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SPEZIAL RECRUITING
_CANDIDATE EXPERIENCE
spezial Recruiting 06/16
P
flegefachpersonen sind rar. Das
schweizerische Jobportal Job-
agent.ch verzeichnete 2015 in
keiner anderen Berufsgruppe so
viele freien Stellen wie in der Pflege. Das
Universitäts-Kinderspital Zürich sucht
für das laufende Jahr bis zu 100 Pflege-
fachleute. Diese auf dem konventionellen
Weg – Stelleninserate schalten und hoffen
– zu finden, erschien dem Team um Perso-
nalleiter Matthias Bisang wenig erfolgver-
sprechend. Es ging darum andere Wege.
Differenzieren durch „Einfachheit“
Umfragen belegen: Komplizierte Bewer-
bungsverfahren ärgern die Stellensu-
chenden wie kaum ein anderes Thema,
vielleicht einmal abgesehen von man-
gelnden Informationen in den Stellenin-
seraten. Kein Wunder, dass die „Einfach-
heit“ als Sinnbild einer konsequenten
Kundenorientierung zum vielleicht er-
folgsentscheidenden Differenzierungs-
merkmal in Arbeitnehmermärkten auf-
steigt. Das Kinderspital Zürich, kurz
Kispi, tut dies mit einer beeindrucken-
den Konsequenz. Personalleiter Matthi-
as Bisang: „Gute Pflegefachleute haben
in und um Zürich die Qual der Wahl.
Sie suchen sich ihren Arbeitgeber aus,
nicht umgekehrt. Die Unterschiede bei
den Anstellungsbedingungen unter den
Spitälern auf dem Platz Zürich sind nicht
groß. Da entscheiden oft die kleinen De-
tails darüber, wo die Interessenten den
Bewerben-Button drücken.“
Die Liebe zu diesen Details zeigt sich
beim Kinderspital Zürich unter anderem
Von
Jörg Buckmann
in der unglaublich einfachen Bewer-
bung. Auf der eigens für die Anwerbung
von Pflegepersonal eingerichteten Kam-
pagnenseite
nd
auf der Startseite gerade einmal Vorna-
me und Name, E-Mail-Adresse sowie die
Mobilnummer einzugeben – fertig ist die
Bewerbung. Der Aufwand dafür beläuft
sich auf ungefähr 15 Sekunden. Das Kin-
derspital verspricht in der Bestätigungs-
mail, sich innerhalb der nächsten zwei
Arbeitstage zu melden. Diese Verbind-
lichkeit zahlt direkt auf die Arbeitgeber-
marke ein.
Mit diesem mutigen Verfahren und
der Erkenntnis, dass es schließlich bei
der guten alten AIDA-Formel (Attenti-
on, Interest, Desire, Action) am Schluss
um das entscheidende „Action“ geht, ist
das Kinderspital nicht allein. Auch die
IT-Tochter von Daimler macht es den be-
gehrten IT-Cracks auf dieselbe Art und
Weise leicht, sich zu bewerben.
Kaum Vorarbeit für Bewerber
Ob die Interessenten über die grund-
sätzlichen Voraussetzungen wie eine
anerkannte Ausbildung und genügend
gute Deutschkenntnisse verfügen, er-
fahren die Recruiterinnen des Kispi in
einem systematischen, maximal zehn-
minütigen Telefoninterview. Stimmt der
erste Eindruck, werden die gewonnenen
Informationen an die zuständigen Lini-
envorgesetzten der Pflege weitergeleitet,
die die Interessenten anschließend zu
einem Einblickstag einladen.
Zu diesem Zeitpunkt werden die üb-
lichen Bewerbungsunterlagen, die Zeug-
nisse und Diplome, geprüft, während
die Person Probe arbeitet. Ein Motiva-
tionsschreiben erübrigt sich. Matthias
Bisang: „Wer sich einen Tag Zeit nimmt,
das Kinderspital und seine vielleicht
künftigen Arbeitskollegen kennenzuler-
nen, ist definitiv motiviert. Wozu sollen
wir da noch ein Papier verlangen?“
Das Verfahren ist also nicht weniger
genau als anderswo übliche – nur wer-
den die Bewerber nicht schon im ers-
ten Schritt des Auswahlverfahrens mit
viel Vorarbeit „belästigt“, sondern erst
dann, wenn das Kispi grundsätzliches
Interesse bekundet, also nach dem Te-
lefongespräch. Auch das hinterlässt bei
vielen Bewerbern ein gutes Gefühl und
einen positiven ersten Eindruck.
Ein attraktives Drumherum
Das kundenorientierte Vorgehen der
Kispi-Verantwortlichen wurde in ein at-
traktives Äußeres, sprich eine Kampag-
nen-Microsite verpackt. Diese verknüpft
spielerische Elemente mit dem sensati-
onell einfachen Bewerbungsprozedere.
Auf
önnen Inter-
Die 15-Sekunden-Bewerbung
PRAXIS.
In Zürich buhlen gleich mehrere große Spitäler um Pflegetalente. So auch das
Universitäts-Kinderspital Zürich. Dieses setzt auf besonders einfache Bewerbungen.
Das Bewerbungsverfah-
ren beim „Kispi“ Zürich
ist nicht weniger genau
als andere. Nur müssen
die Bewerber nicht
schon im ersten Schritt
viel Vorarbeit leisten.
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