Immobilienwirtschaft 3/2019 - page 11

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3.2019
„Wohnungsbau wird überhaupt wieder als
politische Aufgabe in der Stadt Dresden
wahrgenommen, das ist überhaupt nicht
selbstverständlich.“
Die WiD will bis 2022 etwa 800 ge-
förderte Wohnungen bauen, die Arbeiten
für die erstenWohnungen sind imHerbst
gestartet. In diesem Jahr sollen 22 Woh-
nungen fertig werden, zudem liegen Jäckel
vier Baugenehmigungen für weitere Vor-
haben vor. Gebaut werden soll zunächst
auf den gut 20 stadteigenen Grundstü-
cken, kleinteilig und übers Stadtgebiet
südlich der Elbe verteilt. Um danach die
weiteren 1.700 beschlossenenWohnungen
errichten zu können, braucht es weitere
geeignete Grundstücke – und die zu er-
langen, dürfte schwierig werden. Bauland
ist auch in Dresden knapp und teuer ge-
worden. Da schmerzt es zusätzlich, dass
die Stadt in den vergangenen Jahren zahl-
reiches Bauland verkauft hat. Nun denkt
man auch über den Ankauf von Flächen
des Bundes nach und hofft auf eine Ver-
stetigung der Förderpolitik des Freistaates
Sachsen über das Jahr 2020 hinaus.
In Dresden hat das neue
Kommunalunternehmen
mit Geburtsschmerzen
zu kämpfen
Damit kristallisiert sich inDresden ei-
ner der Hauptknackpunkte bei derartigem
politischem Vorgehen heraus: Der beste
Wille bringt nichts, wenn die kommunale
Wohnungsbaugesellschaft keinen Platz
zum Verwirklichen ihrer Bauvorhaben
findet. „Das Problem ist, dass wir wenig
Grundstücke imBesitz haben – das ändert
sich auch nicht mit einer Wohnungsbau-
gesellschaft“, bekräftigt der Sprecher der
Stadt Osnabrück, Sven Jürgensen, und lie-
fert so einenderHauptgründe, warumsich
die Verantwortlichen der etwa 165.000
Der Verkauf von städtischen Wohnungsbaugesellschaften galt lange als Schachzug
zum Stopfen von Haushaltslöchern. Nun denken Kommunen über die Neugründung solcher
Gesellschaften nach. Sie brauchen mehr Einfluss auf den eigenen Wohnungsmarkt.
ckelte sich in eine dermaßen ungewünsch-
te Richtung, dass sich die Stadtverantwort-
lichen zur Gründung einer neuen Woh-
nungsbaugesellschaft entschlossen.
Schnell wurden dabei die Geburts-
schmerzen spürbar, die in der nun herr-
schenden Marktlage mit einem solchen
Schritt verbunden sind – anfängliche An-
kündigungen über Tempo undAnzahl der
zu bauenden Wohnungen konnten nicht
eingehalten werden. Zudem erwies sich
das Spannungsfeld zwischen Finanzie-
rungsmöglichkeiten und der Beschrän-
kungsgrenze für die Baukostenhöhe sowie
maximal mögliche Mietpreise als ausge-
sprochen schwierig. Der Chef des neuen
Kommunalunternehmens „Wohnen in
Dresden“ (WiD), Steffen Jäckel, weist au-
ßerdem auf anfängliche organisatorische
und strukturelle Herausforderungen hin.
Es hätten überhaupt erst einmal die Struk-
turen innerhalb der Stadtverwaltung für
eine dauerhafte Beteiligung am sozialen
Wohnungsbau aufgebaut werdenmüssen,
sagt er. Einen Gewinn sieht Jäckel grund-
sätzlich in der positivenGrundstimmung,
die nicht unterschätzt werden dürfe.
für die Gründung einer Wohnungsbau-
gesellschaft entschieden, um bezahlbaren
Wohnraumzu schaffen. Der Bedarf wächst
dort auch in der Mittelschicht: Obschon
ländlich geprägt, liegen die Mietpreise bei
um die zehn Euro pro Quadratmeter. In
der Stadt Osnabrück, wo die politischen
Verantwortlichen ebenfalls Jahre vorher
ihre städtische Wohnungsbaugesellschaft
verkauft hatten, flammt die Diskussion
darüber immer wieder auf – genauso wie
in Castrop-Rauxel, Paderborn, Landau
und einer Liste von Gemeinden, die sich
fortsetzen ließe.
Das wohl schlagzeilenreichste Bei-
spiel lieferte zuletzt Dresden. Im Jahr
2006 hatte die sächsische Landeshaupt-
stadt ihre „Woba Dresden GmbH“ an die
Investmentgesellschaft Fortress Invest-
ment Group verkauft. Etwa 48.000 bis
dahin kommunale Wohnungen gingen
in private Hand über. Was damals als
finanz
politischer Coup gefeiert wurde, da
Dresden auf einen Schlag alle Schulden
loswurde, gilt längst als einer der schwers-
ten Fehler in der Kommunalpolitik: Die
Situation auf demWohnungsmarkt entwi-
»
Die Stadt Dresden hat 2006
ihre Woba Dresden GmbH
verkauft – heute gilt dies als
einer der schwersten Fehler
in der Kommunalpolitik.
Inzwischen gibt es eine neue
kommunale Wohnungs-
baugenossenschaft. Doch
Bauland ist in Dresden knapp
und teuer geworden.
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