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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
INTERVIEW
„Feedbackgespräche auf die Zukunft ausrichten“
Mitarbeitergespräche spalten in
HR die Gemüter: Manche for-
dern, sie abzuschaffen, manche
fordern häufigeres Feedback.
Volker Jacobs von CEB plä-
diert für die Gespräche – unter
bestimmten Voraussetzungen.
Seit einiger Zeit ist die Forde-
rung zu hören, Mitarbeiterge-
spräche gänzlich abzuschaffen
– oder sie durch regelmäßiges,
möglicherweise informelles
Feedback durch Führungskraft
und/oder Kollegen zu ersetzen.
Wie stehen Sie dazu?
Volker Jacobs:
Unsere Emp-
fehlung, um die Ergebnisse
von Mitarbeitergesprächen zu
verbessern und die Produk-
tivität und Zusammenarbeit
zu verbessern, lässt sich in
einigen Punkten zusammen-
fassen. Erstens: Verändern Sie
die Herangehensweise an Mit-
arbeitergespräche. Führen Sie
Mitarbeitergespräche nicht nur
punktuell oder an vorverein-
barten Terminen. Unternehmen
sollten Vorgesetzte schulen,
wie konstantes, über das Jahr
verteiltes Feedback gegeben
werden kann.
... und zweitens?
Jacobs:
Im Fokus des Mitarbei-
tergesprächs sollte die Zukunft
stehen. Ein Mitarbeitergespräch
sollte keine Aufzählung von
Dingen sein, die im letzten Jahr
gut oder schlecht liefen. Nutzen
Sie Beispiele aus der Vergan-
genheit, um Mitarbeitern ver-
ständlich zu machen, wie sie
sich zukünftig anders verhalten
oder Themen anders angehen
können, um erfolgreicher und
produktiver zu sein.
Foto: CEB
Volker Jacobs
ist Managing
Director für die DACH-Region
beim Best Practices- und Tech-
nologieunternehmen CEB.
In Deutschland boomen die Start-
ups – imHR-Bereichmeist imRec-
ruiting-Umfeld. Den Beweis, dass
es auch im Bereich Weiterbildung
Start-up-Ideen gibt, haben David
Maurer und Timo Riedle angetre-
ten: Die beiden Jungunterneh-
mer haben das Start-up Evalea
gegründet. Ihre Geschäftsidee:
eine Plattform für die Evaluierung
von Weiterbildungsmaßnahmen.
Dort soll in einem automatisier-
ten Prozess ermittelt werden,
inwieweit Schulungsteilnehmer
das Erlernte in der Praxis umset-
zen konnten. Evalea stellt dafür
Fragebögen und einen systemei-
genen Benchmark zur Verfügung.
START-UPS
Evalea evaluiert Weiterbildung
Foto: Evalea
Mit dem Zuzug von Flüchtlingen kommen
Herausforderungen auf Deutschland zu
– aber auch Chancen. Die Weiterbildungs-
anbieter haben die Flüchtlinge bereits als
Chance erkannt und sie als Zielgruppe ins
Visier genommen (wir berichteten in Ausgabe
01/2016). Im nächsten Schritt werden nun
auch die Flüchtlingshelfer zur Zielgruppe von
Entwicklungsmaßnahmen: Die International
Coach Federation (ICF) richtet sich mit einem
begrenzten kostenfreien Angebot spezifisch
an die Lehrer, die sich besonders intensiv mit
der Integration von Flüchtlingskindern ausein-
andersetzen und dabei an ihre persönlichen
Belastungsgrenzen gelangen. Dafür haben
sich 60 Coachs des internationalen Coaching-
verbands bereit erklärt, jeweils rund zehn
Coachingeinheiten zu spenden. Interessenten
können die Coachs über die Website des Ver-
bands ansprechen, weitere Details finden Sie
unter
COACHING
Neues Angebot für
Flüchtlingshelfer
Gibt es weitere Voraussetzungen
für gute Mitarbeitergespräche?
Jacobs:
Über die genannten
Punkte hinaus sollten Sie sich
ein holistisches Bild der Leis­
tung des Mitarbeiters verschaf-
fen. Sammeln Sie Feedback
aus unterschiedlichen Quellen
– etwa von anderen Führungs-
kräften, Kollegen, Kunden et
cetera – um ein wirkliches Bild
über die Beiträge des Mitarbei-
ters zu bekommen. Dies wird
im Zuge des immer vernetzte-
ren Zusammenarbeitens immer
wichtiger – wir sehen, dass
jeder Mitarbeiter immer öfter
und mit immer mehr anderen
Personen zusammenarbeitet
als je zuvor. Dadurch kann der
echte Beitrag eines Mitarbeiters
stellenweise für Vorgesetzte
schwer zu erkennen sein.
David Maurer
(links)
und Timo Riedle
(rechts) sind die beiden
Gründer des Start-ups Evalea.
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