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wirtschaft + weiterbildung
01_2019
Carolin Desirée Töpfer
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels merken
Unternehmen oft viel zu spät, dass mit jedem Mit-
arbeiter, der kündigt oder in Rente geht, auch wert-
volles Wissen verschwindet. Theoretisch ist das
den Führungskräften klar, doch getan wird nichts.
Dabei sind selbst bei den meisten mittelstän-
dischen Unternehmen die Softwarelösungen bereits
vorhanden, um zumindest für den Übergang ein
funktionierendes Wissensmanagement aufzuset-
zen. Viele Text- und Datenverarbeitungsangebote
enthalten Anwendungen zum einfachen Teilen von
Informationen – meist in Schriftform oder als orga-
nisierter Chat oder Video. Die nachhaltige Weiter-
gabe von Wissen steht und fällt allerdings mit der
Motivation der Mitarbeiter. In der Praxis hat es sich
bewährt, auf drei Aspekte besonders gut zu achten,
wenn man ein Wissensmanagement einführen will:
1
Qualität und Aktualität der Informationen
müssen an erster Stelle stehen!
Wissensmanagement macht nur dann Sinn, wenn
die vorhandenen Informationen tatsächlich korrekt
und hilfreich sind. Nur korrekte Daten lassen sich
einwandfrei nutzen und weiterverarbeiten. Daten
sollten nachvollziehbar sein – für den Menschen
und vor allem für Maschinen und Algorithmen. Denn
ab einem gewissen Umfang ist man auf technische
Unterstützung angewiesen – und bringt dadurch
eine zusätzliche Fehlerquote rein. Zumindest die
ursprüngliche Grundlage sollte also plausibel sein.
Auch nach einigen Updates noch. Das Vier-Augen-
Prinzip kann hier hilfreich sein.
2
Keine Scheu vor einer grundlegenden
Struktur einer Datenbank!
Eine grundlegende Ordnung hilft dabei, sich auf
ungewohntem Terrain schnell zurechtzufinden. Das
gilt auch im Bereich Wissensmanagement. Häufig
braucht es dafür kein ausgeklügeltes und vielfach
in Meetings diskutiertes System, sondern eine sim-
ple und saubere Struktur, an die sich jeder halten
sollte. Besonders Programmierer und Techniker
scheitern oft daran, Informationen für
fachfremde Kollegen aufzuarbeiten. Wer
(bisher) nicht den ganzen Tag mit Compu-
tern oder großen Maschinen zu tun hat,
braucht aber keinen allgemeinen Über-
blick, sondern eine genaue Information,
welcher Button wann zu klicken oder welcher Knopf
wo zu drücken ist. Wer seine eigenen Schwächen
beim Erklären komplexer Vorgänge kennt, sollte
sich Unterstützung aus anderen Abteilungen holen,
damit am Ende auch jeder Kollege die weitergege-
bene Information richtig versteht und langfristig
anwenden kann. So dient Wissensmanagement
auch dazu, Hemmschwellen im Umgang mit Techno-
logien abzubauen.
3
Es gibt keine „fertigen“ Informationen!
„Work in Progress“ ist das Motto des digitalen
Zeitalters. Demnach gibt es keine fertigen Informa-
tionen mehr. Alles ist im Fluss und verändert sich
ständig. Wissen ist keine Einbahnstraße, sondern
lebt vom Austausch. Und der sollte in einem Wis-
sensmanagementtool erkennbar sein. Auch scha-
det es nicht, Zuständigkeiten für einzelne Beiträge
festzulegen. Jemand muss sich schließlich hin und
wieder darum kümmern, die Informationen zu aktu-
alisieren. Auch ein stetiger Austausch mit Kunden
und Geschäftspartnern kann eine Wissensdaten-
bank bereichern.
Gastkommentar
Endlich starten
mit dem
Wissensmanagement!
Carolin Desirée Töpfer ist unabhängige Strategieberaterin und unterstützt vor allem mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation. Als Expertin
für Datennutzung und Community Building, Datenschutzbeauftragte und IT-Sicherheitsexpertin bietet sie ihren Kunden eine solide Brücke in die digitale Welt.
Auf ihrem Blog „Digitalisierung-jetzt.de“ und in ihren Workshops und Vorträgen beleuchtet Töpfer die technischen und die sozialen Aspekte der Digitalisierung.
Es gibt keine fertigen Informationen
mehr. Alles ist im Fluss und verändert
sich ständig.
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