Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 12

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Markt & Politik
i
Die Dritte Industrielle Revolution
veranstalten sie Erlebnisführungen, bei
denen Raumqualitäten erfahrbar werden.
Der Zukunftsexperte Stephan Jung reist
um den Globus und motiviert Entschei-
der aus der Shopping-Center- und Retail-
Branche, ihre Geschäftsprozesse disruptiv
zu denken. Selbst die Deutsche Annington
geht mit dem barrierefreien Umbau von
Bädern auf Modernisierungskurs. Aus
Raider wird nicht einfach Twix, sondern
eine neue Prozessqualität.
Digitale Wertschöpfungsketten entwi-
ckeln
Ohne den Rückhalt aus der Chef-
etage, von Mitarbeitern und Geschäfts-
partnern ginge dies nicht. Es braucht eine
offene Unternehmenskultur. Erforderlich
ist eine Organisation, die Ideen systema-
tisch fordert und fördert. Notwendig ist
überdies ein fundamentales Verständnis
für die vernetzende Funktionsweise des
Internets. Gibt es zum Beispiel ein „Digi-
tal Advisory Board“, wie es der Hamburger
UnternehmerThomas Promny empfiehlt?
Und wie steht es um die zeitlichen und fi-
nanziellen Ressourcen für Innovationen?
Auch braucht es eine Mischung von Digi-
tal Natives und erfahrenen Hasen.
Die Immobilienwirtschaft muss sich
entscheiden: Will sie weiterhin transakti-
onsgetrieben reagieren und im Status quo
verharren oder forciert sie den Moderni-
sierungsprozess, der neue Wertschöp-
fungsketten ermöglicht – aber vor allem:
querdenkende Talente anzieht?
E
in Verständnis für Innovationen sucht
man bei Immobilienunternehmen oft
vergeblich. Wie entsteht eine Innova-
tionskultur, die neues Denken ermöglicht?
Innovationstreiber bleiben uner-
kannt
Noch ist das Beharrungsvermö-
gen stärker als der Wille, sich mit Neuem
zu beschäftigen. Digitalisierung? Sollen
sich die IT-Leute drum kümmern. Der
Städteumbau? Betrifft die Kommunal-
verwaltungen. Nachhaltigkeitsthemen?
Dafür gibt es doch Zertifikate. Proaktive
Mieterkommunikation? Lieber keine
„schlafenden Hunde“ wecken. Fachüber-
greifender Austausch? Kostet zu viel Zeit.
Demografischer Wandel? Den gehen wir
langsam an. Sich an den Transaktionser-
folgen zu erfreuen, ist einfacher, als sich
zukunftsfähig aufzustellen. Zudem wirkt
die Finanzpolitik des „billigen Geldes“
wie ein realitätsdämpfenderWattebausch.
Läuft doch alles prima! Doch weiter nach
dem „Sankt-Florians-Prinzip“ zu agieren,
könnte sich als fahrlässig herausstellen,
wie die im Februar 2015 veröffentlichte
Studie „Innovationen in der Immobilien-
wirtschaft“ der IREBS zeigt. Statt hierar-
chischer Strukturen fordern die Verfasser
eine aktive Innovationsförderung, um die
kommendenHerausforderungen zumeis-
tern.
Aus Raider wird nicht einfach Twix
Er-
ster Widerstand gegen das „alte System“
regt sich. So konzipieren Kai Zimprich,
Leiter Online Markets EMEA bei Jones
Lang LaSalle, und sein Teamdigitale Busi-
ness Cases entlang der Wertschöpfungs-
kette von Immobiliendienstleistungen, die
die tradierten Modelle flexibler machen.
Die „Jungen Wilden“ Dr. Roman Wag-
ner und Jens Schneider hatten keine Lust
mehr, Powerpoint-Schlachten zu schlagen
und sich durchWorkshops zu quälen, um
Entscheidern die Vorzüge moderner Ar-
beitswelten nahezubringen. Stattdessen
Platz für Neues schaffen
Serie –
Teil 6
Ohne Innovationen werden
auch die stärksten Unterneh-
men irgendwann abgehängt.
Obwohl sich die Immobilien-
wirtschaft mitten im digitalen
Transformationsprozess von
Wirtschaft und Gesellschaft
befindet, begreifen sich viele
Immobilienunternehmen
nicht als Teil des Wandels.
Immobilienwirtschaft nach der
Dritten Industriellen Revolution:
Aspekte und Ausblicke
In
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Dagmar Hotze, freie Journalistin
„Die Player müssen sich
entscheiden: Wollen sie
weiter transaktionsge-
trieben reagieren oder
forcieren sie den Moder-
nisierungsprozess?“
Dagmar Hotze,
freie Journalistin
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