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06/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
N
och tut sich HR mit der Dis-
ziplin Controlling schwer. In
fünf Tipps haben wir Ansatz-
punkte zusammengestellt,
wie das HR-Controlling gelingen kann.
Tipp 1: Führen Sie Controlling durch –
und nicht Kontrolle
Modernes Personalcontrolling hat in
erster Linie eine Steuerungs- und erst in
zweiter Linie eine Überwachungs- oder
Kontrollfunktion. Auch das Bild vom HR-
Controller hat sich geändert vom Regist-
rator über den Navigator zum Business
Partner für HR-Chef/Arbeitsdirektor und
Führungskräfte. Das HR-Controlling un-
tersucht Strukturen und Prozesse der
Personalorganisation und HR-Themen
auf Effizienz und Effektivität.
Tipp 2: Suchen Sie im Personalcon-
trolling nicht nur Erkenntnisgewinn
Der „Return on Investment“ des HR-
Controllings liegt am oberen Ende der
Skala aller Personalfunktionen. Fehl-
steuerungen vermeiden, Misfit-Kosten
aufdecken oder mit Wirtschaftlichkeits-
berechnungen
Investitionsvorhaben
überprüfen: Jedes Mal stehen am Ende
der Controllingaktivitäten Ersparnisse
in Euro auf der Habenseite des HR-Cont-
rollings und damit der HR-Organisation.
Tipp 3: Machen Sie weiche Daten zu
harten Zahlen
Vergessen Sie das qualitative Personal-
controlling nicht. Die meisten Daten aus
Von
Wolfgang Jäger
und
Silke Wickel-Kirsch
der Marktforschung – wie zur Arbeitge-
berattraktivität oder aus Mitarbeiterbe-
fragungen – lassen sich relativ schnell
von prägnanten Spitzenkennzahlen in
harte Zahlen verwandeln. Solche qua-
litativ gewonnenen harten Zahlen zu
Mitarbeiterengagement, Veränderungs-
bereitschaft, Commitment und Loyalität
gehören heute in das Muss-Portfolio eines
qualitativen Personalcontrollings. Glei-
ches gilt für interne Kundenzufrieden-
heitsbefragungen oder die Bereitstellung
von „Online-Radars“ beispielsweise im
Rahmen von Transformationsprozessen.
Tipp 3: Weisen Sie mit Controlling
Ihren Wertbeitrag nach
Nicht erst mit dem Aufkommen des
„Shareholder Values“ stellen sich die
Unternehmen die Frage nach der Ver-
zinsung des eingesetzten Kapitals. Nun
ist HR typischerweise eine Kostenstelle,
die ihren „Wertschöpfungsbeitrag zum
Gesamterfolg des Unternehmens“ im-
mer wieder nachweisen muss. Hat der
Bereich Personal seine beziehungsweise
die gesamten Personalkosten im Griff,
ist der erste Schritt zur Vermeidung von
Wertvernichtung getan. Kann der Nach-
weis erbracht werden, dass die Leistun-
gen der Mitarbeiter durch effiziente und
erfolgreiche HR-Instrumente und -Pro-
gramme zum Beispiel über dem Bran-
chenschnitt liegen, dann können auch
Wertbeiträge nachgewiesen werden.
Tipp 4: Controllen Sie auch Ihr Re-
cruiting und Talent Management
Detailliertes Weiterbildungs-/Personal-
entwicklungscontrolling und/oder Per-
Tipps: So klappt HR-Controlling
PRAXISTRANSFER.
Controlling statt Kontrolle, Mut zu Big Data: Welche Ansatzpunkte
beim HR-Controlling Erfolg versprechen, fassen die Studienautoren zusammen.
sonalbeschaffungscontrolling sind häufig
Stiefkinder des Personalcontrollings. Da
jedoch in den vergangenen Jahren die
Ausgaben für Weiterbildung, Personal-
entwicklung (Talent Management) und
Recruiting inklusive Employer Branding
sowie Personalmarketing deutlich ange-
wachsen sind, ist es notwendig, dass das
Personalcontrolling auch diese Themen
in seinen Fokus stellt. Zumindest bei
größeren Unternehmen gehen die Auf-
wendungen in die Millionen und weisen
regelmäßig ein nicht unerhebliches Ein-
sparpotenzial auf. Bündeln, Fokussieren
und Prozessoptimieren sind auch hier
Zauberworte des Personalcontrollings.
Tipp 5: Wagen Sie sich an Big Data
Daten sind in diesem Jahrtausend das
neue Öl – auch für das Personalcontrol-
ling. Von „Data Mining“ bis zur künstli-
chen Intelligenz reicht das Spektrumdes
datengestützten Controllings. „Smart
Controlling“ oder „Personalcontrolling
4.0“ heißen die neuen Begriffe eines zu-
kunftsorientierten Controllings. Moder-
ne Mensch-Maschinen-Systeme finden
Eingang in das Personalcontrolling und
am Ende hat der Personalcontroller den
Computer als Kollegen und nicht nur als
Arbeitsmittel.
PROF. DR. WOLFGANG JÄGER
ist Profes-
sor am Studiengang Media Management an
der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden.
PROF. DR. SILKE WICKEL-KIRSCH
ist
Professorin für Personalwirtschaft und
Organisation an der Hochschule Rhein-Main
in Wiesbaden.
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