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9|2015
NEUBAU UND SANIERUNG
Pilotprojekt
Fassadengarten an einem vermieteten Mehrfamilienhaus in Hannover
Das hannoversche Wohnungsunternehmen Gundlach erprobt Vor- und
Nachteile einer 70 m
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großen vertikalen Fassadenbegrünung (s. u.) an ei-
nem Mehrfamilienhaus. Als weiteres Element wurde außerdem die Ostsei-
te des Hauses mit Fassadentafeln aus Basaltgestein verkleidet (s. o.). Die
Fassadenelemente sind mit einer Kristalleffektschicht versehen, wodurch
sie je nach Einfall des Sonnenlichts ihre Farbe ändern.
Zu den Beständen des Wohnungsunternehmens gehören viele Häuser aus
den 1950er und 1960er Jahren, die sukzessive modernisiert werden. Für
das Begrünungsprojekt wurde ein Mehrfamilienhaus in zentraler Lage in
Hannovers Südstadt ausgewählt. Im Sanierungszyklus standen Fenster
und Dacheindeckung zur Erneuerung an. Im Erdgeschoss sollte ein Laden
zu einer Wohnung umgebaut werden, zudem war ein Teil der Balkone
sanierungsbedürftig. Weil drei Seiten des Gebäudes fast direkt an den öf-
fentlichen Straßenraum grenzen, sollte mit dem Fassadengarten für mehr
Pflanzengrün in der Umgebung gesorgt werden.
„Als Beitrag zur Nachhaltigkeit stellen wir Ansprüche an die architekto-
nische Gestaltung. Es geht uns nicht nur darum, dem Haus einen Pullover
anzuziehen, indem Dach und Wände gedämmt und die Fenster erneuert
werden, sondern wir wollen hier einen positiven Beitrag zum Stadtbild
leisten“, sagte der Gundlach-Ökologiebeauftragte Franz-Josef Gerbens.
Aus gestalterischen Gründen wurde ein bodenunabhängiges System zur
Fassadenbegrünung der Firma Optigrün ausgewählt. Es handelt sich um
ein System aus vorgefertigten Fassadenelementen, die mit einem Substrat
gefüllt sind. Die Elemente werden in ein Schienensystem eingehängt und
verfügen über eine automatische Bewässerungseinrichtung. Nach Instal-
lation der Fassadenelemente werden die Pflanztöpfe mit den vorkultivier-
ten Pflanzen in bereits vorgesehene Aussparungen eingesetzt.
In Trockenphasen erfolgt die Bewässerung über ein Schlauchsystem
mithilfe einer im Keller befindlichen Anlage. Bei Bedarf wird auch die
Pflanzendüngung auf diese Art durchgeführt. Vor Beginn der Frostperiode
werden die Schlauchleitungen mit Druckluft freigeblasen.
In dem Projekt zeigte sich, dass die Einregulierung der Anlage mindestens
eine Vegetationsperiode benötigt. In der ersten Phase kam unter den
Fensterbänken zu wenig Wasser an, so dass die Pflanzen dort verkümmer-
ten. Die Erfahrungen machten deutlich, dass die Anwuchsphase intensiv
zu begleiten ist und die Einregulierung der Bewässerung mit viel Gespür
über Monate hinweg verfolgt werden muss.
Die begrünte Fassade soll das Kleinklima im versiegelten Umfeld und im
Gebäudeinneren durch erhöhte Luftbefeuchtung, zusätzliche Sauerstoff-
produktion und als Temperaturpuffer verbessern. Darüber hinaus leistet
die Fassade einen Beitrag zur Feinstaubbindung und zur Schallbrechung.
Zudem wird erwartet, dass die Fassade zur Energieeinsparung beiträgt.
In Quartieren mit wenig Grünflächen kann ein Fassadengarten das
Wohnumfeld aufwerten. Mit rund 1.000 €/m
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Fassade ist die Maßnahme
allerdings unter rein ökonomischen Aspekten nicht als Lösung in der
Breite umsetzbar.
Das Gebäude wurde mit einem vertikalen Fassadengarten und Fassadentafeln aufgewertet
Quelle: Gundlach
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