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2|2019
dieses in finanzielle Schwierigkeiten geratenwar,
veranlasste der Senat die landeseigeneWohnungs-
baugesellschaft degewo, das Mammutprojekt zu
realisieren. 1976 begannen die Bauarbeiten, und
im Sommer 1980 zogen die ersten Mieter ein.
Das Ergebnis begeistert Dr. Leonie Glabau vom
Berliner Landesdenkmalamt noch heute. „Dieses
Haus hat große städtebauliche Qualitäten, ist ar-
chitektonisch gelungen und sehr flexibel“, lobt die
Expertin. „Es ist ein Kind seiner Zeit – einzigartig in
seiner Bauweise auf der ganzen Welt.“ Besonders
hebt Glabau „die sehr differenzierten Freiraum-
anlagen“ hervor. „Der Denkmalschutz“, sagt auch
Elke Benkenstein, Leiterin des Kundenzentrums
City von degewo, „gibt dem Gebäude die Bedeu-
tung, die ihm zusteht.“
Gewaltig sind die Dimensionen dieses Gebäudes.
Es erstreckt sich über eine Länge von 600 m über
der Autobahn und ist bis zu 46 mhoch. Insgesamt
umfasst es 1.759Wohnungenmit insgesamt etwa
100.000 m
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Wohnfläche, davon rund 1.200 Ein-
heiten in der eigentlichen Autobahnüberbauung
und gut 500 in der Randzone. Hinzu kommen ein
Geschäftszentrummit Supermarkt undmehreren
kleinen Läden sowie zahlreiche Autostellplätze in
der Überbauung und in einem separaten Parkhaus.
Große technische Probleme
„Das Projektwurde ein bisschen teurer als geplant,
aber der Zeitplan wurde eingehalten“, sagt die
Denkmalpflegerin Dr. Leonie Glabau. Damit stellt
sie die Entstehung des heutigen Baudenkmals al-
lerdings unproblematischer dar, als sie inWirklich-
keit war. Denn bei der „Schlange“ verhielt es sich
ähnlich wie bei vielen ktuellen Bauvorhaben: Die
Kosten explodierten und die geplante Bauzeitwur-
de überschritten. Wie in der Publikation „75 Jahre
degewo“ nachzulesen ist, kletterten die Baukos-
ten von den ursprünglich geplanten 300Mio. DM
auf 400Mio. DM; hinzu kamen 60Mio. DM für den
Autobahntunnel. Entsprechend kritischwar die öf-
fentlicheWahrnehmung: „Das als zukunftsweisend
gerühmteObjekt“, schrieb „Der Spiegel“ 1980, „er-
weist sich als gigantische Fehlplanung.“
Dem muss man jedoch aus heutiger Sicht wi-
dersprechen. Vielmehr war die Kombination aus
Wohnhaus und Autobahn eine technische Meis-
terleistung. Das merkt man, wenn man auf der
Parkhausebene direkt unterhalb der zwei jeweils
2-spurigen Tunnelröhren steht – und von der Au-
tobahn so gut wie nichts hört. Auch die Bewohner
sind vomAutolärmvöllig ungestört. Erreicht wur-
de dies, indem die voneinander getrennten Tun-
nelröhren über Gummilager elastisch auf Stützen
aufgelagert wurden. Zudem ruhen Tunnel- und
Wohnbauwerk auf zwei unterschiedlichen Fun-
damenten.
Quelle: degewo
Quelle: degewo/Jens Rötzsch
Modell des seit Kurzem
denkmalgeschützten Baus
Der Blick aus der Luft zeigt die gewaltigen Dimensionen der
600m langen Autobahnüberbauung
Farben prägen die Eingangs-
bereiche in der „Schlange“
Quelle: degewo