Controller Magazin Special 2017 - page 35

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Nominacher:
Im Vergleich zu klassischen
Data-Mining-Methoden setzt Process Mini-
ng nicht auf der Daten- sondern auf der
Prozessebene an: Die Technologie macht für
Entscheider jeden Schritt im Prozess, wenn
nötig bis auf Belegbasis, nachvollziehbar.
Sichtbar werden dadurch alle Abwei-
chungen, Umwege und Engpässe, die einen
Ablauf ineffizient machen – und damit die
Optimierungspotenziale.
Aus technischer Sicht lässt sich das so erklä-
ren: Die Software analysiert Logs, die als
Ereignisse, sprich Aktivitäten im Prozess,
gekennzeichnet werden – „Bestellung auf-
geben“ oder „Rechnung bezahlen“ sind
Beispiele hierfür. Diese Ereignisse wiederum
sind einer Prozessinstanz zugeordnet. Der
Ablauf eines Prozesses wird in der Software
also als Pfad an chronologisch ablaufenden
Ereignissen abgebildet.
Zusätzlich kann die Software mit weite-
ren Informationen „gefüttert“ werden, wie
etwa Angaben zur Rolle der ausführenden
Mitarbeiter, zu den im Prozess verarbeiteten
Objekten oder zum Zeitstempel der Ausfüh-
rung. Anhand dieser Ereignislogs können
Anwender von Process Mining die Ist-Pro-
zesse im Unternehmen erkennen, mit den
Soll-Prozessmodellen abgleichen und daraus
Maßnahmen ableiten.
CM Special:
Mit Hilfe von Process Mining
werden Geschäftsprozesse überwacht –
welche Prozesse bieten sich hier beson-
ders an?
Nominacher:
Die Technologie ist grundsätz-
lich unabhängig vom Prozess. Potenzial für
Process Mining gibt es in allen Fachbereichen
– etwa im Einkauf, der Produktion, dem
Vertrieb, dem IT-Support, der Logistik oder
im Marketing. Beim Einstieg helfen Fragen
wie: Welcher Prozess könnte die meisten
Ineffizienzen aufweisen? Welcher Bereich
hat das größte Einsparpotenzial? Oder aber
auch: Welcher Prozess bietet sich für den
Einstieg an? Wir beobachten häufig, dass
sich Process Mining nach einer Testphase
in ausgewählten Unternehmensbereichen
schnell im gesamten Unternehmen verbrei-
tet. Viele unserer Kunden starten mit einem
Standard-Prozess wie Purchase-to-Pay. Bei
Unternehmen mit geringer Fertigungstiefe
und ausgefeilter Supply Chain kommt Pro-
cess Mining häufig im Logistik-Bereich zum
Einsatz. Durch das große Einsparpotenzial
und die hohen Compliance-Anforderungen
ist Sourcing der Bereich, in dem wir die
Technologie derzeit am häufigsten imple-
mentieren.
CM Special:
Sehen Sie die Software eher als
Problemlöser oder als Chancenbereiter in
den Unternehmen?
Nominacher:
Sie ist beides: Mit Process Mini-
ng kommen Unternehmen Schwachstellen
und Abweichungen in Prozessen auf die
Spur und haben die Möglichkeit, Problemen
vorbeugend entgegenzuwirken. Damit eröff-
nen sich ganz neue Chancen: Verwendeten
Unternehmen vorher Zeit und Geld darauf,
Prozessabweichungen wieder „gerade zu
biegen“, haben sie jetzt Ressourcen frei für
ihre Kernaufgaben und Innovationen.
Chancenbereiter sind vor allem moder-
ne Process-Mining-Technologien, die mit
maschinellem Lernen und künstlicher
Intelligenz funktionieren. Unsere smarte
Erweiterung Celonis Pi liefert eigenständig
Echtzeitanalysen, Vorhersagen und Hand-
lungsempfehlungen – eine Art digitaler
Unternehmensberater, der Zeit und Kosten
spart und Innovation fördert.
Process Mining setzt nicht auf der Daten- sondern auf der Prozessebene an.
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