DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 14

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Investoren anbieten. Geplant sind in erster Linie
2- bis 4-geschossige Wohngebäude mit 2- bis
4-Zimmer-Wohnungen, dazu Geschäfte, Arzt-
praxen und eine Kindertagesstätte. Zentrum des
neuen Stadtviertels soll einQuartiersplatz sein, der
für Wochenmärkte und Veranstaltungen genutzt
werden kann. TrotzWohnungsnot soll das Quartier
Steimker Gärten locker bebaut und die Gebäude
nach dem Vorbild der klassischen Gartenstadt in
Grünzüge eingebettet werden. Das neue Quartier
zeichnet sich durch ein nachhaltiges Gesamtener-
giekonzept aus, bei dem auch Innovationsthemen
aus dem Volkswagen Konzern, wie z. B. Elektro-
oder vernetzte Mobilität, eine große Rolle spielen
sollen. Innovativ ist auch das geplante Regenwas-
serkonzept, das zum Teil sichtbar auf dem Areal
integriert sein wird. Weiterhin ist vorgesehen, die
VWI-Neubauten nach einem selbst entwickelten
„Blue Building Standard“ energieeffizient und
zukunftsorientiert zu realisieren. Als künftige
Bewohner hat Quartiersentwickler VWI Familien,
Senioren, Berufs- und Wochenendpendler im Fo-
kus. Mit der Erschließung des Baulandes soll Ende
2015 begonnen werden, die ersten Wohnungen
2017/2018 bezugsfertig sein. VWI hat das Pro-
jekt auf der Expo Real 2014 erstmals öffentlich
präsentiert und zeigt sich mit der Nachfrage sehr
zufrieden. „Das Interesse von Bauträgern und in-
stitutionellenWohnungsinvestoren an den Grund-
stücken ist groß. Es hat sich herumgesprochen,
dass sich Investments an wirtschaftlich gesunden
B-Standorten lohnen und mitunter sogar höhere
Renditen bringen als Engagements in den nachfra-
geengen A-Städten“, sagt Roland Stöckigt.
Die unerwartete Fachkräfte- und Akademiker-
schwemme verändert die Wohnungsnachfrage in
Wolfsburg zudem nicht nur quantitativ, sondern
auch qualitativ. Bisher liegt die lokale Durch-
schnittsmiete bei weniger als 8 €/m
2
monatlich.
ImNeubauwerden jedochmühelos 10 bis 11 €/m
2
realisiert, wenn Lage und Qualität stimmen. In An-
betracht der überdurchschnittlichen Bruttolöhne
sehen Immobilienprofis bei den Mieten durchaus
noch Luft nach oben. „Auch wenn 11 € heute
gewiss die Schmerzgrenze bei den Wolfsburger
Mietern ist“, sagt Stöckigt weiter. Aufholpoten-
ziale sehen Experten auch für den Eigentums-
wohnungsmarkt. Zwar sind die Angebotspreise
zwischen 2009 und 2013 bereits um knapp 50%
gestiegen. Trotzdem fallen siemit Durchschnitts-
preisen von heute 2.250 € vergleichsweisemode-
rat aus. „Das niedrige Preisniveau ist ein deutlicher
Spiegel für die mangelnde Qualität am Markt“,
sagt Stöckigt. Auch die Qualitätslücke soll durch
die verschiedenen Neubaumaßnahmen im Stadt-
gebiet geschlossen werden. So könnten die Ei-
gentumswohngen in den Steimker Gärten aller
Voraussicht zwischen 2.500 bis 3.500 €/m
2
kos-
ten. Wer die sieben A-Städte mit Preisen jenseits
der 5.000-€-Marke zum Vergleich nimmt, wird
das Potenzial hier zu schätzen wissen. Teurer ist
es in Wolfsburg aber bisher sonst nirgendwo.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Was hat Sie bewogen, nach mehr als drei
Jahrzehnten wieder ins Wohnungsneu-
baugeschäft einzusteigen?
In erster Linie die überraschende Entwicklung
amWolfsburger Wohnungsmarkt. Bis vor kurzem
wurden für die VW-Stadt Bevölkerungsrückgänge
prognostiziert. Wie alle Wohnungsanbieter der
Stadt gingen auch wir davon aus, dass die Nach-
frage durch den Bestand gedeckt werden kann.
Doch das ist nicht der Fall. Wolfsburg wächst,
weil neue Arbeitsplätze entstehen – bei VW, aber
auch bei vielen Zulieferbetrieben. Allein bei uns
kommen auf 2.000 Wohnungsanfragen derzeit
rund 40 freie Wohnungen. Das Verhältnis stimmt
nicht mehr. Um die Standortattraktivität und da-
mit die Arbeitsattraktivität hoch zu halten, ist es
wichtig, neuen Wohnraum zu schaffen und damit
die Entwicklung des Konzerns in Wolfsburg zu
unterstützen.
Selbst wenn die Quantität stimmen würde –
wie sieht es mit der Qualität aus? Typische
Werkswohnungen sind eher klein und treffen
vielleicht nicht den Geschmack derjenigen,
die als hochdotierte Fachkräfte nach Wolfs-
burg kommen.
Das stimmt natürlich. 60 bis 70% unserer Be-
standswohnungen verfügen über 65 m
2
Wohn-
raum verteilt auf drei Zimmer. Nicht unbedingt
Traumgrundrisse für Entwickler, Betriebswirte
oder Maschinenbauer, diemit Familie nachWolfs-
burg kommen. Mit unseren Neubauaktivitäten
geht es uns auch darum, unser Wohnungsportfolio
qualitativ zu erweitern. Wir wollen, dass unsere
Konzernkollegen, aber auch Nicht-VW-Mitarbei-
ter, adäquat wohnen können.
In den vergangenen Jahrzehnten konzent-
rierte sich der Schwerpunkt Ihrer Arbeit auf
das Immobilien- und Mietermanagement.
Plötzlich sind Sie wieder Wohnungsbauer.
Wie haben Sie das Know-how dafür aufge-
baut?
Wir haben erfahrene und kompetenteMitarbeiter
an Bord geholt. Unsere gewachsene Erfahrung in
Interview mit Roland Stöckigt
„Plötzlich wieder Wohnungsentwickler“
1953 als gemeinnützige Gesellschaft gegründet, hatte die Immobilientochter
des Volkswagenkonzerns zunächst vor allem den Auftrag, die Mitarbeiter des
Automobilherstellers mit Wohnraum zu versorgen. Dass sich Wohnungsneubau
noch einmal zu einer Kernaufgabe entwickeln würde, hätte sich das Team um
den Architekten Roland Stöckigt bis vor kurzem kaum vorstellen können. Doch
der Vorsitzende der VWI-Geschäftsführung hat große Pläne.
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