Controller Magazin Special 2017 - page 37

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Business Intelligence verarbeitet interne Daten. Genauso wichtig sind aber
auch öffentliche Informationen – über Kunden, über Wettbewerber, über den
Markt allgemein. Wie Unternehmen mit Hilfe von Media Intelligence
relevante Marktentwicklungen verfolgen und dadurch ihre Unternehmens­
entscheidungen optimieren, erklärt Patrick Goldschmidt von Ubermetrics.
„Bessere Entscheidungen treffen“
Controller Magazin Special:
Wie sieht die
Realität aus – wie werden externe Daten
von Unternehmen momentan herangezo­
gen?
Patrick Goldschmidt:
Externe Daten finden
fast überall ihren Weg über Pressespiegel
in die Unternehmen. Viele Unternehmen
arbeiten noch mit Diensten zusammen, die
Artikel aus Zeitungen ausschneiden, die
relevanten davon zusammenkleben, ein-
scannen und nach dem Gießkannenprinzip
an alle Mitarbeiter versenden. Da kommen
schon mal 60 Seiten zusammen, die dann
auf dem Smartphone erst einmal gescrolled
werden müssen.
CM Special:
Und wie wird dies in Zukunft
aussehen?
Goldschmidt:
Es lassen sich mehrere Vor-
gehensweisen und Entwicklungsstadien
benennen: Die ersten, die sich von diesem
Vorgehen ausgekoppelt haben, sind die
Marketingabteilungen. Hier wurden im Zuge
der Social Media Welle beachtliche Kompe-
tenzen aufgebaut, von denen dann auch
der Kundenservice und die Wettbewerbs-
beobachtung profitiert haben. Auf die Social
Media Welle folgt nun die Big Data Welle.
Datenanalysten versuchen nun auf externen
Daten – in den meisten Fällen Nachrichten
oder Social Media Informationen – Muster zu
erkennen und den Umgang mit den Medien
zu vereinfachen.
Daneben gibt es auch einzelne Initiati-
ven für individuelle Anwendungsfälle, bei
denen Patentdatenbanken ausgelesen wer-
den, oder von Spezialanbietern aufbereitete
Datenbanken eingekauft werden.
CM Special:
Warum werden öffentliche
Daten für Unternehmen immer wichtiger?
Goldschmidt:
Sie waren schon immer wich-
tig, wenn wir ehrlich sind. Keine Firma kann
überleben, ohne zu wissen was die Kunden
bewegt, was die Wettbewerber machen, wie
es den Kunden geht. Kurzum – wie sich der
Markt entwickelt. Die Digitalisierung sorgt
aber für größer werdende Volumina. Aber sie
sorgt auch für Technologien, mit denen wir
diese Mengen filtern können. Es geht nicht
um mehr Daten, sondern um die richtigen.
CM Special:
Sie wollen, dass Unternehmen
mit Media Intelligence bessere Unterneh­
mensentscheidungen treffen – wie soll das
funktionieren?
Goldschmidt:
Für viele Unternehmen ist der
Pressespiegel ein wichtiges Instrument. Aber
da Dienstleister und Agenturen keinen indivi-
duellen Pressespiegel für jede Abteilung oder
im Idealfall jeden Mitarbeiter bereitstellen
können, bleiben Potentiale ungenutzt. Nun
muss aber jede Abteilung unterschiedliche
Entscheidungen treffen: Das Marketing muss
sich für die vielversprechendste Kampagne
aus drei Vorschlägen entscheiden, die Pres-
seabteilung für das kritischste Thema, der
Supply Chain Manager dafür, welchem Lie-
feranten er auf die Füße tritt. Und der Con-
troller dafür, wem er wie viel Budget gibt.
Und diese Entscheidungen müssen so gut
wie möglich getroffen werden.
CM Special:
Mit Hilfe externer Informati­
onen?
Goldschmidt:
Diese Entscheidung setzen sich
aus Erfahrung, internen Daten und natürlich
auf Kontextwissen zusammen. Wenn der
Controller weiß, dass der größte Wettbe-
werber dieses Jahr auf einen Messeauftritt
verzichtet, hat er bessere Karten in der Ver-
handlung über das Marketingbudget.
Öffentliche Daten sind Kontextwissen. Damit
der Kontext zur richtigen Zeit am richtigen
Arbeitsplatz vorhanden ist, haben wir eine
Media Intelligence Lösung gebaut, die unter-
nehmensweit eingesetzt werden kann.
Diese Lösung steht nicht frei im Raum, son-
dern baut auf den Kompetenzen auf, die
mittlerweile viele Mitarbeiter haben. Jeder,
der googled, kann auch eine Media Intelli-
gence Lösung bedienen.
CM Special:
Das heißt, jeder Mitarbeiter
wird mit den für ihn relevanten Informa­
tionen versorgt?
Goldschmidt:
Aus unternehmerischer Sicht
steckt hier der große Hebel drin: Dass
Kontextinformationen helfen bessere Ent-
scheidungen zu treffen ist für jeden klar.
Mit einer Media Intelligence Lösung kön-
nen nun alle Mitarbeiter systematisch und
proaktiv mit Kontextwissen versorgt wer-
den. Und weil Unternehmen dafür zahlen,
bestimmen sie auch selbst die Relevanz.
Anders als zum Beispiel bei Konsumen-
tensuchmaschinen wie Google, bei denen
kostenlose Treffer nur die Welt zeigen, die
ich schon kenne.
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