Immobilienwirtschaft 05/2015 - page 67

67
0
5.2015
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus-
einandergehen. 500 Arbeitgeber und 500
Arbeitnehmer im Alter zwischen 45 und
60 Jahren wurden befragt. Das Ergebnis:
Während dieArbeitgeber davon ausgehen,
dass zwei Drittel ihrer Angestellten voll er-
werbstätig bis zum gesetzlichen Renten-
eintrittsalter arbeiten werden, wünschen
sich das nur 28 Prozent der Arbeitnehmer.
Flexible Modelle
Sowohl die Aareon AG
als auch die HowogeWohnungsbaugesell-
schaft mbH setzen sich schon länger mit
diesem Thema auseinander. 2012 hat die
Aareon AG den Unternehmenswettbe-
werb „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundes-
familienministeriums gewonnen. Beide
Unternehmen wurden von der berufund-
familie Service GmbH zertifiziert. Mit ih-
rem audit berufundfamilie bietet sie ein
strategischesManagementinstrument, das
Unternehmen dabei unterstützt, eine fa-
milienbewusste Personalpolitik nachhal-
tig weiterzuentwickeln. „Wir haben sehr
flexible Arbeitszeitmodelle“, beschreibt
Sylvia Clöer einen der Lösungsansätze
von Aareon. Die Kernzeiten wurden ab-
geschafft, Mitarbeiter haben die Möglich-
keit, den Samstag in die Planung ihrer
Wochenarbeitszeit mit einzubeziehen. Bei
einemPflegefall in der Familie können die
Mitarbeiter kurzfristig eine sechswöchige
Auszeit nehmen. „Wir zahlen das Gehalt
erst mal weiter“, sagt Sylvia Clöer. Erst
nach der Rückkehr werde gemeinsammit
dem Beschäftigten überlegt, ob er die ver-
säumte Arbeitszeit nachholen kann oder
sie mit dem Gehalt verrechnet wird. Da-
rüber hinaus hat Aareon eine Hotline zum
Thema Beruf und Privatleben eingerich-
tet, und es gibt regelmäßig Fachvorträge
für die Mitarbeiter.
Auch bei der Howoge Wohnungsbau-
gesellschaft mbH hat es bereits vor der
Auditierung laut Melanie Riegel konkrete
Angebote für eine bessere Vereinbarkeit
von Familie und Beruf gegeben. Durch
die Zusammenarbeit mit der berufund-
familie Service GmbH seien diese Maß-
nahmen professionalisiert und stärker im
Unternehmen verankert worden. Zwei
Schwerpunkte hätten sich herausgebildet.
Zum einen bietet die Howoge seit Mitte
April gemeinsam mit einem externen
Unternehmen einen Familienservice für
ihre Mitarbeiter an. Dieser umfasst Be-
ratungs- und Vermittlungsangebote zu
den Themen Kinderbetreuung und Pfle-
ge. Außerdem finden die Beschäftigten
dort Ansprechpartner für verschiedene
Notsituationen. Schließlich werden haus-
haltsnahe Dienstleistungen angeboten.
So werden Beschäftigte zum Beispiel bei
der Suche nach einemHandwerker unter-
stützt. Neben dem Familienservice setzt
die Howoge auf Home-Office-Modelle.
Über 50 Mitarbeiter würden das Angebot
wahrnehmen.
Gesetzliche Vorgaben
Die von der Aare-
onAGund der HowogeWohnungsbauge-
sellschaftmbH umgesetztenMaßnahmen
hat die Bundesregierung nun gesetzlich
festgeschrieben. Am 1. Januar 2015 ist das
Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Fa-
milie, Pflege und Beruf in Kraft getreten.
Angehörige, die Zeit für die Organisation
einer akut aufgetretenen Pflegesituation
benötigen, können bis zu zehn Tage von
der Arbeit fernbleiben. Sie erhalten eine
Lohnersatzleistung, das Pflegeunterstüt-
zungsgeld. Darüber hinaus können sich
Beschäftigte im Rahmen der Pflegezeit
für maximal sechs Monate von der Arbeit
freistellen lassen oder in Teilzeit arbeiten
sowie im Rahmen der Familienpflegezeit
ihre wöchentliche Arbeitszeit für maximal
zwei Jahre auf bis zu 15 Stunden reduzie-
ren. Der Staat unterstützt die Betroffenen
mit einem zinslosenDarlehen. Sowohl die
Pflegezeit als auch die Familienpflege-
summary
»
Die Immobilienbranche ist vom demografischen Wandel besonders betroffen,
im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen
sind ein Fünftel der Arbeitnehmer älter als 55 Jahre.
»
Arbeitgeber denken, dass zwei Drittel ihrer Angestellten bis zum Rentenalter
voll erwerbstätig sind.
Die Mitarbeiter wünschen dies jedoch nur zu 28 Prozent.
»
In den kommenden 15 Jahren werden in Deutschland rund
20 Millionen Menschen das Rentenalter erreichen.
Es ist mit einem massiven Anstieg pflegebedürftiger Menschen zu rechnen.
»
Arbeitnehmer werden immer älter, besonders auch in der Immobilienbranche.
Der demografische Wandel wird diese Tendenz weiter verstärken.
1...,57,58,59,60,61,62,63,64,65,66 68,69,70,71,72,73,74,75,76
Powered by FlippingBook