80
6|2015
MARKT UND MANAGEMENT
bezahlbar sind. Sollte ein Mieter pflegebedürftig
werden, stellt die Schwulenberatung den Kontakt
zu einem Pflegedienst her. Außerdem gibt es im
Haus eine Pflege-WG für acht Bewohner.
Dass die Wohnsituation im Alter und die mögli-
che Pflegebedürftigkeit viele Schwule und Lesben
umtreibt, unterstreicht eine 2014 durchgeführte
Umfrage des IFES in Wien. Daran beteiligten sich
1.143 Lesben, Schwule und Transgender (also
Trans- und Intersexuelle). Dabei bezeichneten es
72% als sehr oder eher wünschenswert, imFall der
Pflegebedürftigkeit zuhause durch den Partner
oder die Partnerin betreut zuwerden. Zwei Drittel
der Umfrageteilnehmer könnten es sich aber auch
gut vorstellen, das Alter in einer Senioren-WG zu
verbringen. Erwartungsgemäß an letzter Stelle
steht das Pflegeheimmit 28%Zustimmung. Groß
ist die Befürchtung, im Heim werde die sexuelle
Orientierung nicht akzeptiert: Fast die Hälfte der
Befragten glaubt nicht an eine diskriminierungs-
freie Behandlung durch das Pflegepersonal, und
sogar zwei Drittel befürchten, vonMitbewohnern
scheel angesehen zu werden.
Viele gescheiterte Projekte
Entsprechend groß ist das Interesse an alterna-
tiven Wohnformen für ältere Schwule und Les-
ben. In vielen Städten finden sich entsprechende
Projekte – wobei auffällt, dass die meisten trotz
längerer Vorarbeit nicht über das Projektstadium
hinausgekommen oder sogar komplett gescheitert
sind. In Berlin zumBeispiel stellte 2011 der Verein
Village seine Aktivitäten ein, der jahrelang vergeb-
lich einWohnprojekt für schwule Senioren und les-
bische Seniorinnen gesucht hatte. Ebenfalls noch
nicht fündig geworden sind „DieWohngenossen“,
eine Berliner Gruppe von Schwulen und Lesben um
die 50, die bei der Verfolgung ihres Ziels Kontakt
mit der landeseigenenWohnungsbaugesellschaft
Gewobag aufgenommen haben.
In München will die „Wohnwerkstadt Erika &
Mann“ ein ähnliches Projekt realisieren, wäh-
rend in Wien eine Aktivistengruppe immerhin
bereits den Zuschlag für ein Grundstück in der
in Entstehung begriffenen Seestadt Aspern be-
kommen hat. Sie will ihr Projekt „Que[e]rbau“
mit 33 Wohnungen in Zusammenarbeit mit der
Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, einem
gemeinnützigen Bauträger, realisieren und 2016
einziehen. In München schließlich existiert unter
dem Dach der Aidshilfe eine Wohngemeinschaft
für ältere Schwule namens „rosa Alter“.
In Köln plant die GAG Immobilien hingegen kein
weiteres Projekt für diese Zielgruppe. Anders die
Schwulenberatung Berlin: Marco Pulver zufolge
plant sie ein Nachfolgeprojekt des Lebensorts
Vielfalt im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.
Weitere Informationen:
und
queerbau.at
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
In der Seestadt Aspern entsteht im Projekt
„Que[e]rbau“ Wohnraum für Menschen mit
selbstdefinierten Lebensformen (WGs, sog.
Regenbogenfamilien, alternative Familien)
Das Stadthaus besteht aus 33 individuell
geplanten Mietwohnungen, außerdem soll
es ein gemeinsames Vereinscafé, einen
Seminarraum, einen Wellnessraum und einen
Gemeinschaftsgarten geben
Quelle: Que[e]rbau