NEUBAU UND SANIERUNG
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9|2015
und neue Fenster mit Isolierverglasung eingebaut.
Rund 1.000 €/m
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Wohnfläche hat die Gewobag
investiert, die Nettokaltmiete pro Quadratmeter
aber nur von 4,05 € auf 5,13 € angehoben, 60 Ct
weniger als rechtlich möglich gewesen wäre. Zu-
gleich werden die Mieter bei den Betriebskosten
um etwa 25 Ct/m
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entlastet.
... zummodernisierten Denkmal
Im Inneren des Wohnblocks hatte die Gewobag
keine Denkmalschutzauflagen zu erfüllen, ist aber
behutsam mit den großzügigen Treppenhäusern
umgegangen: Die verglasten Haustüren und die
meisten Wohnungstüren aus den 1950er Jahren
wurden aufgearbeitet, das historische Erschei-
nungsbild lediglich farblich ein wenig aufge-
frischt. Die größte Herausforderung war die Sa-
nierung der denkmalgeschützten, aber maroden
Fassade des etwa 100 m langen Gebäudes. „Uns
war am Anfang keineswegs klar, wie das am Ende
aussehen würde“, erzählt Marion Bergström, die
zuständige Mitarbeiterin der Unteren Denkmal-
schutzbehörde imBezirk Pankow. „Wir haben dann
viele Gesprächemit der Gewobag, demPlanungs-
büro und den beteiligten Firmen geführt und eine
gemeinsame Lösung gefunden, auf die jetzt alle
sehr stolz sein können.“
Man muss nah herangehen, um die feinen Abstu-
fungen der braunen Putzfassade bewusst wahrzu-
nehmen. Ihr neoklassizistisches Dekor setzt sich aus
Betonelementen, Fliesen und verschiedenartigen
Putzflächen zusammen. Einige Partien täuschen
vor, dort seien von Hand bearbeitete Steinblöcke
verbaut worden. Der einfache Weg wäre es gewe-
sen, die maroden Putzflächen zu erneuern und zu
überstreichen. Damit aber wäre die Materialität
der Fassade verloren gegangen. Auf der Basis ei-
ner Schadenskartierung und eines farbrestauratori-
schenGutachtenswurden stattdessen die einzelnen
Flächen inHandarbeit ausgebessert. Umdie richti-
gen Farbtöne zu treffen, wurdenZement, Filterkies,
Quarzsand und Farbpigmentemit Fingerspitzenge-
fühl zu Reparaturputzen angerührt. Die besondere
Gestaltungsqualität der Fassade blieb so erhalten
und für künftige Generationen sichtbar.
Etwa 40%der Mieter kehrten aus Umsetzwohnun-
gen in denmodernisiertenWohnpalast zurück, 60%
derWohnungenwurden neu vermietet. Viele junge
Paare und Studenten sind eingezogen. Nur noch
einige wenige Mieter haben bereits zu DDR-Zeiten
einen Vertrag abgeschlossen. Damals vermietete
das Ministerium für Staatssicherheit in dem Ge-
bäude Dienstwohnungen an seine Mitarbeiter. Mit
der DDR-Geschichte des Wohnpalastes lässt sich
nach derModernisierung viel gelassener umgehen.
„Unsere Gegenwart ist nun Teil der Geschichte des
Gebäudes geworden“, sagt SnezanaMichaelis. „Es
dokumentiert, was erreicht werden kann, wenn
man als Wohnungsbaugesellschaft umsichtig mit
der Vergangenheit umgeht und nachhaltig für die
Zukunft modernisiert.“
Die Wertschätzung der frühen DDR-Architektur
geht nun einher mit dem neuen Kapitel im Leben
des Wohnpalastes.
Auch die Türen wurden mit viel Liebe zum Detail und in Abstimmung
mit der Denkmalpflege im alten Stil aufgearbeitet
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Die großzügigen
Treppenhäuser wurden
behutsam erneuert und
im Stil der 1950er Jahre
aufgefrischt – obwohl das
Gebäudeinnere nicht unter
Denkmalschutz stand