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wirtschaft + weiterbildung
01_2019
DVCT-AWARD
Wie Alt und Jung mehr Verständnis
füreinander entwickeln
Die Trainerin Stefanie Weßels,
Kitazo AG, Hannover, wurde
für ihr Trainingskonzept „Gene-
rationentheater“ vom Deut-
schen Verband für Coaching
und Training e. V. (DVCT) mit
dem diesjährigen „Coach &
Trainer Award“ ausgezeichnet.
Der 2003 gegründete DVCT ist
mit knapp 1.600 Mitgliedern
der größte Verband für Coa-
ching und Training in Deutsch-
land.
In den letzten Jahren engagier-
ten immer mehr Unternehmen
Weßels, um Konflikte zwischen
unterschiedlichen Generati-
onen von Mitarbeitern zu bear-
beiten. Sie entwickelte darauf-
hin das „Generationentheater“,
eine Art Großgruppenveranstal-
tung für 50 bis 250 Angestellte.
Im Vorfeld eines „Generatio-
nentheaters“ interviewt die
WORKING OUT LOUD CAMP
Sollte man WOL-Erfolge messen?
Trainerin die Belegschaft ihres
Auftraggebers, um real existie-
rende Konflikte zwischen den
Generationen herauszufinden.
Die Bandbreite reicht in der
Regel von „Die Jungen grü-
ßen nicht richtig“ bis hin zu
„Die Alten vergöttern stur ihre
Regeln“.
Die realen (!) Fälle bilden dann
den Anfang mehrerer kleiner
Theaterszenen, die von ausge-
wählten Mitarbeitern vor Kol-
legen zu Ende gespielt werden.
Wenn Spieler nicht weiter wis-
sen, kann ihnen entweder das
Publikum oder die Trainerin
helfen. Durch solch ein unter-
haltsames und entwaffnendes
Stegreiftheater wird laut
Weßels mit den vorhandenen
Vorurteilen aufgeräumt und
für ein erfolgreiches generati-
onsübergreifendes Miteinander
Sinne von KPIs zu messen? Geht es nicht
vielmehr um Auswirkungen? Viele Teilneh-
mer haben offenbar ein Interesse daran, die
Methode (die im engeren Sinn eine Weiter-
bildung ist, die „nur“ zwölf einstündige
Treffen umfasst) weiter auszubauen. Da die
Urheber- und Markenrechte von WOL bei
dem US-Amerikaner John Stepper liegen,
dürfte jede Art von „Co-Creation“ sorgfäl-
tig abzustimmen sein. John Stepper war
in Berlin anwesend und diskutierte – nach
Beobachtung von Journalisten – auf Augen-
höhe mit den Teilnehmern. Den Zweck von
WOL definierte er in seiner Keynote so:
„To improve relationships”. Auch Stepper
beschäftigt sich nach eigenen Angaben mit
der Frage der Weiterentwicklung von WOL.
Er deutete in seiner Rede neue Ideen an, an
denen er momentan arbeite.
Foto: Pichler
150 deutschsprachige Working-Out-Loud-
Praktiker haben sich Ende November in
Berlin zu einem Barcamp getroffen (Hash-
tag #WOLC18). Immer wieder wurde die
Metapher vom wachsenden „WOL-Pflänz-
chen“ bemüht, das im Untergrund viele
netzwerkartige Wurzeln brauche.
Gleichzeitig wurden viele Ideen diskutiert,
wie man WOL weiterentwickeln könnte:
Wie kann man im eigenen Unterneh-
men die Bedeutung von WOL auch auf
den höheren Führungsebenen bewusst
machen? Wie kann man mehr Personen
motivieren, sich an einem Circle zu betei-
ligen? Wie kann man den Erfolg von WOL
plausibel erfassen? In Berlin wird schnell
deutlich, dass die Meinungen zum Thema
„Erfolgsmessungen“ weit auseinanderge-
hen: Ist es überhaupt sinnvoll, „Erfolg“ im
John Stepper.
Der WOL-Erfinder deutete in
Berlin an, an einer Weiterentwicklung der
WOL-Methode zu arbeiten.
Stefanie Weßels
mit dem Modell einer dreigeteilten
Bühne, die schnelle Szenenwechsel erlaubt.
Foto: Pichler
gesorgt. Direkt im Anschluss
an das Theaterspiel erfolgt ein
Austausch, damit das Erlebte
in Erinnerung bleibt. Die Füh-
rungskräfte klären in einem
eigenen Workshop, was das für
ihre zukünftige Führungsarbeit
bedeutet. Die DVCT-Jury zeigte
sich beeindruckt: „Das Gene-
rationentheater ist ein Format,
das in nur sechs Stunden dafür
sorgt, dass sich die Beteilig­
ten wertschätzend begegnen
– ungeachtet ihrer Andersar-
tigkeit.“ Auf der Bühne sind
die Vertreter der Generation
Babyboomer (nach 1955 gebo-
ren), der Generation X (nach
1965 geboren), der Generation
Y (nach 1980 geboren) und der
Generation Z (nach 1995 gebo-
ren) zu sehen.
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