personalmagazin 5/2015 - page 21

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05/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
personalmagazin:
Wie kann ein solches
Modell in der Praxis aussehen?
Schütz:
Ein Modell, das sehr gut funkti-
oniert, findet sich beispielsweise in der
Technischen Entwicklung: Leistungsge-
wandelte Mitarbeiter unterstützen dort
Ingenieure unter anderem beim Betrieb
von Prüfständen.
personalmagazin:
Wie kommen die Mit-
arbeiter – teilweise nach Jahrzehnten
im alten Job – mit dem Transfer in eine
alternative Beschäftigung zurecht?
Schütz:
Grundsätzlich identifizieren sich
Mitarbeiter meist mit ihrer gewohn-
ten Arbeit. Daher legen wir viel Wert
darauf, dass die alternative Beschäfti-
gung einen ähnlichen Anspruch wie
die ursprüngliche Tätigkeit hat. Unsere
Erfahrung zeigt, dass sich Mitarbeiter
nach einer gewissen Einarbeitungszeit
auch in ihrer neuen Umgebung sehr
wohlfühlen. Das bestätigen die Ergeb-
nisse einer gemeinsamen Studie mit der
Universität St. Gallen. Voraussetzung
dafür ist allerdings, dass der Wechsel
gut vorbereitet ist – etwa durch die um-
fassende Begleitung eines Paten oder
ausführliche Informationen. Zudem ma-
chen wir den Prozess im Unternehmen
transparent. Von unseren Modellen für
Leistungsgewandelte abgesehen, haben
wir bei Audi zum Ziel, den Mitarbeitern
während ihres gesamten Berufslebens
geeignete und interessante Beschäfti-
gungsmöglichkeiten zu bieten – in jeder
Lebensphase und selbstverständlich
auch in höherem Alter.
„Ein Integrationsteam hilft“
INTERVIEW.
In körperlich belastenden Berufen können Mitarbeiter nicht immer bis
zur Rente arbeiten. Audi bietet alternative Modelle für Leistungsgewandelte.
personalmagazin:
Wie versuchen Sie bei
Audi, Mitarbeiter lang beschäftigungsfä-
hig zu halten – vor allem in körperlich
beanspruchenden Berufen?
Stefan Schütz:
Wichtig ist uns zunächst
die gesundheitsgerechte Gestaltung der
Arbeitsplätze. Speziell in der Produkti-
on greifen wir dabei beispielsweise auf
ergonomische Hilfsmittel wie höhen-
verstellbare Montagelinien oder organi-
satorische Aspekte wie Gruppenarbeit
zurück. Zudem haben unsere älteren
Mitarbeiter über die Altersteilzeit die
Möglichkeit, mehr persönlichen Frei-
raum für sich zu schaffen und gleich-
zeitig weiterhin interessante Jobs aus-
zuüben. Die Altersteilzeit lässt sich in
unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen
leben – vom Blockmodell bis zur konti-
nuierlichen Teilzeit. Die Dauer variiert
je nach Zielgruppe zwischen zwei und
sechs Jahren.
personalmagazin:
Was bieten Sie speziell
für leistungsgewandelte Mitarbeiter an?
Schütz:
Da wir Leistungsgewandelte
nachhaltig integrieren wollen, haben
wir bereichsübergreifend einen syste-
matischen Prozess entwickelt, um sie zu
unterstützen und ihre Leistungsfähig-
keit zu erhalten. Feste Bestandteile sind
dabei etwa Ergonomie, wie beispielswei-
se der Einsatz besonderer Hebehilfen,
aber auch weiterführende Qualifizierun-
gen wie spezielle Computerschulungen.
personalmagazin:
Wie gehen Sie damit um,
wenn diese Mitarbeiter trotz dieser Un-
terstützung nicht bis zur Rente in ihrem
ursprünglichen Job arbeiten können?
Schütz:
In diesen Fällen suchen wir im
gesamten Unternehmen über ein Kas-
kadenprinzip nach einem geeigneten
Arbeitsplatz. Welche Einsatzmöglichkei-
ten oder Modelle machbar sind, hängt
nicht von der Funktion oder Position
des Mitarbeiters ab – sondern den indi-
viduellen Gegebenheiten, seinen Wün-
schen und Fähigkeiten. Entsprechende
Vorschläge diskutiert ein sogenanntes
„Integrationsteam“, das sich interdiszip-
linär aus Mitarbeitern des Fachbereichs,
der Arbeitsmedizin, des Personalrefe-
rats, des Betriebsrats und gegebenen-
falls der Schwerbehindertenvertretung
zusammensetzt. Das Ergebnis dieser
Beratungen kann ein Einsatz in einem
besonderen Beschäftigungsmodell sein.
Das Interview führte
Andrea Sattler.
STEFAN SCHÜTZ
ist Leiter Personalreferat
Fertigung A3 der Audi AG und Integrations-
beauftragter für das Werk Ingolstadt.
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