35
KANZLEIEN
_BIS ZU 20 ARBEITSRECHTLER
spezial Kanzleien im Arbeitsrecht 2017
Im Markt der arbeitsrechtlichen Beratung
haben sich viele Spezialkanzleien etab-
liert. Was können Sie diesen meist kleine-
ren Einheiten entgegensetzen?
Dr. Andrea Panzer-Heemeier:
Ich habe mich
mit der Gründung von ARQIS ganz bewusst
gegen das Spezialkanzlei-Konzept entschie-
den. Durch den regen Austausch mit den
anderen Praxen der Kanzlei haben wir einen
Weitblick, den die Mandanten sehr zu schät-
zen wissen. So können wir Schnittstellen viel
besser abdecken, etwa bei Fällen mit Bezug
zu Gesellschaftsrecht oder Restrukturierung,
Litigation, Immobilienrecht, Intellectual-Pro-
perty- oder Aktienrecht. Gleichzeitig bieten
wir mit unserem mittlerweile rund zehnköp-
figen Arbeitsrechtsteam einen hohen Spe-
zialisierungsgrad und sind in der Lage, auch
größere Projekte jederzeit zu stemmen ohne
die Dauerberatung unserer Mandanten zu ver-
nachlässigen.
Sie waren zuletzt stark mit Restrukturie-
rungen beschäftigt. Wie sehr prägt dies
die Gesamtarbeit des Arbeitsrechtsteams?
Panzer-Heemeier:
Es ist zunächst wieder
ein Vorteil unserer Kanzleistruktur. Aufgrund
unserer Teamgröße und der Unterstützung
durch andere Praxen wie Corporate ist es
uns möglich, regelmäßig zu komplexen ar-
beitsrechtlichen Projekten wie Re- und Um-
strukturierungen zu beraten. Oftmals geht
es um einen Tarifwechsel oder den Austritt
aus dem Arbeitgeberverband zur Flexibili-
sierung der Vergütungsstrukturen oder um
die Gestaltung von Betriebsübergängen als
Folge von Unternehmenskäufen. Daneben
sind wir allerdings auch in die arbeitsrecht-
liche Dauerberatung von Unternehmen ein-
gebunden und gern ganz klassisch foren-
sisch tätig. So erstritten wir kürzlich vor dem
Bundesarbeitsgericht ein Grundsatzurteil
zur Befristung von Heimarbeitsverträgen.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer arbeits-
rechtlichen Dauerberatung?
Panzer-Heemeier:
Wir beraten Unternehmen
und Unternehmer in der ganzen Bandbreite
des individuellen und kollektiven Arbeits-
rechts. So unterstützen wir Unternehmen im
arbeitsrechtlichen Alltagsgeschäft, bei der
Optimierung ihrer Zusammenarbeit mit dem
Betriebsrat oder beim Umgang mit dem Ar-
beitnehmerdatenschutz, oftmals im internati-
onalen Kontext. Wir beraten bei individuellen
Vertragsangelegenheiten von Führungskräften,
der Verhandlung von Betriebsvereinbarungen
oder von Haustarifverträgen. Wir stehen Auf-
sichtsräten, Vorständen und Geschäftsführern
zur Seite, zum Beispiel bei der Klärung von –
auch variablen – Vergütungen, Ausstiegsmoda-
litäten oder Haftungsfragen.
Was zeichnet sich als wichtige arbeitsrecht-
liche Beratungsfrage für 2017 ab?
Panzer-Heemeier:
Im April steht die Ver-
schärfung des Arbeitnehmerüberlassungsge-
setzes an, was bereits jetzt bei den Unterneh-
men Fragen nach alternativen Modellen zur
Personalkostenreduzierung auslöst. Sehr at-
traktiv für viele Unternehmen ist die Gründung
eines (gewillkürten)
Gemeinschaftsbetriebs
unter Einschaltung einer Personalführungsge-
sellschaft. Nach gefestigter Rechtsprechung
gilt der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungs-
grundsatz im Rahmen des Gemeinschaftsbe-
Interview
mit Dr. Andrea Panzer-Heemeier, Partnerin, Düsseldorf
triebs nur innerhalb des jeweiligen vertrags-
schließenden Unternehmens, nicht jedoch
unternehmensübergreifend. Dies erlaubt dif-
ferenzierende Vergütungsstrukturen bei den
jeweiligen Vertragsarbeitgebern innerhalb des
Gemeinschaftsbetriebs. Zur Umsetzung einer
solchen Struktur beraten wir aktuell sehr häufig.
Und was steht bei ARQIS demnächst an?
Panzer-Heemeier:
Im nächsten Jahr wird
unser Düsseldorfer Büro den Medienhafen
verlassen und in die Düsseldorfer Innenstadt
auf die Breite Straße ziehen. Wir ziehen quasi
zurück in das Viertel, in dem wir unsere Kanzlei
einst gegründet haben. Darauf freuen wir uns
sehr. Zumal wir dort ein deutlich größeres Bü-
ro mit Erweiterungsoption beziehen. Das trägt
dem wachsenden Geschäft und den dadurch
immer größer werdenden Teams Rechnung.
Dr. Andrea Panzer-Heemeier
