DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 43

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frühen 1950er Jahren und sollen bis 2020 in drei
Bauabschnitten komplett saniert werden. Parallel
werden die Außenanlagen barrierefrei gestaltet.
Im ersten Bauabschnitt wurden zunächst sechs
6-Familien-Häuser aus dem Baujahr 1954 leer
gezogen und anschließend energetisch saniert.
Durch Ausbau der Loggien erhielten die Wohn-
einheiten imDachgeschoss außerdemveränderte
Grundrisse. Neben einer Dämmung von Fassade,
Dachböden und Kellern wurden auch Dach und
Fenster komplett erneuert sowie eine Trittschall-
dämmung verlegt.
Wie im Leitbild der Genossenschaft festgeschrie-
ben, wird das Quartier ergänzend durch Neubau-
ten aufgewertet. Ein imzweiten Bauabschnitt ent-
standenes Appartementhaus mit 29 Wohnungen
soll Mitte des Jahres 2015 bezogen werden (die
DW wird im Herbst berichten). Hier entstehen 1-
und 2-Zimmer-Appartements mit Wohnflächen
von 30 bis 60 m
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, von denen einige bereits vom
KlinikumLippe für Personal und Gäste angemietet
wurden. Vier weitereWohnungen sollen komplett
möbliert und für befristete Zeiträume angeboten
werden. Im dritten Bauabschnitt plant die Wohn-
bau Lemgo eG dann den Abbruch von 84 Woh-
nungen, die unter Einbeziehung der Bewohner bis
2020 komplett durch Neubauten mit insgesamt
102 Wohneinheiten ersetzt werden sollen.
Trittschallschutz erhöht Wohnkomfort
Wie imNachkriegswohnungsbau typisch, verfüg-
ten die Gebäude in Lemgo lediglich über dünne
Betondecken von 14 cm Stärke und boten so-
mit nur einen geringen Trittschallschutz. Dieses
Thema war im Rahmen von Mitgliederworkshops
der Wohnbau Lemgo eG bereits im Vorfeld des
Quartiersumbaus häufig bemängelt worden.
„Wir gehen davon aus, dass etwa ein Drittel aller
Beschwerden auf Lärmzurückzuführen sind“, be-
richtet Thorsten Kleinebekel. „Als professioneller
Vermieter ist ein besserer Trittschallschutz für uns
eine wichtige Investition, denn er trägt nachweis-
lich zur höheren Zufriedenheit der Bewohner bei.
Interessanterweise reagieren Menschen zudem
umso stärker auf Lärmbelästigungen innerhalb des
Hauses, jemehr der Schallschutz durch den Einbau
neuer Fenster nach außen verbessert worden ist.“
Schlanke und leichte Trittschalldämmung
für Bestandsgebäude
Gefragt war eine besonders schlankeModernisie-
rungslösungmit einemgeringen Flächengewicht,
die gleichzeitig eine maximale Trittschallverbes-
serung gewährleiste. Das ausgewählte Trittschall-
dämmsystem (von Saint-Gobain Weber) besteht
aus einem schnell begehbaren Dünnestrichsys-
tem und einer dünnen Trittschall- und Trennla-
genbahn. Mit nur 28 mm Gesamtaufbau erzielt
das System ein Trittschallverbesserungsmaß von
Lw = 17 dB. „Die geringe Aufbauhöhe war der
entscheidende Aspekt bei der Wahl des Systems“,
erläutert Thorsten Kleinebekel. „Insgesamt stan-
den uns für die Trittschalldämmung nur 3 bis 4 cm
zur Verfügung.“
Zeitersparnis durch Dünnestrich
und Maschinentechnik
Nach erfolgreichen Tests in einem Probeobjekt
beschloss die Wohnbau Lemgo, das System auf
der gesamten Fläche von 2.000 m
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einzusetzen.
Wichtig bei der Entscheidungwaren die kurze Bau-
zeit und die schnelle Begehbarkeit. Die Oberfläche
kann bereits nach zwei bis vier Stunden begangen
werden. Der Estrich kann bereits nach einem Tag
mit Fliesen, nach drei Tagen mit elastischen und
textilen Belägen und nach sieben Tagen mit Par-
kett oder Laminat belegt werden.
Fazit
Die Vorher-/Nachher-Messungen ergaben eine
Trittschallminderung von 21 dB. Damit profitie-
ren die zukünftigen Bewohner des Musikervier-
tels nicht nur von einem attraktiveren Quartier,
sondern auch von einemzeitgemäßen Trittschall-
schutz. Gleichzeitig sparen die Mieter durch die
umfangreiche Modernisierung Energie ein. Die
Energieausweise weisen laut Angaben der Ge-
nossenschaften einen Rückgang von ca. 40% des
Energieverbrauches aus.
Die Tatsache, dass die meisten Mitglieder nach
der sechsmonatigen Umbauzeit zurückkehrten,
zeigt, dass die Strategie aufgeht. „Wir hatten in
den sanierten Objekten zwar auch zuvor keinen
Leerstand zu verzeichnen, doch durch die umfas-
sendeModernisierung ist die Vermietung nun auch
für die Zukunft gesichert“, zeigt sich Thorsten
Kleinebekel zufrieden.
Quelle: Saint-Gobain Weber GmbH
Das Sechs-Familien-Haus im Lemgoer Musikerviertel
während der Modernisierung
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