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06/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
von unbewussten Mustern leiten lässt“,
so Martin Frömmer.
Auch mit Blick auf die Umsetzung
des Allgemeinen Gleichbehandlungsge-
setzes (AGG) bietet das anonymisierte
Bewerbungsverfahren für Frömmer viele
Vorteile: „Uns gelingt es, Menschen an-
zusprechen, die ansonsten bei einer Be-
werbung Wettbewerbsnachteile hätten.
Dabei denke ich nicht nur an Menschen
mit Migrationshintergrund, sondern et-
wa auch an Ältere. Sie werden schnell
übersehen. Im Wettbewerb um die qua-
lifiziertesten Arbeitskräfte und vor dem
Hintergrund des demografischen Wan-
dels können wir es uns nicht dauerhaft
leisten, diese Qualifikationspotenziale
außer Acht zu lassen.“
Mehr Bewerbungen
Höhere Bewerbungszahlen sind ent-
scheidend, wenn es darum geht, die
Qualifikationen des Arbeitsmarkts aus-
zuschöpfen. „Das Verfahren wird gut
von den Bewerbern angenommen. Eine
statistische Auswertung zeigt, dass
unsere Bewerbungsquote seit Einfüh-
rung des Verfahrens um gut 20 Pro-
zent gestiegen ist. Das ist für uns ein
erfreuliches Ergebnis. Denn gerade im
kommunalen Bereich konkurrieren wir
bei vielen Stellen mit anderen Arbeitge-
bern, insbesondere für den technischen
Bereich“, berichtet Martin Frömmer.
Die Stadt Monheim am Rhein stellt
zurzeit viel Personal ein. Zur Umset-
zung anstehender Projekte werden
Fachkräfte wie Ingenieure, Techniker
und Architekten gesucht, aber auch
Sachbearbeiter oder Verwaltungsex-
perten. „Daher war es wichtig, dass wir
uns frühzeitig professionell aufgestellt
haben und uns heute als moderne Ar-
beitgebermarke präsentieren. Insofern
kam das anonymisierte Bewerbungsver-
fahren 2014 genau zur richtigen Zeit“,
so der Bereichsleiter. Gerade in Zeiten
wachsenden Fachkräftemangels sei man
auf die Potenziale und Talente aller ange-
wiesen. Seit die Stadt Monheim Interamt
nutzt, gab es mehr als 70 Ausschrei-
bungen und über 2.200 Bewerbungen
im anonymisierten Verfahren. Für we-
niger internetaffine Bewerbergruppen,
hierunter fallen vor allem gewerbliche
Tätigkeiten, nutzt Monheim weiterhin
das klassische Bewerbungsverfahren.
Effektive Bewerberauswahl
Und so funktioniert die anonymisierte
Bewerbung: Die Stadtverwaltung kann
in Interamt das Bewerbungsverfahren
für eine Stellenausschreibung auswäh-
len. Fällt die Wahl auf das anonymisier-
te Verfahren, anonymisiert das Portal
automatisch die persönlichen Daten
von Bewerbern. Im Bewerbereingang
können die Personaler dann nach ih-
ren Auswahlkriterien wie Schulnoten
und Berufserfahrung filtern. „Die Daten
der Bewerber sind zwar anonymisiert,
bieten aber die wesentlichen Elemente
für eine effektive Personalauswahl“, ist
Martin Frömmer überzeugt. Kontakt-
aufnahme und Einladung zum Vorstel-
lungsgespräch erfolgen automatisch
direkt per E-Mail. Erst nach dem Versen-
den der Einladung wird die Anonymi-
sierung aufgehoben und der Personal-
entscheider erhält den vollen Zugang zu
den persönlichen Daten des Bewerbers.
Verschlankung interner Prozesse
Ein weiteres wichtiges Kriterium für
die Einführung des anonymisierten Be-
werbungsverfahrens war für die Stadt
Monheim am Rhein die Verschlankung
interner Prozesse. Die in Interamt an-
gelegten Prozesse für das Bewerberma-
nagement sehen die Beteiligung mehre-
rer Entscheidungsträger und Gremien
sowie zahlreiche weitere Optionen vor.
Martin Frömmer: „Unsere internen Pro-
zesse haben sich deutlich verbessert: Die
Kommunikation mit unseren Dienststel-
len läuft komplett elektronisch, die Ab-
wicklung interner Prozesse ist einfacher
geworden.“ Die Personaler erstellen ihre
Auswahllisten jetzt per Mausklick: Wer
hat welche Studienabschlüsse, wer ver-
fügt über die entsprechende Erfahrung?
„Noch vor zwei Jahren waren das alles
Excel-Listen“, weiß Martin Frömmer.
Auf Skepsis folgte Akzeptanz
Die Einführung des Verfahrens war kein
Selbstläufer, gibt Frömmer zu. Er musste
Überzeugungsarbeit auch in den eigenen
Reihen leisten: „Viele standen unserem
Vorhaben zuerst skeptisch gegenüber.
Sie befürchteten, dass die Bewerbungs-
unterlagen nicht aussagekräftig genug
seien. Diese Befürchtungen konnten
wir ihnen schnell nehmen.“ Durch das
standardisierte Vorgehen – die Bewer-
ber füllen eine vorgegebene Maske aus
– wird sichergestellt, dass der Personal-
entscheider alle erforderlichen Informa-
tionen erhält, um beurteilen zu können,
ob ein Kandidat die erforderliche Qualifi-
kation und Erfahrung mitbringt.
Anderen Kommunen, die vor der Ent-
scheidung stehen, das anonymisierte
Bewerbungsverfahren einzuführen, rät
Martin Frömmer: „Es ist einen ernst-
haften Versuch wert. Es bleibt ja jedem
unbenommen, nach einer Pilotphase zu
entscheiden, ob man es fortführen möch-
te. Meine Kollegen und ich sind mittler-
weile überzeugt, dass es für Monheim
der richtige Weg ist.“
„Uns gelingt es, Menschen anzuspre-
chen, die ansonsten bei einer Bewer-
bung Wettbewerbsnachteile hätten.“
Martin Frömmer, Mitglied im Verwaltungsvorstand der Stadt Monheim
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