CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 108

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Internationaler Controller Verein eV
Bei der 16. CCS Controlling Competence
Stuttgart am 22. November 2018 dominier-
ten Fachinformationen – und der Control-
ling-Nachwuchs. Letzteres lag nicht nur an
der Verleihung des ICV Controlling-Nach-
wuchspreises. Auch ihr Anteil bei den Besu-
chern zeugte von großem Interesse der
angehenden Controller.
Und das sicher aus gutem Grund, wie die Refe-
renten an jenem Donnerstagnachmittag im IBM-
Forum Ehningen immer wieder vor Augen führ-
ten. Die Digitalisierung sorgt für einen massiven
Wandel, auch im Controlling, so der Tenor. Des-
halb gilt es nicht erst seit heute, sich mit den
Anforderungen des Berufes auseinanderzuset-
zen und sich durch lebenslanges Lernen und
stete Fort- und Weiterbildung auf dem Laufenden
zu halten. „Wir müssen Weiterbildungsweltmeis-
ter werden“, fordert deshalb Universitäts-Profes-
sor Dr. Ing. Dr. Ing. E.h. Dr. h.c. Dieter Spath,
Präsident an der Deutschen Akademie der Tech-
nikwissenschaften München, der die Vortrags-
reihe eröffnet. Unter der Überschrift „Digitale
Transformation in die Arbeit 4.0“ befasst er sich
überzeugend mit der Herausforderung Produkti-
vität, hybrider Quali kation, mit Controlling und
Prozesswissen und KI in der Sachbearbeitung.
Ihn beschäftigt u.a. auch der Produktivitätsdruck
aufgrund des Fachkräftemangels, dem er mit
höherer Ef zienz, Rationalisierungen, der Ent-
wicklung margenstarker Produkte und Leistun-
gen, einer hohen Standortqualität und eben Digi-
talisierung begegnen möchte, vor allem aber mit
exzellenter Bildung: „Es muss dafür gesorgt sein,
dass hier die bestausgebildeten Menschen sind“,
so sein Appell. Die digitale Transformation müsse
dabei als Wegbereiter und nicht als Hindernis
verstanden werden.
Mit „Risikokennzahlen für die Unternehmens-
steuerung“ befasst sich Marco Wolfrum, Partner
der FutureValueGroup AG und Vorstandsmitglied
der Risk Management Association. Hier geht es
mitten rein in den Alltag von Entscheidern – auch
im Controlling. Schließlich seien auch die Cont-
roller gefordert, wenn es um Risikomanagement
in all seinen Facetten und Auswirkungen gehe.
Gleich zu Beginn fordert Wolfrum klar: „Küm-
mere dich um die wesentlichen Dinge!“. In der
Praxis bedeute dies, dass bestandsgefährdende
Entwicklungen frühzeitig erkannt werden müss-
ten. Die Schwierigkeit dabei sei jedoch, dass
diese in der Regel die Folge der Summierung
unterschiedlicher Risiken sei. Umso wichtiger ist
es für Wolfrum deshalb, den Überblick zu behal-
ten, auch aufgrund gesetzlich vorgegebener
Sorgfaltsp icht und Verantwortlichkeiten insbe-
sondere für Vorstandsmitglieder. Diese müssten
sich für ihre Entscheidungen, insbesondere unter
Unsicherheiten, auf eine quali zierte Risikomes-
sung verlassen können. Dabei gelte es, folgende
Frage zu beantworten: „Was ist mein Ziel, was ist
mein Plan – und was kann mich davon abbrin-
gen“, und zwar im Positiven wie im Negativen.
Aus der Controlling-Praxis berichtet auch Björn
Reitzenstein, Senior Manager Controlling bei
Powertrain Solutions der Robert Bosch GmbH
Stuttgart, unter der Überschrift „Change in Con-
trolling using prescriptive Analytics“. Bei der CCS
blickt er in die „Black Box von Big Data“ und ver-
gleicht Analysen der Zahlen früher und heute.
Nach wie vor gebe es mannigfaltige Gründe für
Widerstände, die Ergebnisse zu akzeptieren.
„Das schaut nicht aus wie mein geliebtes Excel
oder mein Powerpoint!“, „Wo ist denn meine
Stichtagszahl?“, „Ich habe keine Ahnung von
SAP!“, „Ich glaube den Zahlen nicht, denn ich
kann sie nicht nachrechnen wie in Excel!“, so
einige Standardsätze, die insbesondere das
Management nach wie vor äußert, wenn Control-
ler Zahlen und Statistiken in neuem Gewand lie-
fern. Wichtig ist es laut Reitzenstein aus dem
Gewinnerteam des ICV Controlling Excellence
Awards 2018 deshalb, nicht nur auf datengetrie-
bene Analyse zu setzen, sondern diese mit erfah-
rungsbasierter Analyse zu kombinieren. Nutzt
man den persönlichen Wissens- und Erfahrungs-
schatz der Mitarbeiter, so werde man auch mit
einer höheren Akzeptanz der Ergebnisse belohnt.
Von Misstrauen in die Zahlen, insbesondere von
Seiten des Managements, weiß auch die ICV-
Delegierte für Deutschland Süd, Claudia Maron,
zuständig für Governance bei der DATEV eG., in
ihrem Erfahrungsbericht „Digital meets Finance“
zu berichten. Für das Controlling und das
Management bedeute die Digitalisierung große
Herausforderungen: Unternehmenssteuerung in
Echtzeit, Projekt- und Change-Management, Big
Data / Small Data /Smart Data, Robotik und Auto-
matisierung, Regulatorik und externe Anforderun-
gen, Quali zierung der Mitarbeiter und Unterstüt-
zung globaler Wachstumsstrategien. Ihre
Vorhersage für die zukünftige Rolle des Control-
lers: Neben der reinen Finanzfunktion brauche es
einen Daten-Analysten sowie einen Business
Partner des Managements. In crossfunktionalen
Teams basiere die Entscheidungs ndung zuneh-
mend auf automatisiert erstellten Daten und Zah-
len. „Das Management muss darauf vertrauen,
dass die Zahlen „aus der Maschine“ richtig sind“,
auch wenn das aktuell noch schwerfalle, so
Marons Erfahrung. Immer wichtiger für die Ent-
scheidungsfindung sei es, die Wünsche und
Anforderungen der Kunden mit einzubeziehen. Ihr
Ziel: „Mit neuen Technologien Brücken bauen“.
(
17. CCS 2019: 21. November 2019)
n
Info: Brigitte Dienstl-Arnegger
CCS 2018: Geballte Fachinformation und ganz viel Nachwuchs
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