HR-Software-Kompendium - page 31

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spezial Softwarekompendium 2017
Das Interview führte
Elke Singler.
derungen im Status Quo nicht umgehen
und versucht deshalb, sie durch ent­
sprechende Applikationen zu erfüllen.
personalmagazin:
Also entscheidet HR letzt-
endlich, welche Software gekauft wird?
Seufert:
Unser Eindruck ist schon, dass
in der Mehrzahl die HR-Leiter die Ent­
scheider sind. Fakt ist aber natürlich
auch, dass HR eine Support-Funktion ist
– Budgets bekommt eine Support-Funk­
tion nur, wenn das Topmanagement die
Notwendigkeit dafür sieht. Also ist der
letztgültige Entscheider für die Auswahl
HR, das Budget kommt von den CEOs.
personalmagazin:
Was sind für die Unter-
nehmen die entscheidenden Kriterien bei
der HR-Softwareauswahl?
Seufert:
Vorranging ist, zu welchem Grad
die Software, die man einkaufen möch­
te, die konkreten Anforderungen erfüllt.
Das ist das, was wir in der Studie Usabi­
lity genannt haben. Erfüllt die Software
nicht die funktionalen Anforderungen,
die von HR vorgegeben werden, dann
scheidet sie aus.
personalmagazin:
Aber diese konkreten
Anforderungen können sich ja verändern
im Laufe der Zeit.
Seufert:
Deshalb ist auch die zweite Fra­
ge bei der Auswahl stets: Wie flexibel ist
die Software einsetzbar? Klar ist, dass
die Anforderungen, die man in Jahr
eins definiert, nicht notwendigerwei­
se die Anforderungen sind, die man in
den Jahren danach stellt. Also muss die
Software mit geänderten Anforderun­
gen mitwachsen. Darüber hinaus sollte
sie soweit auf die Unternehmensbedürf­
nisse anpassbar sein, dass man einen
möglichst großen Nutzen daraus ziehen
kann. Nachrangig sind in der Diskussi­
on eher Punkte wie: Wie leicht lässt sich
das neue Softwareprodukt in die beste­
hende Infrastruktur integrieren? Kann
man Themen über Schnittstellen anbin­
den oder die Daten übernehmen? Zu­
letzt kommen dann die vergleichsweise
einfach festzustellenden Kriterien wie
Preis, Service und Implementierung.
personalmagazin:
Bei welchen HR-Prozessen
sehen Sie zukünftig die größten Wachs-
tumschancen für Softwarelösungen?
Seufert:
Die größte Dynamik liegt in
dem, was wir den strategischen Bereich
genannt haben: Performance und Talent­
management, Learning und Development
und auch Recruiting. Und zwar aus den
anfänglich genannten Gründen, weil das
Topmanagement und allen voran die CEOs
diese drei Themen auf die Agenda setzen.
DassdieBasicsfunktionierenmüssen,also
die Mitarbeiterstammdatenverwaltung,
bevor man Talentmanagement betreiben
kann, interessiert die CEOs nicht. Des­
wegen haben viele Firmen einen Mix aus
steinzeitlichen Administrationssystemen
und einer Suite von cloudbasierten Platt­
formen mit denen man dann „standalo­
ne“ versucht, die Topthemen abzubilden.
Da HR jedoch beim Budget vom Goodwill
der CEOs abhängig ist, sind die Themen
mit der größten Dynamik die des strategi­
schen Bereichs.
personalmagazin:
Welche HR-Softwareher-
steller werden von der positiven Entwick-
lung des Markts am meisten profitieren?
Seufert:
Grundsätzlich profitieren all die­
jenigen davon, denen es gelingt, sich
so flexibel an die Kundenbedürfnisse
anzupassen, dass sie den unterschied­
lichen potenziellen Nutzern ein hohes
Maß an Funktionalität anbieten können.
Das sind in erster Linie die Anbieter, die
ihre Lösungen in einer Cloud-Plattform
bereitstellen. Über die sehr viel kürze­
ren Entwicklungszyklen machen sie im­
mer neue Funktionalitäten zugänglich,
weil es einfacher ist, in einer zentralen
Plattform Software-Updates bereitzu­
stellen. Ich glaube, dass es die agilen,
auf bestimmte Funktionen fokussierten
Firmen sein werden, die sich in starkem
Maße die Cloud zunutze machen.
personalmagazin:
Wie schätzen Sie die
Chancen von mittelständischen Soft-
wareherstellern am Markt ein?
Seufert:
Da bestehen insgesamt gute
Chancen. Diese Firmen haben die not­
wendige Größe, um agil auf Marktver­
änderungen reagieren zu können und
die Cloud ermöglicht auch kleineren
Spielern, sich am Markt zu etablieren.
Früher bei den Unternehmenssoftware-
Anwendungen musste man SAP oder
Oracle heißen. Heute gibt es im HR-Soft­
ware-Bereich auch sehr viele kleinere
Player. Am Ende ist es eine Frage der
Risikoabwägung. Jede Firma fragt sich,
wie lange es den Anbieter geben wird
und ob er in der Lage ist, technisch und
von den Ressourcen her, steigende An­
forderungen abdecken zu können. Aber
dadurch, dass die Wechselmöglichkei­
ten des Anbieters durch die Cloud-Lö­
sungen deutlich einfacher sind als bei
On-premise-Systemen, haben natürlich
auch kleinere Firmen die Chance, am
Markt zu partizipieren.
personalmagazin:
Welches Thema ist rich-
tungsweisend für die Marktentwicklung?
Seufert:
Das Thema Cloud-Lösungen. Die­
se werden sich durchsetzen, wenn man
den Firmen das Gefühl geben kann, dass
die Daten mit der notwendigen Sorgfalt
gehandhabt werden und entsprechende
Datensicherheitskonzepte vorhanden
sind. Die innovativsten Lösungen im HR-
Softwarebereich sind Cloud-Lösungen.
Wenn es nicht zu einer Investitionsent­
scheidung für die Cloud kommt, dann
in der Regel, weil die IT-Departments
in den Firmen argumentieren, dass es
aus Datensicherheitsgründen noch zu
riskant ist. Der Markt wird sich in dem
Maße entwickeln, in dem man das Da­
tensicherheitsbedürfnis in Deutschland
befriedigen kann.
„CEOs sagen nicht:
‚Wir müssen jetzt mal
dringend eine Talent­
management-Software
kaufen‘. Sie fordern viel-
mehr konkrete Verbes­
serungen von HR.“
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