PERSONALquarterly 4/2015 - page 66

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_FORSCHERPORTRÄT
PERSONALquarterly 04 /15
Wie Energie und Dynamik Trägheit überwinden
Forschen und praktische Lösungen für Unternehmen entwickeln, das sind für
Professorin Heike Bruch an der Uni St. Gallen zwei Seiten einer Medaille.
Ruth Lemmer
,
Freie Wirtschaftsjournalistin, Düsseldorf
I
hr Vorstandssitz in der DGFP Deutsche Gesellschaft für
Personalführung ist für Heike Bruch nicht einfach ein
Pöstchen mehr. Sie knüpft konkrete Ziele an diese Arbeit
und will zum einen die Professionalisierung der Führung
in der Praxis vorantreiben und im DGFP-LAB eine erfolgreiche
(Re-)Evolution der Arbeitswelt fördern. Unternehmenspraxis
und Forschung gehen eine Symbiose ein. Bei der DGFP wie im
Demographie Netzwerk ddn, beim Arbeitgeberpreis für den
Mittelstand Top Job, im Wissenschaftsrat und natürlich bei
ihrer Arbeit an der Universität St. Gallen.
Heike Bruch ist Berlinerin, studierte dort an der Freien Uni-
versität Betriebswirtschaftslehre, promovierte summa cum
laude an der Universität Hannover und ging als wissenschaft-
liche Assistentin und Lehrbeauftragte an die Universität St.
Gallen – parallel zu drei Jahren Arbeit an der London Business
School. Nach ihrer Habilitation zu „Leaders‘ Action“ im Jahr
2001 blieb Heike Bruch in St. Gallen. Als Direktorin des IFPM
Institut für Führung und Personalmanagement der Universi-
tät St. Gallen und BWL-Professorin für Leadership treibt sie
die Themen organisationale Energie, gesunde Hochleistung,
Future Leadership mit immenser persönlicher Energie in For-
schung, Lehre und Praxis voran. Der Lohn: Best Paper Awards,
Preise für Fallstudien in Serie und im Personalmagazin seit
2005 und im September 2015 wieder unter den „40 führenden
Köpfen“ des Personalwesens. Auch ihr unternehmerischer Er-
folg kann sich sehen lassen: Bruch und ihr Team gründeten als
Uni-Spin-off die Energy Factory, in der Firmen bei der Entwick-
lung von Hochleistungskultur, Leadership Development und
der Messung ihrer Energie, Trägheitsmomente und Innovati-
onskraft begleitet werden.
Das erste Mal treffen Bachelor-Studierende auf die Profes-
sorin, wenn sie über die Grundlagen von Führung und Or-
ganisation referiert. Schon diese noch jungen Leute will die
Hochschullehrerin überzeugen: „Die Studierenden sollen im
Studium ein Gefühl dafür kriegen, warum Führung kein Selbst-
läufer und ungemein wichtig in der Unternehmenspraxis ist.“
In der Master-Stufe dann wird, so Bruch, die „eigene Forschung
integraler Bestandteil“. Die Studierendenwenden in der Pflicht-
vorlesung „Strategic Leadership“ praktische Tools an, wenn sie
in Unternehmen wie dem Werkzeughersteller Hilti oder dem
Pumpenspezialisten Sulzer mit Führungskräften gemeinsam
arbeiten. „Die Studierenden lernen, die Führungskonzepte als
praktische Instrumente zu nutzen, um in Unternehmen He-
rausforderungen zu analysieren und in der Praxis Lösungen
zu generieren“, sagt die Dozentin.
Mit einem verschmitzten Lächeln gibt sie zu: „Ich rede gerne
Tag und Nacht über die Inhalte meiner Arbeit.“ Bei Vorträgen
und in Workshops reißt die große schlanke Rednerin das Pub­
likum mit, wenn sie lebhaft ihre Thesen und Forschungser-
gebnisse darstellt. Für Zwischenfragen hat Bruch immer ein
offenes Ohr, ist dem Publikum stets aufmerksam zugewandt.
Schließlich hat sie eine Mission: gute Führung. Wohl deshalb
gibt sie dem Publikum Anregungen mit auf den Weg. „Überle-
gen Sie, was in Ihrem Unternehmen die Energie ausbremst“,
fordert sie gestenreich. „Schauen Sie sich das mal bei sich
an.“ Heike Bruch fordert Geschäftsführer und Spitzenmanager
heraus – auch deshalb gehen die intensiven Gespräche bis tief
in die Kaffeepause weiter.
PROF. DR. HEIKE BRUCH
Institut für Führung und Personalmanagement (IFPM)
St. Gallen/Schweiz
E-Mail:
© TOP JOB
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