonzerten, mit den Enkeln
auf Spielplätzen oder auf Reisen. Dieser neue Lebensstil beeinflusst auch die Wohnpräferenzen.
Das eine Wohnkonzept, das für alle Älteren passt, ist passé!
Mehr als jeder fünfte Einwohner Deutschlands
hat das 65. Lebensjahr bereits erreicht oder über-
schritten. ImJahr 2060wird es bereits jeder dritte
Deutsche sein. Deutliche strukturelle Veränderun-
genwerden sich aber vor allemdurch die sehr gro-
ße Zunahme bei den über 80-Jährigen ergeben.
Denn ihre Zahl wird sich bis 2030 um60%erhöhen.
Somit wird auch die Zahl der Pflegefälle ansteigen.
Doch nicht jeder Senior wird zum Pflegefall oder
möchte das Alter im Heim verbringen. Vielmehr
spiegeln sich die gesellschaftlichen Veränderungen
auch in der Seniorengeneration wider.
Konventionell, anspruchsvoll oder
bescheiden?
Die GdW-Studie „Wohntrends 2030“ hat u. a. die
Wohnkonzepte unterschiedlicher Nachfrager-
gruppen untersucht. Für die Gruppe der Senioren
zeigt sich dabei: Die Vorstellungen gehenweit aus-
einander. Es gibt also nicht das eineWohnkonzept,
das für alle Älteren passt. Die drei Konzepte, die
für diese Generation prägend sind, sind das kon-
ventionelle, das bescheidene und das anspruchs-
volle, wie die Grafik zeigt.
Konventionelle Haushalte stellen mit 38% die
größte Seniorengruppe. Sie haben ein hohes Si-
cherheitsdenken, verbunden mit einer voraus-
schauenden Lebensplanung. Die Wohnungsnach-
frage ist daher sehr stark auf den praktischen
Nutzen auch in kommenden Jahren fixiert. Ihr
Katrin Trunec
Analyse & Konzepte
Hamburg
Anteil ist bei den Mietern
und Eigentümern in etwa
gleich hoch. Die zweit-
größte Gruppe, Senioren
mit bescheidenem Wohn-
konzept, hat einen Anteil
von 34% an der Gruppe
der über 65-Jährigen.
Diese Haushalte haben
geringe Ansprüche; man
arrangiert sich mit dem,
was man hat. Sie haben
in der Gruppe der Mieter
einen deutlich höheren
Anteil als unter den Eigentümern. 13% der Se-
niorenhaushalte verfolgen ein anspruchsvolles
Wohnkonzept. Für diese Gruppe spielt die Wert-
haltigkeit einer Immobilie eine große Rolle. Das
heißt: Gesucht sind repräsentative Standorte mit
ökologischer Ausstattung.
Die Einkommenssituation der heutigen Senioren-
generation ab 65 Jahren ist noch vergleichswei-
se gut: Das Armutsrisiko ist mit 13,6% deutlich
niedriger als in der Gesamtbevölkerung (15,2%).
Zukünftig wird sich das Bild jedoch wandeln. Ge-
brochene Erwerbsbiographien, Teilzeitjobs oder
etwa ein hoher Anteil Langzeitarbeitsloser sind
Gründe für die steigende Altersarmut.
In der Gruppe der Senioren, die von Altersarmut
betroffen sind oder sein werden, überwiegen das
bescheidene und das funktionale Wohnkonzept.
Haushalte mit funktionalemWohnkonzept haben
wenigmaterielle Optionen und fragen einfach aus-
gestattete Wohnungen nach. In diesem Bereich
wird die Nachfrage also – wie bei den bescheidenen
Wohnkonzepten – steigen. Gleichzeitig wird die
Zahl der konventionellen Haushalte zurückgehen.
Älter werden bedeutet …
Wer älter wird, ist meist weniger beweglich, hört
und sieht schlechter und kann sich schlechter
orientieren. Im Allgemeinen benötigen Senioren
deshalb mehr Vertrautheit und Sicherheit in ihrer
täglichen Umgebung. Wenn stärkere körperliche
Defizite hinzukommen, sind sie außerdemauf eine
besondere Pflege angewiesen und brauchen auch
in den eigenen vier Wänden Hilfe oder spezielle
Erleichterungen – wie den Abbau von Barrieren
oder den Einsatz technischer Assistenzsysteme.
Doch nicht alle älterenMenschen setzen dabei die
gleichen Prioritäten. Zwei Drittel aller Deutschen,
die das 65. Lebensjahr bereits erreicht oder über-
schritten haben, möchten in ihrer jetzigen Woh-
nung alt werden. Dieser Wunsch ist jedoch je nach
Wohnkonzept sehr unterschiedlich ausgeprägt, wie
die Tabelle auf der nachfolgenden Seite verdeut-
licht.
Während häusliche und bescheidene Haushalte in
ihrer jetzigen Wohnung alt werden wollen, auch
wenn diese nicht optimal auf ihre Wohnsituation
im Alter ausgerichtet ist, sorgen konventionelle
Quelle: GdW Wohntrends 2030
WOHNKONZEPTE DER GENERATION 65 PLUS
34%
38%
9%
13%
3%
3%
häuslich
anspruchsvoll
bescheiden
funktional
konventionell
kommunikativ
THEMA DES MONATS