CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 99

CM März / April 2019
Vom Fernrohr Napoleons bis zu disruptiven Technologien
als strategisches Risiko
Gemeinsame Sitzung der Arbeitskreise „Integriertes Risikomanagement“
und „Risikomanagement-Standards“
Napoleon hatte zwar ein für damalige Verhältnisse leistungs­
starkes Fernrohr, um die auf ihn zukommenden Risiken in der
Schlacht von Waterloo frühzeitig abschätzen zu können, seine
Niederlage bei Waterloo konnte er dennoch nicht verhindern.
Nun be ndet sich sein Fernrohr im Museum für Optik im Zeiss
Forum in Oberkochen.
Im Zeiss Forum in Oberkochen trafen sich am 16. November auf
Einladung von Dr. Andreas Kempf, Leiter Corporate Auditing, Risk and
Quality Management bei der Carl Zeiss AG, Mitglieder der RMA-Arbeits-
kreise „Integriertes Risikomanagement“ und „Risikomanagement-Stan-
dards“ zu einer gemeinsamen Sitzung. Als Themen auf der Agenda stan-
den Einblicke in die Praxis des Risikomanagements bei Carl Zeiss mit
Fokus auf strategische Risiken sowie „Fluch und Segen“ von Risikoma-
nagement-Standards und deren Bedeutung für andere Managementsys-
tem-Standards. Abgerundet wurde die Sitzung mit einem Gang durch
das Museum für Optik, in dem historische bis hochmoderne technische
Exponate von Carl Zeiss, aber auch aus anderer Herkunft gezeigt wurden.
Ausgehend von einer Vorstellung des Unternehmens Carl Zeiss AG mit
seinem Anspruch auf Technologie-Führerschaft in einem heterogenen
und komplexen Umfeld, stellte Dr. Kempf zunächst die Organisation und
den Prozess des Risikomanagements im Unternehmen vor. Besonders
hervorgehoben wurde die herausgehobene Rolle der Risikoidenti kation.
Dr. Kempf erläuterte, dass bei der Carl Zeiss AG das Konzept des
„Competitive Mapping“ entwickelt wurde, um ausgehend von einer
Analyse des dynamischen Markt-und Wettbewerbsumfelds des Unter-
nehmens im Rahmen einer Mikro-und Makroanalyse Risiken, aber auch
Potenziale und Chancen identi zieren zu können. Ein Schwerpunkt im
Vortrag lag auf dem Umgang mit strategischen Risiken, da nur das kon-
sequente Management dieser Risiken das Überleben der Unternehmung
und den Erfolg auf Dauer sichern kann. Hingewiesen wurde dabei darauf,
dass Nachhaltigkeitsmanagement hierbei als eine Überlebensstrategie
zum Erhalt lebensnotwendiger strategischer Ressourcen anzusehen ist.
Nach dem Rundgang durch das Museum für Optik mit vielen Informatio-
nen zur Unternehmensgeschichte der Carl Zeiss AG sowie mit interessan-
ten Exponaten und einem gemeinsamen Mittagessen im Zeiss Forum
eröffnete Jan Offerhaus den Nachmittag mit einem Vortrag zu den Aktivi-
täten des Arbeitskreises „Risikomanagement-Standards“ und einem
Einblick in die Entwicklung von ISO-Standards. Dabei wurde hervorge-
hoben, dass die Hauptaufgabe des Arbeitskreises darin besteht, einer-
seits über Standards zu informieren (z.B. über Neuerungen oder durch
Interpretationshilfen) und andererseits Anregungen aus der RMA aufzu-
greifen und in die Normungsarbeit hineinzutragen. So wirkte der AK in
den letzten Jahren bei der Erstellung des IDW PS 981 sowie bei der
Ergänzung von DRS 20 bezüglich der nicht nanziellen Berichterstattung
im Lagebericht mit und begleitete aktiv die Neufassung von ISO 31000.
Wenngleich die Anregungen der RMA nicht immer vollumfänglich in den
Normungsgremien aufgegriffen werden, ist dennoch die Mitwirkung im
Interesse der Mitglieder ein wichtiger Aspekt der RMA-Arbeit als Interes-
sensvertretung für Risikomanager im deutschsprachigen Raum. Ein wich-
tiges Arbeitspaket besteht für den AK aktuell darin, eine vergleichende
Übersicht zu Risikomanagement-Standards zu erstellen, die Praktikern
Hilfestellungen und Hinweise zur Anwendung von Risikomanagement-
Standards liefern soll. Hierzu wurde aufbauend auf Vorarbeiten des AK im
Rahmen einer Master Thesis von Tim Killig, Master-Student der FHDW
Hannover, ein Kriterienraster entwickelt und dieses auf 5 relevante Nor-
men angewendet. Einige Ergebnisse daraus wurden während der Sitzung
durch Jan Offerhaus und Tim Killig vorgestellt. Der AK plant, sich mit den
Ergebnissen der Master-Arbeit intensiv auseinanderzusetzen, diese
weiterzuentwickeln und für Unternehmenspraktiker mittels Veröffentli-
chungen aufzubereiten.
RMA
intern
Schröder und sein Kollege beantworteten die vielen Fragen der Teilneh-
mer zu Sicherheits- und Risikomanagement-Aspekten. Sie erläuterten
u. a., dass im Rechenzentrum zwecks Flexibilisierung der Räumlichkei-
ten mehr Stahl verbaut wurde als im gesamten Eiffel-Turm und dass die
Kraftstofftanklager für die Dieselgeneratoren größer dimensioniert sind
als am Münchener Flughafen. In einer nahegelegenen bayerischen Wirt-
schaft wurde bei Bier und Essen sowie intensiven Diskussionen rund
um Risikomanagement der Nachmittag / Abend gebührend abgeschlos-
sen. Vielen Dank an Herrn Gerrit Schröder für das gelungene Event! //
Der nächste RMA-Stammtisch, dann wieder im üblichen Stamm-
tischformat, findet am 3. April ab 19 Uhr statt. Sie sind herzlich
zur Teilnahme eingeladen. Anmeldungen schicken Sie bitte an die
RMA-Geschäftsstelle unter
1...,89,90,91,92,93,94,95,96,97,98 100,101,102,103,104,105,106,107,108,109,...116
Powered by FlippingBook