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Personal & Karriere
i
Employer Branding
und eine geringe Fluktuation zeigen laut
der Leiterin der Personalentwicklung
Melanie Riegel, dass das Unternehmen
ein attraktiver Arbeitgeber ist. Doch der
Fachkräftemangel sei spürbar, insbeson-
dere in Bereichen, in denen Ingenieure
und Architekten gesucht werden, sowie
im IT-Sektor. „Es ist nicht so, dass wir
die Stellen nicht besetzen können, aber
es wird schwieriger“, sagt Melanie Riegel.
Die Belegschaften altern
Mit ganz
ähnlichen Herausforderungen hat auch
Aareon zu kämpfen. Das Beratungs- und
Systemhaus für die Immobilienwirtschaft
bietet Lösungen zur Optimierung von
IT-gestützten Geschäftsprozessen an.
Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter
liegt laut Sylvia Clöer, Direktorin Perso-
nal und Organisation, bei 43 Jahren. 17
Prozent der Beschäftigten sind älter als 55
Jahre. Auch hier bestätigen eine geringe
Fluktuation und lange Betriebszugehörig-
keiten eine hoheMitarbeiterzufriedenheit.
Gleichzeitig haben diese Faktoren die
Belegschaft über die Jahre altern lassen.
Fachkräftemangel ist für Aareon ein wich-
tiges Thema. „Wir haben in der IT-Bran-
che Vollbeschäftigung“, sagt Sylvia Clöer.
Die Zahl der Studienabsolventen geht
zurück, die Nachfrage bei den Unterneh-
men ist groß, Nachwuchskräfte können
sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. „Schon
seit einigen Jahren dauert es länger, freie
Stellen zu besetzen“, sagt die Direktorin
Personal und Organisation. „Bei einzel-
nen Berufsgruppen, wie beispielsweise
etwa den .Net-Entwicklern, müssen wir
stärker investieren, um passende Bewer-
ber zu finden.“
Ältere Beschäftigte werden für die Un-
ternehmen zu einem kostbaren Gut. „Wir
brauchen das Know-how dieser Mitar-
beiter“, betont Sylvia Clöer von Aareon.
Die berufundfamilie Service GmbH hat
jedoch in ihrer Studie „Arbeit und Alter“
herausgefunden, dass hier die Wünsche
D
ie Immobilienbranche ist vom de-
mografischen Wandel besonders
betroffen. Der Anteil an sozialversi-
cherungspflichtig Beschäftigten im Alter
zwischen 55 und 64 Jahren lag imGrund-
stücks- und Wohnungswesen 2012 bei 20
Prozent. Zum Vergleich: Im Gastgewerbe
oder in der Informations- und Kommu-
nikationsbranche fallen nur zehn Prozent
der Beschäftigten in diese Altersgruppe.
In einemWirtschaftszweig mit so vie-
len älteren Arbeitnehmern spielt das The-
ma Beruf und Pflege eine zentrale Rolle.
„Je höher das Durchschnittsalter, desto
größer der Anteil der Beschäftigten, die
hilfs- oder pflegebedürftige Angehörige
betreuen“, sagt Regine Steinhauer, Au-
ditorin bei der berufundfamilie Service
GmbH. Als Dienstleister begleitet die be-
rufundfamilie Service GmbHArbeitgeber
bei der Weiterentwicklung einer nachhal-
tig familien- und lebensphasenbewussten
Personalpolitik. Das Thema Beruf und
Pflege betrifft deutlich mehr Menschen,
als man zunächst annimmt. „Bereits jetzt
übersteigt die Zahl der Pflegebedürftigen
mit 2,5 Millionen die Zahl der Kinder
unter drei Jahren“, sagt Regine Steinhau-
er. Das habe weitreichende Konsequenzen
für die Wirtschaft, denn über 50 Prozent
der Pflegenden sind berufstätig, knapp 20
Prozent arbeiten sogar in Vollzeit.
Pflegeaufgaben nehmen zu
Eine Mitar-
beiterbefragung der Howoge Wohnungs-
baugesellschaft mbH, eines der größten
kommunalen Wohnungsunternehmen
Berlins, hat ergeben, dass sich bereits ein
Drittel der Mitarbeiter mit dem Thema
„Pflege“ in seinem persönlichen Umfeld
beschäftigt. Zwei Drittel der Befragten
gaben an, dass sie davon ausgehen, dass
in den nächsten fünf Jahren Pflegeaufga-
ben auf sie zukommen werden. Bei der
Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbH
sind die Beschäftigten imDurchschnitt 48
Jahre alt. Lange Betriebszugehörigkeiten
Pflege – ein eigenes Geschäftsfeld
in Immobilienunternehmen
Familienbewusste Personal-
politik muss inzwischen auch
die Pflege älterer Angehöri-
ger im Blick haben – Tendenz
steigend. Auch für pflegende
Arbeitnehmer muss der
Arbeitgeber Angebote schaf-
fen, wenn er in Zeiten des
Fachkräftemangels am Markt
bestehen will. Bislang ist die-
ser Bereich jedoch noch stark
unterbelichtet.
„Bereits jetzt übersteigt
die Zahl der Pflegebe-
dürftigen mit 2,5 Millio-
nen die Zahl der Kinder
unter drei Jahren.“
Regine Steinhauer,
berufundfamilie Service GmbH
Foto: Foto Bethke