Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 10

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Markt & Politik
i
Die Dritte Industrielle Revolution
fältig vorhandenen Lagerstätten für Öl
mit überschaubarem Aufwand in Wär-
mespeicher umgerüstet werden. Eine enge
Verzahnung der dafür benötigten „Aufla-
deenergie“ mit den alternativen und her-
kömmlichen Stromversorgern kann dem
Thema „Energieeffizienz“ eine ganz neue
Wendung geben. Hochwillkommener
Nebeneffekt wären sinkende Strompreise
und ein Investitionsschub im Immobili-
ensektor, den der Markt nach meiner Ein-
schätzung viel stärker akzeptieren würde
als die wesentlich teureren Investitionen
in den Bereich Dämmung.
Bei der Betrachtung der aktuellen
Bruttostromerzeugung, gesplittet nach
Energieträgern, wird mir geradezu
schwindelig, denn nach wie vor erzeugen
wir nahezu zwei Drittel unseres Stroms aus
Kohle, Gas, Uran und Öl. Obwohl die En-
ergieträger Biomasse, Wind, Wasser und
Photovoltaik riesige Entwicklungsschritte
gemacht haben, sind wir für Wärme und
Mobilität nach wie vor in einer riesigen
Abhängigkeit von fossilen Energieträgern
und der Kernenergie, obwohl sich längst
D
ie Politik will die Energiewende,
kämpft um Trassen und riesige Spei-
cherkraftwerke und ist bereit, für
das hohe Ziel der CO
2
-Einsparung den
Bürgern einiges zuzumuten. Gleichzeitig
rumort es auf dem Wohnungs- und Im-
mobilienmarkt. Aber die Politik denkt das
Problem nicht vom Ende her.
Steigende Energiepreise und steigende
Preise für Wohnen müssen zusammen
gedacht werden. Die mögliche Speicher-
kapazität für Wärme im vorhandenen
Immobilienbestand ist dabei bislang zu
wenig beachtet worden.
Fast 90 Prozent der alleine inDeutsch-
landsWohngebäuden verbrauchten Ener-
gie werden für die Erzeugung vonWärme
und Warmwasser aufgewendet. Die viel-
beschworene Energiewende setzt als we-
sentlichen Baustein beimThema Immobi-
lien auf Energieeffizienz und meint damit
vor allemdie Dämmung vonWänden und
Fenstern. Die steigenden Kosten für die
Energieträger und nicht zuletzt die CO
2
-
Belastung sollen durch Einsparungen
beherrschbar bleiben. Doch dieses Kon-
zept des Sparens hat den großen Nach-
teil, dass dadurch Energie nicht weniger
kostet, aber die Kosten für eine möglichst
hochgedämmte Immobilie immer höher
werden.
Konzepte ohne fossile Brennstoffe
Es wird nicht ausreichend darüber nach-
gedacht, wo die Energie der Zukunft
herkommen kann. Angesichts der CO
2
-
Problematik muss an Konzepte gedacht
werden, die auf fossile Brennstoffe nahe-
zu gänzlich verzichten. Langfristig muss
daher die Wärmegewinnung für Wohn-
gebäude mit demThema Stromerzeugung
aus alternativen Energien zusammen ge-
dacht werden.
Es stellt sich die Frage, ob in dem im-
mensen Immobilienbestand nicht Spei-
chermöglichkeiten für Wärme entdeckt
werden können. Dabei könnten die viel-
Heizen mit Strom
Serie –
Teil 6
Wir müssen viel ernsthafter
über Wärmegewinnung durch
Strom nachdenken, wenn wir
von den fossilen Energieträ-
gern Abschied nehmen wol-
len. Das braucht Phantasie:
Stellen Sie sich vor, in einem
Heizungskeller steht anstatt
der alten Ölheizung eine sehr
große Thermoskanne, die mit
einem großen Wasserkocher
erhitzt wird. Dies ist schon
heute technisch möglich.
» Teil 7
(Heft 09.2015)
Städte
entdecken die Energiewende
» Teil 8
(Heft 10.2015)
Digitalisierung im Wohnen
» Teil 9
(Heft 11.2015) Digitalisie-
rung: Einzelhandel als Treiber
serien
-vorschau
Wenn wir von den fossilen
Energieträgern Abschied nehmen
wollen, müssen wir ernsthafter
über Wärmegewinnung
durch Strom nachdenken.
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