wirtschaft und weiterbildung 4/2017 - page 39

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wirtschaft + weiterbildung
04_2017
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von Ihren Kunden angefragt?“ landeten
auf den ersten fünf Plätzen Empfehlun-
gen von verschiedenen Stellen, Berufs-
erfahrung als Coach sowie Feld- und
Führungserfahrung. Deutlich weniger
häufig genannt wurden die Coaching-
Ausbildung, eine thematische Spezialisie-
rung oder methodische Ausrichtung, eine
Zertifizierung oder eine Mitgliedschaft in
einem Berufs- oder Fachverband.
Also genau die Aspekte, die am ehesten
eine Qualität des Coachings und eine
Qualifizierung des Coachs formal belegen
könnten, spielten bei der Coach-Auswahl
eine geringere Rolle. Interessanterweise
spielen gerade auch Zertifizierungen und
die Mitgliedschaft in einem Coaching-
Verband, der für definierte Qualitäts-
standards und Ethikrichtlinien steht, die
geringste Rolle. Coaching scheint also
nach wie vor von der Mund-zu-Mund-
Propaganda zu leben: „Ich kenne da je-
manden …“. Und da sich mit steigender
Berufserfahrung oft auch ein größeres
Netzwerk verbindet, kennen altgediente
Coachs natürlich viel mehr Menschen als
ein berufsjüngerer Coach, sei er noch so
gut ausgebildet und zertifiziert.
Ein weiteres Indiz für Qualität im Coa-
ching könnte auch eine Spezialisierung
sein. Daher wurden die Coachs gefragt,
ob Sie überhaupt eine Spezialisierung
haben. Dabei ist zu bedenken, dass
Coaching nach wie vor für die meisten
Coachs ein Nebengeschäft ist. Nur rund
ein Drittel der Zeit und des Jahreseinkom-
mens hängen bei den meisten Coachs
am Coaching. Die meiste Zeit verbringen
Coachs mit Training, Personal- und Orga-
nisationsentwicklung sowie weiteren For-
men der Beratung und Ausbildung. Für
deutlich über sechzig Prozent der Coachs
scheint eine Spezialisierung aber durch-
aus Sinn zu machen. Auch arbeitet der
weitaus größte Teils der Coachs in der ge-
wählten Spezialisierung. Hier wäre also
zu erwarten, dass der hohe Grad an Spe-
zialisierung auch mit einer entsprechend
hohen Qualität einhergeht.
Honoriert wird dies von den Klienten al-
lerdings nicht, da es so gut wie keinen
Zusammenhang zwischen einer Speziali-
sierung und dem Honorar gibt. Natürlich
verdient man als Executive Coach mehr
als in anderen Bereichen der Spezialisie-
rung, doch ist dies wiederum auch ver-
bunden mit einer besonders langen Be-
rufserfahrung, die ja von Klienten beson-
ders geschätzt wird.
Spezialisierung bringt keine
Vorteile
Generelle Unterschiede in den Honora-
ren lassen sich aber nicht grundsätzlich
zwischen der Gruppe der spezialisier-
ten Coachs und der nicht-spezialisierten
Gruppe herleiten. Vielmehr werden die
Formen der Spezialisierung besser be-
zahlt, bei denen sich Coachs engagieren,
die über eine längere Berufserfahrung
verfügen (Executive- und Führungskräfte-
Coaching). Spezialisierung auf konkrete
Themen (Burn-out, Konflikt), Organisa-
tionsformen (Non-Profit-Organisationen)
oder Life-Coaching zeigen keinerlei be-
Foto: Nelos / AdobeStock
Jörg Middendorf,
Dipl.-Psychologe und
MSc. in Psychology,
leitet das auf die
Themen Business-
Coaching, Konflikt und Teamentwicklung
spezialisierte BCO Büro für Coaching
und Organisationsberatung bei Köln.
Berufserfahrung sammelte er zuvor als
Psychologe im Personalwesen der Bayer
AG und als interner Coach bei McKinsey
& Company. Er ist Organisator der jährli-
chen „Coaching-Umfrage Deutschland“.
BCO /Jörg Middendorf
Augustinusstraße 11d
50226 Frechen
AUTOREN
Lutz Salamon,
Dipl.-Ingenieur und
zertifizierter Lehr-
coach (DCV) und
Gründungsmitglied
des Deutschen Coaching Verbandes. Zu
seiner Berufserfahrung gehören Füh-
rungspositionen bei ABB. Heute arbeitet
er freiberuflich als Business Coach und
ist Senior Consultant Talent & Career der
von Rundstedt GmbH. Er ist Pressever-
antwortlicher des Roundtables der Coa-
chingverbände (RTC).
Roundtable der Coachingverbände
Lutz Salamon
Am Rathaus 9, 42489 Wülfrath
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