Controller Magazin 3/2019 - page 9

7
Dieser Beitrag zeigt Handlungsnotwendigkeiten
für den Berufsstand der Controller in Zeiten ho-
her Dynamik und daraus resultierender Unsi-
cherheit auf. Er soll vor allem dazu dienen, eine
entsprechende Diskussion in der Controller-
Community anzustoßen. Wir danken dem Kura-
torium des Internationalen Controller Vereins
und dem Team am Center for Controlling & Ma-
nagement der WHU für wertvolle Hinweise zu
einer früheren Fassung des Manuskripts.
Ziel und Inhalt des Beitrags
Wir beziehen uns dabei explizit auf die Con­
trollerschaft, wie sie sich im deutschsprachi-
gen Raum seit den 1970er Jahren entwickelt
hat (vgl. hierzu ausführlich Schäffer/Schmidt/
Strauß 2014), und das dort vorherrschende
Verständnis von Controlling. Das Argument
ist im Kern theoriegeleitet und verwendet das
der Organisationstheorie entstammende Kon­
strukt der Koordinationsmechanismen (vgl. zu
den Beziehungen zwischen Controlling und
Koordinationsmechanismen Schäffer 1996
und Weber 2003). Empirische Befunde wer-
den in die theoretische Diskussion eingebettet.
Beides zusammen bildet die Basis dafür, Er-
wartungen und Empfehlungen für die Zukunft
abzuleiten.
Aus dem breiten Spektrum von Koordinations-
mechanismen sind vier für die folgende Argu-
mentation besonders bedeutsam (vgl. Kieser/
Walgenbach 2010, S. 100ff. und im Überblick
Weber/Schäffer 2016, S. 66ff.):
·
·
Koordination durch persönliche Wei-
sung.
Die Koordinationsaufgabe obliegt hier
jeweils der einzelnen Führungskraft; sie hat
sie in eigener Verantwortung, ohne Zuhilfe-
nahme fester Vorgaben, zu erfüllen. Die per-
sonenbezogene Führung in kleinen und mit-
telständischen Unternehmen ist hierfür ein
typisches Beispiel.
·
·
Koordination durch Selbstabstimmung.
Hier wird die Abstimmungsaufgabe durch
Gruppenentscheidungen bewältigt, die für
die Gruppe verbindlich sind. Gründungsteams
in Start-ups stehen beispielhaft für diesen
Koordinationsmechanismus.
·
·
Koordination durch Programme.
Die Aus-
führungshandlungen werden vorab in Inhalt
und Ablauf festgelegt und im Falle ihrer Not-
wendigkeit „programmgemäß“ ausgeführt.
Diese Koordinationsform lässt sich mit dem
Begriff „Bürokratie“ veranschaulichen.
·
·
Koordination durch Pläne.
Pläne binden
die Ausführenden durch die verbindliche
Vorgabe von Zielen für die Aufgabenerfül-
lung; hierauf sind auch die Kontrollen bezo-
gen. Der Erfüllungsprozess selbst wird da-
gegen – anders als bei einer Koordination
durch Programme – nicht reglementiert und
kontrolliert. Plankoordination ist die typische
Form, größere Unternehmen zu steuern.
Controlling neu denken!
von Utz Schäffer und Jürgen Weber
© Monster Zstudio – www.stock.adobe.com
CM Mai / Juni 2019
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...116
Powered by FlippingBook