DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 24

NEUBAU UND SANIERUNG
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9|2015
Wohnen im Denkmal
Im Wohnpalast lebt es sich jetzt noch komfortabler
Ein unbekannter Entwurf des DDR-Stararchitekten Henselmann? Das war nicht die einzige Frage,
die während der Modernisierung eines Wohnpalastes aus den 1950er Jahren geklärt werden musste.
Die landeseigene Gewobag hat den sog. Wohnpalast am Ostseeplatz denkmalgerecht „aufpoliert“ und
seine Historie erforschen lassen – ein verborgenes Stück DDR-Geschichte kam dabei zum Vorschein.
Frau Neumann und Frau Meyer wissen genau,
wie man die imposante Maschine im Keller ihres
Wohnblocks bedient. Bis vor zwei Jahren haben
die betagten Mieterinnen die Kaltmangel noch
gelegentlich benutzt, um Tischtücher und Bett-
wäsche zu plätten. Per Knopfdruck setzten sie den
zentnerschweren, mit Steinen befüllten Holzkas-
ten in Bewegung, der auf Walzen lastet, die wie
übergroße Nudelhölzer aussehen. Die frisch gewa-
scheneWäsche wurde auf dieseWalzen gewickelt,
dann unter den schweren Holzkasten geschoben
und unter mächtigem Druck hin- und hergerollt.
Michael Bienert
freier Journalist und
Kulturhistoriker
Berlin
Quelle: Gewobag
Die Wohnungen im „Wohnkomplex Ostseestraße“ waren im Sommer 1954 bezugsfertig. Nach offizieller Lesart der DDR
sollten sie die „Überlegenheit“ des sozialistischen Gesellschaftssystems gegenüber dem kapitalistischen System Westdeutschlands
verdeutlichen. 2013-2015 wurde das Gebäude mit seiner palastartig gegliederten Hauptfassade denkmalgerecht saniert
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