PERSONALquarterly 3/2015 - page 58

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_FORSCHERPORTRÄT
PERSONALquarterly 03 /15
Roter Faden für gute Führung
Mit Psychologen und Betriebswirten erforscht der Potsdamer Professor Eric Kearney
Teamarbeit, weil beide Perspektiven zur Perfektion der Arbeitsform beitragen
Ruth Lemmer
,
Freie Wirtschaftsjournalistin, Düsseldorf
D
ie Teamarbeit lässt Professor Dr. Eric Kearney nicht
los. „Fakt ist, dass Teamarbeit immer notwendiger
wird in unserer komplexen Arbeitswelt“, sagt der
Wirtschaftsprofessor der Universität Potsdam. „Das
Spezialwissen Einzelner muss gebündelt werden.“ Sich Wis-
sen in der Breite anzueignen, werde schier unmöglich. Und er
ergänzt: „Aber schon jeder Student erfährt, wie frustrierend
Teamarbeit sein kann.“ Genau daraus ergeben sich für den For-
scher Fragen: Wann erbringen Teams gute Leistungen? Welche
Persönlichkeiten sind teamfähig? Denkfaule weniger als die,
die Freude am Denken haben. Oder auch: Wie kann man die
Leistung von heterogenen Teams ausschöpfen? Unweigerlich
gelangt Kearney hier zum Thema Führung. Denn „Diversity
muss man gut managen“, so der Wissenschaftler.
Seine Forschungsergebnisse wurden in A-Journals wie dem
„Academy of Management Journal“ und dem „Leadership Quar-
terly“ veröffentlicht. Die internationale wissenschaftliche Akzep-
tanz entschied auch über seinen Ruf an die Universität Potsdam.
Seit 1. April 2014 lehrt Professor Kearney dort Betriebswirtschaft
mit dem Schwerpunkt Führung, Organisation und Personal. Er
übernahm den Lehrstuhl von „PERSONALquarterly“-Mitheraus-
geber Professor Dieter Wagner.
Kearney ist mit Frau und Kindern an den Wannsee gezo-
gen – und damit heimgekehrt. Denn der 45-Jährige wuchs in
Berlin auf und ging dort zur deutsch-amerikanischen Schule.
Der Stadt blieb der Berliner während des Studiums der Psy-
chologie mit Nebenfach Betriebswirtschaftslehre an der Freien
Universität und der Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter
an der Technischen Universität treu. Bis zur Promotion. Den
Doktor der Wirtschaftswissenschaften erwarb er mit einer em-
pirischen Analyse über „Innovationsorientierte transformati-
onale Führung von F&E-Teams“. Dann begann der für junge
Akademiker übliche Lehr- und Forschungstourismus: Univer-
sitäten in Madrid, Budapest, Rio de Janeiro und im US-Staat In-
diana lockten Eric Kearney, aber auch deutsche Hochschulen in
Bochum, Gießen, Hannover und die Jacobs University Bremen
profitierten von dem überzeugten Teamplayer.
Wissenschaftlich untersuchte Eric Kearney in diesen Jah-
ren die unterschiedlichsten Aspekte: Altersstruktur, An-
reizsysteme, den Einfluss von Diversity-Faktoren auf die
Teamergebnisse und auch die Wirkung von Gruppengrößen.
Immer wieder kam der Forscher zu dem Schluss, dass Teams
keine Selbstläufer sind.
Jetzt in Potsdam setzt sich sein Lehrstuhlteam aus Psycho-
logen und Betriebswirten zusammen. Die doppelte Sichtweise
hilft bei Themen wie emotionaler Erschöpfung. Der Hochschul-
lehrer ist überzeugt: „Nur eine geringe Erschöpfung lässt
Kreativität und gute Leistungen zu.“ Diese Erkenntnis hat ent-
scheidende Folgen für Teamarbeit, in der – wenn sie schlecht
gemanagt wird – erschöpfte Führungskräfte und Mitarbeiter
gute Ergebnisse blockieren. Professor Kearneys Ziel ist die
Personalpraxis: „Wir wollen ein Modell und einen roten Faden
für Führung entwickeln, die in Teams funktionieren.“ Dazu
erforschen er und sein Team, was autokratische und visionäre
Führung bewirken – auf die eigene Leistung und die Zufrie-
denheit. Studierende können mit Versuchspersonenstunden
punkten – und Forschung live erleben.
PROF. DR. ERIC KEARNEY
Professur Betriebswirtschaftslehre für Führung,
Organisation und Personal
Universität Potsdam/Campus Griebnitzsee
E-Mail:
1...,48,49,50,51,52,53,54,55,56,57 59,60
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