wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 12

aktuell
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
DIGITALISIERUNG I
DIGITALISIERUNG II
Nicht ohne meine Menschen
Technologie: top –
Unternehmenskultur: Flop
Der Wandel der Unterneh-
menskultur hinkt der tech-
nologischen Transformation
hinterher: Das zeigt der HR-
Report 2015/2016, für den das
Institut für Beschäftigung und
Employability (IBE) im Auf-
trag des Personaldienstleisters
Hays rund 500 Führungskräfte
befragt hat. Als wichtigstes HR-
Thema kristallisierte sich die
Unternehmenskultur heraus:
41 Prozent der Befragten halten
deren Weiterentwicklung für
ein wichtiges HR-To-Do. Wei-
tere Top-Themen sind Mitarbei-
terbindung (38 Prozent) und
Förderung der Beschäftigungs-
Werden die meisten Arbeitsprozesse künf-
tig von Robotern erledigt? Wird der Mensch
gar vollständig von der Maschine ersetzt?
Trifft die Prognose zu, die das Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
kürzlich vorgelegt hat, dürfte dieses Sub-
stitutionsszenario in naher Zukunft in den
wenigsten Berufen vollends Wirklichkeit
werden. Die Autoren der Studie haben das
sogenannt Substituierbarkeitspotenzial von
Berufen untersucht, also das gegenwärtige
Ausmaß der potenziellen Ersetzbarkeit
durch Computer. Errechnet wurde dies
durch den Anteil der Kernaufgaben des
Berufs, der heute schon von Computern
erledigt werden könnte. Die Anteile wur-
den anhand der Tätigkeitsbeschreibungen
in der Datenbank „Berufenet“ der Bundes-
agentur für Arbeit festgelegt. Konzentriert
hat sich die Studie bei der Beurteilung
allein auf die technische Machbarkeit.
Das Fazit der Autoren lautet: Kaum ein
Beruf ist derzeit vollständig durch Com-
puter ersetzbar, meist sind es nur einzelne
Tätigkeiten. Allerdings variiert das Sub-
stituierbarkeitspotenzial nach Berufsseg-
Ein gutes Drittel der deut-
schen Arbeitnehmer ist der
Meinung, dass eine gute
Balance zwischen Arbeiten
und Leben ihrem Arbeitgeber
völlig egal ist. Das geht aus
einer Online-Befragung des
Versicherungs-Start-ups Com-
munity Life unter rund 1.000
Berufstätigen hervor. Viele der
Befragten wünschen sich von
ihrem Arbeitgeber flexiblere
Arbeitszeitmodelle: So würde
fast jeder dritte Berufstätige (31
Prozent) 2016 gern eine längere
Auszeit machen. Je 29 Prozent
der Arbeitnehmer wollen ent-
weder eine Vier-Tage-Woche
GESUNDHEITSMANAGEMENT
Work-Life-Balance –
völlig egal?
menten. In den „Fertigungsberufen“ ist das
Substituierbarkeitspotenzial erwartungs-
gemäß am höchsten: Der Anteil der Tätig-
keiten, die heute schon durch Computer
ersetzt werden können, liegt dort bei mehr
als 70 Prozent. Auch die „fertigungstech-
nischen Berufe“, in denen vor allem Fahr-
zeuge, Maschinen und Anlagen produziert
werden, haben ein relativ hohes Substitu-
ierbarkeitspotenzial von 65 Prozent.
Wirklich Sorgen um ihre berufliche Zukunft
sollten sich 0,4 Prozent der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten machen: Denn
nach Berechnungen der Studienautoren
arbeiten so viele Arbeitnehmer derzeit in
Berufen, deren Tätigkeiten zu 100 Prozent
ersetzbar sind – die also durch Computer-
technologie und Automatisierung kom-
plett verschwinden könnten. Dies betrifft
zum Beispiel Aufbereitungsmechaniker für
Steinkohle oder Verfahrensmechaniker der
Hütten- und Halbzeugindustrie. In allen
anderen Berufsgruppen liegt das Substitu-
ierbarkeitspotenzial unter 50 Prozent. Am
niedrigsten ist es bei den sozialen und kul-
turellen Dienstleistungsberufen.
Foto: Andrzej Wojcicki/Science Photo Library / Corbis
fähigkeit (34 Prozent). Wie in
den vergangenen Jahren befin-
den sich ausschließlich weiche
Themen auf den ersten Plätzen.
Doch gerade bei diesen Themen
handeln Unternehmen offenbar
noch zu wenig; Es zeigen sich
bei der Befragung große Lücken
zwischen Wunsch und Wirk-
lichkeit. So stufen etwa nur
16 Prozent die Vorbereitung
der Mitarbeiter auf die digitale
Transformation als Top-Thema
ein. Die als nicht so bedeutend
angesehenen harten Themen
werden demnach besser umge-
setzt – offenbar, weil sie schnel-
ler zu realisieren sind.
Kooperation.
Mensch und Maschine
arbeiten künftig mehr Hand in Hand statt
gegeneinander, prognostiziert das IAB.
durchsetzen oder mehr von zu
Hause aus arbeiten. Die Home-
office-Option wird besonders
in der Altersgruppe 35 bis 54
Jahre gewünscht, während
die Menschen über 55 eher
als Jüngere auf Geld verzich-
ten und sich so mehr freie Zeit
schaffen wollen. Mehr Flexibi-
lität könnte sich der Umfrage
zufolge für die Arbeitgeber im
War for Talents lohnen: 47 Pro-
zent der Befragten würden sich
bei der Arbeitssuche zugunsten
der Firma entscheiden, die bei
gleichwertigen Aufgaben noch
mit einer guten Work-Life-
Balance-Kultur punktet.
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